Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Fus: Fortpflanzung. Gewölfe. y 181

mix einen weißen Gegenſtand langſam und ruhig fortziehen, lief {<hnell darauf zu und erkannte einen Fuchs, welcher eine zahme Gans ſchleppte und ſih eben anſchi>te, mit derſelben eine etwa 5 m hohe Eiche zu erklimmen, wobei er einen Maſerauswuchs in ungefähr 1,5 m Höhe zum Aufſprunge benußte. Mittlerweile war ih bis auf 70 Schritt herangekommen und wollte ſchießen, als der Fuchs die Gans fallen ließ, mit einigen gewandten Säßen von Auswuchs zu Auswu<hs die Eiche erſtieg und auf derſelben verſhwand. Nachdem ich die Eiche ringsum mit Papierſchnizeln und Schiezpulver verwittert hatte, begab ih mich, die am Halſe verleßte Gans mit mir nehmend, nah Hauſe, um Hilfe zu holen. Zwei Stunden ſpäter war ih in Begleitung einiger Jäger mit Äxten und Leitern wieder zur Stelle, ließ tüchtig Élopfen und erlegte den endlich erſheinenden Fus oder rihtiger eine Füchſin, deren Geſäuge auf Junge deutete. Nunmehr wurde die Eiche erſtiegen und das eingefaulte, über 1,5 m in die Tiefe herabreichende Loh mit einem Stoke unterſuht. Sofort meldeten ſi die jungen Füchschen ; es wurde darauf an paſſender Stelle ein Loh eingehauen und das ganze Gehe>e von vier Stü> etwa 1 Monat alten Füchschen herausgezogen.“ Ausnahmsweiſe kommt es, wie Waldbereiter S<hwab mitteilt, vor, daß zwei Füchſinnen im nämlichen Baue wölfen. Einer ſeiner Untergebenen grub einen Vau aus und zog 14 Füch3chen und 1 Fähe hervor. Beide Gehe>e wurden in verſchiedenen Abteilungen des Baues gefunden und unterſchieden ſih weſentli<h dur< die Größe; denn 6 von ihnen waren noh ſehr klein, 8 dagegen bereits ziemlih erwa<hſen. Anſcheinend hatten ſich die beiden ſtarken Familien ganz gut vertragen. Adolf Müller hat neuerdings ganz dasſelbe beobachtet.

Schon während der Tragzeit rupft ſich die Füchſin ihre Bauchhaare aus, in der Nabelgegend beginnend und bis zum Halſe damit fortfahrend, hauptſähli<h wohl, um das Geſäuge für die erwarteten Jungen freizulegen und gleichzeitig dieſen ein weiches und warmes Lager bereiten zu können. Neun Wochen oder 60—63 Tage nah der Begattung, Ende April oder Anfang Mai, wölft die Füchſin. Die Anzahl ihrer Jungen ſ{hwankt zwiſchen 3 Und 12; am häufigſten dürften ihrer 4—7 in einem Neſte gefunden werden. Sie kommen nah Pagenſtechers Unterſuchungen mit verklebten Augen und Ohren zur Welt, haben ein durchaus glattes, kurzes, braunes, mit gelblihen und graulihen Spigen gemiſchtes Haar, eine fahle, ziemli<h ſcharf abgeſeßte Stirnbinde, eine weiße Schwanzſpitze und einen kleinen weißen, undeutlichen Fle>en auf der Bruſt, ſehen äußerſt plump aus, erſcheinen höchſt unbeholfen und entwi>eln ſi<h anfänglich ſehr langſam. Früheſtens am 14. Tage öffnen ſie die Augen; ſ{<on um dieſe Zeit aber ſind bereits alle Zähnchen durchgebrochen. Die Mutter behandelt ſie mit großer Zärtlichkeit, verläßt ſie in den erſten Tagen ihres Lebens gar nicht, ſpäter nur auf kurze Zeit in tiefer Dämmerung, und ſcheint ängſtlich beſtrebt zu ſein, ihren Aufenthalt zu verheimlichen.

Ein oder anderthalb Monat nach ihrer Geburt wagen ſich die netten, mit rötlihgrauer Wolle bede>ten Raubjunker in ſtiller Stunde heraus vor den Bau, um ſih zu ſonnen und untereinander oder mit der gefälligen Alten zu ſpielen. Dieſe trägt ihnen Nahrung im Überfluß zu, von allem Anfange an auch lebendiges Wildbret: Mäuſe, Vögelchen, Fröſche und Käfer, und lehrt die hoffnungsvollen Sprößlinge, gedachte Tiere zu fangen, zu quälen und zu verzehren. Sie iſt jezt vorſichtiger als je, ſieht in dem unſchuldigſten Dinge ſhon Gefahr für ihr Gewölfe und führt es bei dem geringſten Geräuſche in den Bau zurü>, ſ{hleppt es auch, ſobald ſie irgend eine Nachſtellung merkt, im Maule nah einem anderen Baue, ergreift ſelbſt hartbedrängt no< ein Junges, um es in Sicherheit zu bringen. Nicht ſelten gelingt es dem Kundigen, die ſpielende Familie zu beobahten. Wenn die Kleinen eine gewiſſe Größe erlangt haben, liegen ſie bei gutem Wetter morgens und abends gern vor der Eingangsröhre und erwarten die Heimkunſt der Alten: währt ihnen dieſe zu lange, ſo bellen ſie und verraten ſih hierdur< zuweilen ſelbſt. Schon im Juli begleitet das Gewölfe die