Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenroth. 55

Gräfin, wie ein Opfer, das ſie zerreißen könne, thr Anbli> hatte etwas Entſeßliches, Grauenerwe>endes.

„Unfelige!“ tönte es faum no< wie ein menſ<li<er Laut aus der Bruſt Maxrgaretha’s, „biſt Du wahnwißig, willſt Du mix das Herz zerreißen? Sage, daß Du lügſt! Jh befehle es Dir! — Sage, daß Du gelogen,“ fuhr die Königin no< dringender, heftiger fort, als Edda vor Ent= ſehen nicht zu reden vermochte, „ih bitte, ih flehe! Siehe, ih fönnte Dich zermalmen, und ih ſtehe wie eine Bett= lerin vox Dix. Marxtere mi<h niht — rede — Du haſt gelogen!“

Edda ſanf zu den Füßen der Königin nieder wie eine Ver= brecherin, welche das Gefühl unſühnbarer Schuld zermalmt.

„Du ſchweigſt ?“ ſ<rie die Königin erbebend auf und es ſchüttelte ihre Glieder wie im Fieberſchauer, „Du kannſt nicht ividerrufen, Du willſt zu mix reden von meinem Sohne, willſt mix ſagen, daß er niht im Grabe ruht, daß ex gelebt, während ih einen Fremden als Sohn er= zogen habe? J< ſoll glauben, daß der Haß eines Weibes mix das verſchwiegen, daß ih Dix alle Maxrtern meines Daſeins danke, daß i<h mein Kind hätte an die Bruſt drüden fönnen, wenn Du es gewollt ?“

„Das iſt zu viel,“ ſtöhnte Edda. „Laſſet den Henker fommen und übergebt mi<h ihm, abex —“

„Du ſagſt, es ſei wahr?“ ſchrie die Königin und ſtarrte Edda mit einem Blicke an, in dem Entſeßen, Grauen, Wuth und verzweiflungsvolle Angſt ihre düſteren Flammen durch einander ſ{hlugen, „Schlange, ih möchte Dich zer= treten —“