Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Von Ernſt Zederfall. ; 215
beſonders bei dem „bitteren Zug“ auf den gleichzeitigen Ausdru> des Bli>es zu achten, inſofern dieſelben je nah der Art des Blickes verſchiedene Bedeutung annehmen fönnen, ſo daß z. B. bei mattem Bli der bittere Zug des Mundes dem Antliß das Gepräge bitteren und dulden= den Leidens, bei energiſ<hem Bli dasjenige zorniger Erbitterung, bei entzü>tem das des Hilfeflehens auf drüdt, bei gleichzeitig durch einander laufenden horizontalen und vertikalen Stirnfalten und wettgeöffneten Augen aber den Ausdru> heftigen Entſebens hat. Phyſiognomiſch wird der bittere Zug des Mundes bei Menſchen, die mit anz haltenden „Bitterniſſen“ des Lebens zu fämpfen haben, die auf die Seele beſtändig wie bittere Speiſe auf die Geſ<masnerven wirken. Der „verbitterte“ Menſch iſt eine Folge von außerordentlich unangenehmen Verhält=niſſen. Der „erbitterte“ dagegen laborirt meiſtens nur an allzu großer Empfindlichkeit, die ihn ſeine Umgebung gleichſam durch eine entſtellende Brille betrachten läßt. Noch intereſſanter in ſeiner Entſtehung iſt der verbiſſene Zug. Wie jede Erregung der Seele ſich niht nux in einem vereinzelten Körpertheil äußert, ſondern das ganze Nervenſyſtem und damit alle Muékeln des Körpers in Mitleidenſchaft zieht, die Ungeduld z. B. ſowohl im Auge wie in den Fußſpizen, der Zorn ſowohl in dem ſprühenden Bli, wie in der bebenden Hand, wie auch weiterhin in dem zu Boden ſtampfenden Fuß zum Aus dru> gelangt, ſo verſeßt auch jede heſtige förperliche Anſtrengung niht nux diejenigen Muskeln welche die beabſichtigte Leiſtung ausführen ſollen, ſondern erfahrungs-