Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

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90 Der lebte Folfungex.

daß Albrecht der Gräfin nachgeſtellt, daß Edda ihn zurüd= gewieſen hatte, und es war für Moltke ein beſchämender und drü>ender Gedanke, daß er einer Waiſe, die vertrauen3= voll vielleicht nux ſeinen Schuß geſucht, niht wenigſtens den Ritterdienſt eines wohlwollenden Freundes geleiſtet habe. Wenn Edda’s Bild jebt, wo er ſie beſſer beurtheilte, vor ſeine Seele trat, erſchien es ihm in völlig anderem Licht, und mit dex Reue ſ{li< ſi< ein der Sehnſucht ähnliches Gefühl in ſein Herz; das Weſen, das er nicht geachtet hatte, als es ihn geſucht, erſchien ihm begehren8= werther, nun es ſeinen Bliken entſ<hwunden war.

Da ſah er Edda plôlich in Lübe> wieder, aber faſt in noh verächtlicherer Geſtalt, als früher, als eine Spionin des Königs, die das Vertrauen einer Fürſtin, das ſie dur Heuchelei exſchlichen hatie, betrog, under mußte annehmen, ſie ſpiele im Auftrage Albrecht's, beſtochen dur Verheißungen des Königs. Erſt als Edda Margaretha verlaſſen und ihm ihr Herz ausgeſchüttet hatte, ſah er, daß ſie weniger Ver= achtung, als Mitleid verdiene, daß ihre Leidenſchaften das junge Mädchen, dem nie ein Freund und Rathgeber zur Seite geſtanden, irregeleitet hatten, daß ſie eines edlen Zwed>es halber, erbittert dur< Enttäuſchungen, zur Heuchz lerin geworden war. Und er ſah es dieſem Weibe an, daß ihr Herz ihm den Vorwurf mache, er hätte ſie retten können, wenn er gewollt, ſeinen Rath hätte ſie befolgt, ihm hätte ſie vertraut!

Es laſtete auf ihm wie eine Schuld, Edda war für ihn fortan ein Weib, deſſen Unglü> ſeinem Gewiſſen ein Vorwurf wax, dem aber die Hand zu bieten er ſich ſcheute;