Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Ohne viele Worte. Vovelle

von

A. Kiſtner.

IE (Nachdru> verboten.)

Helene Olten hatte nah dem Lode ihres Manues die erſte Reiſe gemacht und in der Familie ihres Bruders das Weihnachtsfeſt gefeiert. Sie dachte jet an die Kinder= ſchaar zurüd, die ſie ſoeben verlafſen, für die ſie die gute Tante ſein durfte und ſtets bleiben würde.

Man nannte ſie eine wohlhabende Wittwe, wie man ſie, vor ihrer Verheirathung, ein armes Mädchen genannt hatte.

Die öffentliche Meinung irrte in beidem. Was ihr von den Eltern als Erbtheil zugefallen, hatte fie dem Bruder geſchenkt. Ju ihrer Che war ſie verſorgt, Kinder beſaß ſie nicht. Jhr Mann litt mehrere Jahre, bevor er ſtarb, ſie pflegte ihn liebevoll und trug drei Jahre lang die Trauer, welche ſie kürzlich abgelegt.

Helene Olten lebte jekt von dem Mieth8ertrag ihres Hauſes, auf dem no< Schulden hafteten , außerden von den geringen Zinſen ihres kleinen Vermögens. Bei be=ſcheidenen Anſprüchen reichte dies für ihre Bedürfniſſe gerade aus.