Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Korſak, Kama. 201

mit dem er ſih bei eiſiger Kälte auf das Steinpſlaſter ſeines Käfigs legt. Mit ſeinen Mitgefangenen verträgt er ſi< ebenſo gut und ebenſo ſ<hle<t wie der Fuchs, lebt manchmal monatelang mit dem Gefährten in Frieden und Freundſchaft erboſt ſih einmal plöglih/ beginnt Streit mit dem Genoſſen, beißt wütend um ſi, verwundet und tötet ihn, frißt den Getöteten auh ohne Gewiſſensbiſſe auf, wenn ſouſt der Hunger ihn quält. Demungeachtet pflanzt ex ſi ohne ſonderliche Umſtände im Käfige fort, weil zwiſchen verſchiedenen Geſchlectern der Frieden wenigſtens vorherrſcht, behandelt ſeine Jungen zärtlih und zieht ſie in der Regel glü>li< groß. Jüngere Weibchen verzehren freilih, wie ſo viele Raubtiere thun, nicht ſelten ihre Nachkommenſchaft, und auh dem Vater iſt niemals recht zu trauen; doch hört man im allgemeinen mehr von glü>li< als von unglü>li< verlaufenden Zuchten unſerer Tiere.

Allerliebſte Fühs8<hen bewohnen Afrika und die angrenzenden Teile Aſiens. Zwerge der geſamten Hundefamilie und der Fuchsſippſchaſt insbeſondere, ungemein zierlich gebaut und mit fahlgelbem Felle bekleidet unterſcheiden ſie ſi< von den Verwandten namentlich dur die großen Ohren, welche bei zwei von ihnen alles gewohnte Maß weit überſchreiten, aber auth bei den verwandten Arten die Lauſcher anderer Füchſe merklih übertreffen. Man hat ſie Großohrfüchſe oder Feneks genannt, obſchon ihr Gebiß dem anderer Füchſe gleichartig iſt.

Alle Großohrfüchſe geben ſi< als treue Kinder ihrer Heimat kund. Wer auch nux oberflähli<h mit den Erzeugniſſen des Landes bekannt iſt, welches ſie beherbergt, muß ſie augenbli>li<h als Wüſten- oder Steppentiere erkennen und wird ſogar im ſtande ſein, ohne von ihrem Aufenthalte etwas zu wiſſen, ſie ſofort unter den übrigen Wüſten- oder Steppentieren einzureihen. Das Kleid hat unter allen Umſtänden mehr oder weniger die Färbung des Sandes; denn alle Abweichungen von dem Sandgelb, welche vorkommen, ſind unweſentlih. Der Leib iſt verhältni8mäßig klein, dabei aber äußerſt zierlih und leiht gebaut und gleihwohl zu den ſ{hnellſten Bewegungen und zu überraſchender Ausdauer befähigt. Große Lauſcher ſezen unſere Füchſe in den Stand, auch das geringſte Geräuſch zu vernehmen, ſcharfe Seher geſtatten ihnen einen weiten Überbli&, die feine Naſe bringt jeden Geruch zum Bewußtſein. Fhr dem Erdboden gleihgefärbter Balg verbirgt ſie ſelbſt auf ganz kahlen Stellen den Bli>en in überraſchender Weiſe. So ſind denn unſere kleinen Räuber ganz vortrefflih ausgerüſtet. Sie machen immer no< genug Beute, um ſi< ohne große Sorge ernähren zu können.

Von einem der zu den Feneks zählenden ſüdafrikaniſchen Fühschen, dem Kama (Y ulpes chama ſcaama]), der beſonders im deutſhen Südweſtafrika heimiſch iſt, erzählt man, daß er ſi< ſelbſt an Straußeneier mache und wirklich fähig wäre, ein ganzes Ei des Rieſenvogels auf eine Mahlzeit zu freſſen. Dieſe Behauptung aber beruht wohl bloß auf den Anſchauungen der Eingeborenen über die Eßfähigkeit eines Geſchöpfes , ſoweit ſolche dur die eigenen Erfahrungen begründet ſind; denn bekanntlich iſt ein einziges Straußenei hinreichend, um vier Menſchen zu ſättigen, und es iſt alſo wohl niht anzunehmen, daß ein Fühhslein, welches faum halb ſo groß iſt wie unſer Reineke, eine größere Eßluſt zeigen ſollte als vier Menſchen zuſammengenommen. Das kleine Tierchen iſt nicht im ſtande, ein ſo großes Ei fortzuſchleppen, aber es weiß ſi< doh zu helſen: es rollt nämlich, ſo ſagt man, das Ei einfa vom Neſte aus bis zu einer günſtigen Stelle und öffnet es hier in einer ebenſo einfachen wie geſcheiten Weiſe. Für ſein {<hwaches Gebiß iſt die harte Schale viel zu ſtart; ſie erlaubt den ſ<harfen Zähnen wegen der Glätte und des großen Durhmeſſers des Eies niht einmal eine ordentliche Anſaßflähe. So muß der Kama auf andere Mittel denken, um ſie zu zerſchellen: er läßt das Ei über einige Steine hinabrollen, bis es zerbricht, und iſt dann geſhwind bei der Hand, um den herausfließenden nhalt aufzule>en.