Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

180 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

denn die uralte Erzählung: „Dann wann der Das herauß gefahren iſt, ſo ſchleift ſih der Fuchs hinein, und verunreiniget dem Dachſen den Eingang mit ſeinem Koth, welcher, wann er wiederfommet, vor groſſem Abſcheuen, ſo er vor ſolchem Geſtan> hat, alsdann ſein eygenes Loch und Neſt gar verläſſt, wel<hes hingegen dem Fuchs zu bewohnen gar bequemlih iſt“, iſt ins Reih der Fabel zu verweiſen. Er zieht ohne weiteres ein, wählt ſi< die vom Dachſe niht in Beſiß genommenen Teile des Baues zu ſeinen Wohnräumen und hauſt dann, falls es Grimbart niht vorzieht, auszuwandern, gemeinſchaftli<h mit ihm in einem und demſelben Baue. Von einem freundſchaftlihen Zuſammenleben der ſo verſchiedenen Geſellen bemerkt man nichts, eher das Gegenteil. Ein Fus, berichtet Dberförſter Hoffmann, flüchtete beim Treiben in einen Dachsbau und ſollte nun gegraben werden. Der Bau wurde, weil die Nacht hereinbra<, verfeuert und das Graben am anderen Tage fortgeſeßt. Nachdem man mehrere Einſchläge gemacht hatte, fand man endli<h niht den Fus, ſondern nur deſſen Kopf, eine Menge zerzauſter Wolle und friſhen, mit Sand vermiſchten Schweiß. Die Vewohner des Baues hatten aus Ärger wegen der geſtörten Winterruhe auf etwas barbariſhe Weiſe von ihrem Hausrehte Gebrauh gemaht und Neineke, welcher keinen Ausweg fand, verzehrt.

Die Ranzzeit fällt in die Mitte des Februars und dauert einige Wochen. Um dieſe Zeit geſellen ſih gewöhnlich mehrere Rüden zu einer Fähe, folgen ihr auf Schritt und Tritt und machen ihr nah Hundeart den Hof. Jhre Ausdünſtung iſt dann ganz beſonders ſtark. Fett vernimmt man ihx Gekläff öfter als je; au<h werden unter den verſchiedenen Mitbewerbern lebhafte Händel au8gefkämpft. Zwei Füchſe beißen ſih oft mit größter Wut einer Füchſin wegen. Jn Ägypten, wo ſie bei weitem niht ſo vorſichtig ſind wie bei uns, treiben ſie die Paarung offen im Felde und vergeſſen in der Liebesaufregung ſich niht | ſelten ſo weit, daß ſie den Menſchen nahe herankommen laſſen. Jh ſelbſt habe einmal den Fuchs eines ſih gerade begattenden Paares mit der Kugel erlegt und dasſelbe von einem meiner dortigen Fagdgefährten geſehen. Auch bei uns zu Lande geſchieht die Paarung zuweilen im freien Felde, „auf offener Wüſtung“, wie Adolf Müller, welcher ſie mit angeſehen hat, ſih ausdrü>t, in der Negel aber wohl im Jnneren des Baues. Wenigſtens verſichert von Biſchofshauſen, dies dur< eigene Beobachtung in Erfahrung gebracht zu haben. Es findet, wie man von außen ret gut vernehmen kann, ein fortwährendes Hin- und Herjagen im Baue ſtatt, wobei gepoltert, geknurrt und geke>ert wird, als ob ein Dachshund den Fuchs im Baue umherheße. Beide Baue, welche Biſchofshauſen aufgraben ließ, und in denen Fus und Füchſin gefunden wurden, waren Nebenbaue mit zwei hufeiſenförmig verlaufenden Nöhren. Wenn ſih die Fähe trächtig fühlt, ſondert ſie ſih wieder ab und hauſt in ſ{<üßenden Dickihhten, welche in der Nähe der von 1 zur Wochenſtube erſehenen Baue liegen. Während der Trächtigkeitsdauer beſu<ht und erweitert ſie, laut BeEmann, verſchiedene Baue ihres Wohngebietes und bezieht zuleßt in aller Stille denjenigen, deſſen Umgebung in der lezten Zeit am ſeltenſten von Menſchen und Hunden betreten wurde. Ob dieſer Vau verſte>t oder frei liegt, kommt wenig in Betracht.

Jn Ermangelung eines ihr paſſenden Baues gräbt ſie eine Notröhre oder erwählt ſich einen hohlen Baum, einen Stein- oder Reiſighaufen oder endlih ein in dihtem Gebüſche SE Lager, welches beſonders ſorgfältig hergerichtet und mit Haaren ausgekleidet wird, zum Wochenbette. „Mir ſind“, ſo teilt Oberjägermeiſter von Meyerin> mir mit, „zwei Fälle bekannt geworden, daß eine Füchſin in hohlen Eichen gewölft hatte. Jn der Oberförſterei Harte bei Nauendorf hat ein Förſter ſieben junge Füchſe mit der alten Fähe aus einer ſolchen Eiche herausgeholt, Die Eiche wax von oben eingefault und das Loh nux etwas über 1 m eingetieft. J<h ſelbſt ſah an einem Maimorgen, vom BVirſchgange zurükehrend, auf einer mit einzelnen Kopfeichen beſtandenen Hütung etwa 300 Schritt von