Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

174 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

unweſentlih in der Färbung verſchieden. Seine in der Steppe und Wüſte lebenden Verwandten zeigen uns, wie wir ſpäter ſehen werden, ihre Gleichfarbigkeit mit dem Boden no< deutlicher. Wenn wir das Gewand unſeres Raubgeſellen genau prüfen, finden wir, daß die Farbenverteilung etwa folgende iſt: Auf der ganzen Oberſeite iſt der Pelz roſt- oder gelbrot gefärbt; die Stirn, die Schultern und der Hinterteil des Rückens bis zur Shwanzwurzel ſind, weil die einzelnen Haare an dieſer Stelle in eine weiße Spiße endigen, mit Weiß überlaufen, die Lippen, Wangen und die Kehle weiß. Ein weißer Streifen zieht ſi<h an den Beinen herab; die Bruſt und der Bauch ſind aſhgrau, die Weichen weißgrau, die Vorderläufe rot, die Lauſcher wie die Pfoten ſ<hwarz; der Schwanz endlich iſt roſtrot oder gelbrot, \<wärzli<h überlaufen und an der Spite gleichfarbig oder weiß. Alle dieſe Farbenſchattierungen gehen ganz unmerkli< ineinander über, keine ſticht grell von der anderen ab, und daher kommt es eben, daß das ganze Kleid ſi< für alle Verhältniſſe re<ht gut eignet.

Jeder Fuchs weicht hinſihtlih ſeiner Färbung von vielen ſeiner Artgenoſſen ab und ſo auh unſer Reineke. Der ſchönſte Rotfuchs iſt der nördliche, welcher jedo< ebenfalls fehr abändert. Je weiter man von Norden nah Süden geht, um ſo kleiner, ſ<hwächer und weniger rot zeigt ſi<h der Fus. Jn flachen, ſumpfigen Gegenden iſt er am ſ<hle<teſten; gibt es aber bergige Stre>en dazwiſchen, ſo wird er in dieſen wieder etwas beſſer. Deutſche Weidmänner pflegen zweierlei Füchſe zu unterſcheiden: den mattfarbigen Brandfu<s mit ſchwarzer Schwanzſpitze und grauer Kehle, deſſen Fell wie angeſengt oder wie mit Ruß beſtäubt ausſieht, und den reinex, lebhafter gefärbten Birkfuchs, auh Goldfu<s genannt, mit weißer Shwanzſpiße und weißer Kehle; beide kommen in vielen Abänderungen auh nebeneinander vor. Am ſchönſten ſoll unſer Fuchs im nördlichen Tirol ſein; im ſüdlichen Teile Tirols und der Schweiz iſt er als Bergfuchs noh immer ziemlih groß und rauh, aber {hon mehr grau; in der Lombardei und dem Venezianiſchen zeigt er bereits ein ganz arderes Gepräge, iſt kleiner, verblichener in Farbe. Fn Südfrankreich zeigt er ſih ebenſo, und in Spanien iſt er bereits ſehr klein und fahl geworden. Aus dieſem Grunde hat man die ſüdlichen Füchſe als Art von den unſerigen und namentlich von den nordiſchen unterſchieden, ob mit Recht oder Unrecht, laſſen wix dahingeſtellt ſein. Die Unterſchiede ſind jedenfalls ziemlih hervorſtehend, da ſie ſi< auh auf die Größe beziehen. Beſonders ſ{hön und ihres Felles wegen ſehr hoh geſhäßt ſind Shwarz- oder Silberfüchſe, wie ſhon der Name beſagt, Tiere mit glänzend ſhwarzem oder ſilberig ſhimmerndem Felle, welche den hohen Kaukaſus, Nordſibirien und Nordamerika bewohnen; Kreuzfüchſe, von rot- oder gelbbräunlicher Färbung, mit dunklem Kreuz auf dem Rücken, mit {<hwarzem Bauche und ſ{hwarzer Kehle, deren Färbung aber ebenfalls mannigfaltig abändert, werden als BVlendlinge zwiſchen Schwarz- und Rotfüchſen betrachtet.

Es würde übrigens in geeigneten Gegenden kein ausſihtsloſes Unternehmen ſein, den Wert der Felle vom gemeinen Fuchſe dur<h Kreuzung mit ſ{höner bekleideten Verwandten weſentlich zu erhöhen. Hierüber ſchreibt D. von Loewis im Jahre 1888: „Ein in Livland unternommener Verſuch lehrt, daß derartiges niht zu den Unmöglichkeiten gehört. Der weiland Akademiker von Hoffmann brachte vor etwa 40 Fahren aus Sibirien einen männlichen, gezähmten Silberfu<hs mit und ſchenkte ihn ſeinem Schwager, dem Herrn R. von Anrep auf Lauenhof, mit der Bitte, Kreuzungsverſuche anſtellen zu wollen. Nachdem ein paſſender ſchattiger Plaß mit einem Teiche verſehen und mit tief eingerammten Paliſſaden umgeben worden war, wurde der ſehr zahme Schwarzfuchs mit mehreren livländiſchen Notfüchſinnen hineingelaſſen. Die Füchſe gruben ſih bald weitgehende Röhren, befreundeten ſi<h augenſcheinlih und lebten ohne Streit beiſammen. Der erhoffte Kinderſegen blieb niht aus, ſo daß binnen einigen Fahren in Lauenhof eine Kolonie prächtiger Baſtarde lebte. Von der Kehle bis zum After waren dieſelben unterſeits mehr oder weniger