Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Schweißhund. Hirſhhund. Fuchshund. 147

und Ohren, häufig auh mit dunklem Nükenſtreifen. Der Kopf iſt breit, wenig gewölbt; die ſchwarze oder faſt fleiſhfarbene Naſe weſentlich breiter als bei anderen Fagdhunden; die Lippen der ſtumpfen Schnauze fallen breit über und bilden im Mundwinkel eine ſtarke Falte; die breitlappigen Ohren ſind mittellang und unten abgerundet; der Geſichtsausdru> iſt ernſt, flug und edel. Der Schwanz verdünnt ſi allmählich bis zur Spitze. Die Stimme iſt voll und tief, der Anſ<hlas ſo eigenartig gedehnt, daß er, hat man ihn einmal deutlih vernommen, leiht wiederzuerkennen iſt.

Der Schweißhund iſt ein kaum zu entbehrender Gehilfe bei Ausübung der Jagd auf Hochwild: er hat die Fährte angeſchoſſener Stücke zu verfolgen. An der Leine gehalten, führt er bei der Nachſuche den Jäger ſtill dur<h Buſh und Wald zu der Stelle, wo das franke Tier ſih niedergethan hat; iſt er freigelaſſen, und hat er das Wild verendet gefunden, ſo „verbellt er tot“, iſt dieſes aber no<hmals flüchtig geworden, ſo heßt er es laut und ſtellt es, bis ſein Herr herankommt und die Jagd mit einem Fangſchuſſe beendet. Er darf das Wild nicht reißen, erhält aber vom gefundenen ſeinen Anteil am Aufbruch, um ihn „genoſſen zu machen“; er darf auh niht die Fährte von geſundem Wilde verfolgen, ſondern ſie, wenn ex auf eine ſolche ſtößt, dem Jäger bloß anzeigen.

Die Abrichtung des Schweißhundes, alſo die zwe>volle Ausbildung ſeiner natürlichen Anlagen, erfordert viel Geduld und Umſicht, zumal da ſich verhältnismäßig ſelten Gelegenheit bietet, ihn einzuarbeiten; de8wegen iſt ein gut abgeführter Shweißhund der Stolz des weidgerehten Jägers. Seine Leiſtungen ſind aber auh bewundernswert: er vermag ſelbſt der bereits einen Tag alten Fährte eines angeſchoſſenen Hirſches dur< alle möglichen Hinderniſſe mit Sicherheit zu folgen. Manche alte erfahrene Dächſel und Hühnerhunde verrihten übrigens auh recht gut die Dienſte des Shweißhundes.

Nicht zu verwechſeln mit dem eben beſprochenen Fagdgehilfen iſt der Hirſchhund (Canis familiaris sagax acceptorius, Abbildung S. 148), wie man ſagt, ein Abfömmling von dem Bluthunde und Windhunde, deren beider Eigenſchaften er in ſih vereinigen ſoll. Er zeihnet ſi< aus durch ſein ſcharfes Spürvermögen und ſeine außerordentliche Schnelligkeit. Gegenwärtig befinden ſi< nur noh wenige im Beſiße der Königin von England. Früher war es anders. Georg TIT. war ein leidenſchaftliher Liebhaber der Hirſchheße, an welcher er oft perſönlich teilnahm. Nicht ſelten heßte man mit ſolhem Eifer, daß von den 100 berittenen Jägern, welche anfangs hinter dem Hirſche drein ritten, zuleßt nur noh 10 oder 20 übrig waren, wenn das flüchtige Wild von den Hunden gepa>t wurde. Man durchritt in Windeseile unglaubliche Entfernungen und ſecbte die Fagd oft ſo lange fort, daß ein großer Teil der Pferde und ſelbſt viele Hunde dabei zu Grunde gingen. Gez genwärtig iſt es \reili<h anders, da die Bebauung des Bodens dieſer Fagd viel zu große Hinderniſſe in den Weg legt.

Ein ungleih wichtigeres Tier als der Hirſchhund iſt der Fuhshund (Canis familiaris sagax yulpicapus, Abbildung S. 149). Berühmte Männer haben ſih mehr mit ihm als mit anderen Dingen beſchäftigt, di>e Bücher ſind über ihn geſchrieben worden, und noch heutigestags mögen Fuchshundmeuten bei den Großen Englands manchmal mehr Teilnahme als ganze Völkerſchaften erwe>en. Auf die Zucht, Veredelung und Erhaltung von Fu<hshunden verwendet man Summen, mit denen man Tauſende von verarmten, im Elende verkommenden Menſchen zu glücklichen und nüßlichen Staatsbürgern machen köunte. Eine Meute Fuchshunde zu pflegen und ſie auf gleicher Höhe zu halten gilt, ſoviel Geld das Vergnügen au koſten mag, als Ehrenſache in den Augen des reihen Grundbeſißers oder der Vereine, welche ſi< zum regelre<hten Betriebe der Fuchsjagd in gewiſſen Gegenden

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