Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenroth. 61

Königin das Gefühl, ſie dürfe Edda nicht der Verzweif= ſung überlaſſen.

„Du haſt mix angedeutet,“ begann ſie plöblih mit weicher, Leiſe bebender Stimme, „der junge Mann, den die Lübe>er verhaftet, verlange niht danach, als Erbe König Hafon’s zu gelten, ſelbſt wenn i< in ihm meinen Sohn exkennen follte. Habe ih Dich ret verſtanden ? Könnteſt Du Dich dafür verbürgen, daß Du Dich nicht in thm täuſcheſt ?“

„Sehet ihm in's Auge,“ betheuerte die Gräfin, „und Euer Herz wixd beſſer für ihn reden, als i< es vermag.“

Die Königin lauſchte geſpannt, ihre Pulſe flogen fieberhaft, man ſah es ihr an, daß ihre ganze Natux ſich gegen den Entſchluß ſträubte, den ihr Wille gefaßt, den Sohn, ſelbſt wenn ihr Herz ihn anerkenne, vox der Welt zu ver= leugnen. Abex ließen die Worte Cdda’s die zarteſten Saiten ihres Herzens von Neuem erzittern, ſo erwete die Wärme, mit der Edda ſprach, auch wieder den Arg= wohn, daß ſie für Jemand rede, den ſie liebe.

Die Königin ſpra<h den Verdacht niht wieder aus, den Edda vorher beſtritten, es war ja möglich, daß Edda ſelber ihrer Gefühle niht klar, aber dieſe Vermuthung erleichterte es ihr, die Wallung des eigenen Herzens nieder zu zwingen und zu verbergen, wie ſchwankend ihr Ent= [<luß geworden.

„Wohlan ,“ ſagte ſie, „ih will ihn ſehen, aber erſt, wenn i< Diejenigen geſprochen, die Auskunft über ſeine Jugendzeit zu geben vermögen. Jh gehe nah Norwegen und werde Nachforſchungen anſtellen. Nach Lübe> werde