Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Dächſel. Spießhund. Dtterhund. 141

Kranke, wankte taumelnd hin und hex, richtete ſi feſter und gerader auf, bekam gleichſam neues Leben und — ſtürzte ſi< wie unſinnig auf den Pintſcher los, knurrte, bellte, häumte vor Wut, biß ſi in ſeinem Feinde feſt, wurde von dem tüchtig abgeſchüttelt, blutig gebiſſen und hierdurch jedenfalls ſo erregt, erzürnt und erſchüttert, daß er anfangs zwar wie tot zuſammenbrath, allein von Stunde an ſih beſſerte und na< kurzer Zeit von ſeinem Fieber genas.

Jn Frankreich und Großbritannien züchtet man den Spießhund, Turnſpit der Engländer (Canis familiaris vertagus rectipes), welter ſih von den bei uns gewöhnlihen Raſſen hauptſählih dur ſeine ſtämmigere Geſtalt, den größeren Kopf, die kürzere Schnauze, die geraden Vorderbeine und den längeren und dünneren Shwanz unterſcheidet. Jn Sein und Weſen iſt er ein e<hter Dächſel: eifrig, lebhaft, heſtig, ſtreitſüchtig wie ſeine Verwandten. Man verwendet ihn ſeltener zur Jagd, als zur Bewachung von Haus und Hof und wohl au< no< zum Drehen des Bratſpießes. Zu dieſem Behufe ſperrt man ihn in eine als Drehrad dienende Trommel und läßt ihn hier arbeiten. Fn Gaſt: und Speiſe: häuſern franzöſiſher Städte ſieht man ihn gelegentlich bei ſeiner Arbeit. Er unterzieht fich dieſer ohne Murren, wenn die Reihe an ihm iſt, läßt ſih aber weder dur<h aufmunternde Worte no< dur<h Strafe bewegen, länger als eine beſtimmte, ihm zur Gewohnheit gewordene Zeit zu arbeiten.

Der in Deutſchland ſehr ſeltene Dtterhund endlich (Canis familiaris vertagus scoticus), nah Anſicht einiger eine Kreuzungsform zwiſchen Spießhund und Zottelpintſcher, ſteht dem leßteren näher als erſterem, iſt kräftig gebaut, hat langen Kopf mit ſpißiger Schnauze und langen, hängenden Dhren, geſtre>ten Leib, gerade Beine und mittellanges, ſtruppiges Fell von verſchiedener Färbung.

Gegenwärtig benußt man ihn hauptſächli< zu der Jagd, von welcher ſein Name herrührt; früher wurde er au< wohl zur Haſenjagd gebraucht und heißt deshalb noch heutzutage Welſh Harrier. Der Otterhund iſt ein behendes, mutiges, lebendiges Tier, und nur ein ſolches iſt zur Otterjagd zu gebrauchen. Bei der Verfolgung des Fiſchotters muß der Hund oft im Waſſer jagen und deshalb im Schwimmen und Tauchen Meiſter ſein; ſeinen Mut hat er von nöten, denn ſein Gegner verſteht ſein ſharfes und kräftiges Gebiß gehörig zu gebrauchen und bringt dem Verfolger oft ſchwerere Wunden bei als dieſer ihm. Zudem verſteht es der Otter, der glatthaarigſte von allen Mardern, ſelbſt dann noh dem Hunde zu entgehen, wenn dieſer ihn bereits gepa>t hat. Aber der vortrefflihe Hund iſt mit allen Eigenſchaften ausgerüſtet, welche ihm einen glü>lihen Erfolg ſichern. Mit Ausnahme des Bullenbeißers und Bulldoggen ſoll es wenig Tiere geben, welche mit ſo hohem Mute kämpfen wie er. Man verſichert, daß ein Angriff von ihm, ſo klein und unbedeutend er auh ſcheint, gefährlicher iſ als ein ſoler vom Bulldoggen. Dieſer läßt das, was er ergriffen hat, allerdings ſo leiht niht wieder los und wird aus dieſem Grunde gefährlich; der Otterhund aber beißt mindeſtens ebenſo tief wie jener, jedo<h außerordentlich oft und ſ\<nell hintereinander und ſoll deshalb nicht nur ſehr viele, ſondern auch ſehr ſ{limme Wunden hervorbringen.

Der Otterhund kann das allerſ<hlimmſte Wetter und die Veränderung der Wärme aushalten und auch in der kälteſten Jahreszeit wiederholt Bäder in dem eiſigen Waſſer ertragen. Sein hartes, rauhes und verwirrtes Kleid, welches den Einflüſſen der Kälte ſehr widerſteht, leiſtet ihm allerdings vortreffliche Dienſte; die Gewöhnung thut das ihrige dazu. Über die Abſtammung dieſer Hunde iſ man noch keineswegs im klaren, und auch die Anſicht, daß der Otterhund Dachshund ſei, bedarf noh ſehr der Beſtätigung. Namentlich widerſpricht!