Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Kragendbär. Biruang. 245

er ſelbſt nicht gut klettert, bis dieſer einen Fruchtbaum beſtiegen hat, um ſodann die abfallenden oder von dem Kragenbären abgeſtreiften Früchte zu verzehren. Die Jungen des leßteren, zwei an der Zahl, werden im Frühjahre geboren und bleiben während des Sommers, in JFndien aber au< no< länger, bei der Alten. Das Fleiſch gilt bei den Fapanern wie bei den Birar-Tunguſen für wohlſ<hme>ender als das des Landbären.

Bei den Ainos im Norden Fapans ſpielt unſer Tier, voraus2geſeßt, daß der dort vortommende Bär der nämlichen Art angehört, nah Scheubes Mitteilungen eine große Rolle. „Die Ainos“ ſagt Scheube, „haben allen Grund, den Bären hochzuſtellen. Er iſt für ſie das wertvollſte Tier: ex verſorgt ſie auf lange Zeit mit Nahrung, er liefert ihnen Kleidung, und er gibt ihnen Arznei, die außerordentlih geſhäßte Bärengalle. Auf der anderen Seite kann ihnen der Bär ſo großen Schaden wie kein anderes Tier zufügen, wenn er verwüſtend und die Haustiere tötend in ihre Wohnſige einbriht. Daher kein Wunder, wenn die Ainos ſi< mit dem Bären gut zu ſtellen ſuchen, wenn ſie ihn Gott betiteln und nach ſeiner Erlegung eine Sühne für nötig halten. Lettere beſteht darin, daß ſie den Schädel des getöteten Bären an dem Götterzaune, welcher ſih vor jeder Hütte auf der Oſtſeite befindet, und wo die Götter, mit Ausnahme des Gottes des Feuers und des Hausgottes, denen im Innern der Hütte an beſtimmten Stellen geopfert wird, angebetet werden, aufpflanzen und zu einem heiligen Gegenſtande machen. Demjelben Beweggrunde entſpringt auh das Bärenfeſt, welches von den Ainos „Fomante‘ gènannt wird. Es iſt dieſes mit der vorausgehenden Auſſütterung eines jungen Bären eine Sühne, die dem ganzen Bärengeſchlechte für ſeine getöteten Geſchwiſter dargebracht wird.“ Scheube ſchildert nun ausführlich, wie der erwählte Feſtbär gepflegt dann unter Beobachtung feierliher Gebräuche, wobei man viel ſingt und tanzt und noch viel mehr trinkt, aber auh weint, ſeines Lebens beraubt wird, wie er zerwirft, das warme Blut getrunken und die Leber ſowie das Gehirn roh aufgegeſſen werden, bis endli< das Anbringen des Schädels am Götterzaune das große Feſt beendet.

Gefangene Kragenbären, welche gegenwärtig in allen größeren Tiergärten zu ſehen ſind, ähneln in ihrem Betragen am meiſten dem Baribal, haben ſo ziemlich deſſen Eigenheiten und Gewohnheiten, ſtehen geiſtig ungefähr auf derſelben Stufe mit ihm und zeihnen ſi< höchſtens dur die Zierlichkeit ihrer Bewegungen vor ihm aus.

Ein von den bisher erwähnten Arten der Familie merklih abweichender, zwar geſtre>t, aber doh plump gebauter, di>föpfiger Bär, mit breiter Schnauze, kleinen Ohren, ſehr kleinen blöden Augen, verhältnismäßig ungeheueren Taten, langen und ſtarken Krallen und furzhaarigem Felle, iſt der malayiſhe Bär, der Bruan oder, nah von Noſenberg, rihtiger Biruang der Malayen (Ursus malayanus, Helarctos malayanus und euryspilus, Prochilus malayanus, Abbildung S. 246). Seine Länge beträgt etwa 1,4 m, die Höhe am Widerriſte ungeſähr 70 cm. Der kurzhaarige, aber dichte Pelz iſt mit Ausnahme der fahlgelben Schnauzenſeiten und eines meiſtens hufeiſen-, zuweilen ringförmigen Bruſtfleœens von gelber oder lihter Grundfärbung, glänzend {hwarz.

Der Birxuang bewohnt Borneo, Java, Sumatra, die Malayiſche Halbinſel und verbreitet ſich nordwärts dur< Tenaſſerim bis nah Barma und dur< Arakan bis nah Tſchittagong. Über ſein Freileben iſ re<t wenig bekannt. Jedenfalls iſ er ein ausgezeihneter Kletterer, vielleicht der geſchi>teſte unter allen Verwandten, und ſoll ebenſoviel auf Bäumen wie auf dem Boden leben, zudem ſi faſt gänzlih von Pflanzenſtoffen und Kerbtieren nähren, wenn er au< dann und wann einmal ein Säugetier oder einen Vogel verſpeiſen mag. Nach Marsden richtet ex in Kakaopflanzungen auf Sumatra gelegentlich großen Schaden an, beſteigt au< Kokospalmen, um die zarten Blattſchoſſe zu verzehren, doh weiß von Roſenberg darüber nihts von dort zu berihten. Er ſchreibt von unſerem Tiere: