Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

256 Mannigfaltiges.

Wahre Größe. — Der geniale Komponiſt Ludwig van Beethoven erkannte ſtets neidlos die Bedeutung Anderer an. Als ihn einſt Karl Maria v. Weber, der Komponiſt des „Freiſhütß“, beſuchte, rief der taube, mürriſche, mit ſi ſelbſt und der Welt zerſallene Meiſter, ihn umärmend, voller Jubel: „Da biſt Du ja, Du Kerl, Du heilloſer Teufelsfexl!“

Und Weber ſchrieb hernach in ſein Tagebuch: „Dieſer rauhe, zurüſtoßeude Menſh machte mir ordentlih die Cour und that gerade, als ob ich viel größer ſei als er. Dieſer Tag wird mix immer denkwürdig bleiben.“ L. M.

Uxſprung eines ES — Das Sprichwort: „Viel Geſchrei und wenig Wolle, „ſtammt aus einer mittelalterlicher Fabel. Da heißt es: „Dex Teufel ſcor einſt ein Schwein, da gab es viel Geſchrei und wenig Wolle.“ E. &

Ein ungalauter Doktor. — Eine ſchöne junge Pariſerin hatte neben ihren andern Launen auch jüngſt die, daß ſie ſich unwohl fühle. Man rief ſchleunigſt ihren Arzt. Derſelbe erſchien und fragte die Leidende, was ihr denn fehle.

„Zh bin ſehr krank, Doktor,“ ſeufzte die Dame.

Der Arzt griff exſchro>en nah ihrer Hand und fühlte den Puls, „Ruhe,“ ſagte ex dann kühl, „meine Gnädige, iſt Alles, was i< Jhnen verordnen kann !“

„Wie? Sonſt nichts? Und ich bin doch ſo krank! Sehen Sie uur meine Zunge!“

Dex Arzt beſah das berühmte Zünglein, welches in dem Rufe einer ganz beſonderen Beweglichkeit ſtand. „Auch der Zunge fehlt nichts,“ ſagte er darauf tro>œen. „Nux braucht dieſelbe — Ruhe! Nuhe gerade jo, wie Sie ſelbſt!“ v. W.

Herausgegeben, gedru>t und verlegt von Hermann Schönlein in Stuttgart.