Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Streifenhyäne: Leben38weiſe. Zähmbarkeit. 13

Sett ließen ſie ſi alles gefallen und verſuchten gar niht mehr, nah meiner Hand zu ſhnappen. Von dieſem Augenbli>e an war Strenge bei ihnen niht mehr notwendig; ihr troßiger Sinn war gebrochen, und ſie beugten ſich vollkommen unter meine Gewalt. Nur ein einziges Mal noh mußte ih das Waſſerbad, bekanntlich das beſte Zähmungsmittel wilder Tiere überhaupt, bei ihnen anwenden. Wir hatten nämlich eine dritte Hyäne gekauft, und dieſe mochte ihre ſhon gezähmten Kameraden wieder verdorben haben; indeſſen bewieſen ſie ſi na< dem Bade, und nachdem ſie voneinander getrennt worden waren, wieder freundli<h und lieben3würdig.

Nach Verlauf eines Vierteljahres, vom Tage der Erwerbung an gerechnet, konnte ih mit ihnen ſpielen wie mit einem Hunde, ohne befürchten zu müſſen, irgendwel<he Mißhandlung von ihnen zu erleiden. Sie gewannen mich mit jedem Tage lieber und freuten ſih ungemein, wenn ih zu ihnen kam. Dabei benahmen ſie ſih, na<hdem ſie mehr als halberwahſen waren, höchſt ſonderbar. Sobald ih in den Raum trat, fuhren ſie unter fröhlichem Geheule auf, ſprangen an mir in die Höhe, legten mir ihre Vorderpranken auf beide Squltern, ſhnüffelten mir im Geſichte herum, hoben endlich ihre Standarte ſteif und ſenk: re<t empor und ſchoben dabei den umgeſtülpten Maſtdarm gegen 5 cm weit aus dem Aſter heraus. Dieſe Begrüßung wurde mir ſtets zu teil, und ih konnte bemerken, daß der ſonderbarſte Teil derſelben jedesmal ein Zeichen ihrer freudigſten Erregung war.

Wenn ic ſie mit mir auf das Zimmer nehmen wollte, öffnete ih den Stall, und beide folgten mir; die dritte hatte ih infolge eines Anfalles ihrer Raſerei totgeſhlagen. Wie etwas zudringliche Hunde ſprangen ſie wohl hundertmal an mir empor, drängten fich zwiſchen meinen Beinen hindur< und beſhnüffelten mir Hände und Geſicht. Fn unſerem Gehöfte konnte ih ſo mit ihnen überall umhergehen, ohne befürhten zu müſſen, daß eine oder die andere ihr Heil in der Flucht ſuhen würde. Später habe ih ſie in Kairo an leichten Stri&en durch die Straßen geführt zum Entſeßen aller gece<hten Bewohner. Sie zeigten ſih ſo anhänglich, daß ſie ohne Aufforderung mich zuweilen beſuchten, wenn einer meiner Diener es vergeſſen hatte, die Stallthür hinter ſih zu verſchließen. Jh bewohnte den zweiten Sto> des Gebäudes, der Stall befand ſi im Erdgeſchoß. Dies hinderte die Hyänen aber gar nicht; ſie kannten die Treppen ausgezeihnet und kamen regelmäßig auch ohne mi in das Zimmer, welches ih bewohnte. Für Fremde war es ein ebenſo überraſchender wie unheimlicher Anbli>, uns beim Theetiſche ſizen zu ſehen. Feder von uns hatte eine Hyäne zu ſeiner Seite, und dieſe ſaß ſo verſtändig, ruhig auf ihrem Hintern, wie ein wohlerzogener Hund bei Tiſche zu ſigen pflegt, wenn er um Nahrung bettelt. Letzteres thaten die Hyänen auch, und zwar beſtanden ihre zarten Bitten in einem höchſt leiſen, aber ganz heiſer klingenden Kreiſchen und ihr Dank, wenn ſie ſi aufrichten konnten, in der vorhin erwähnten Begrüßung oder wenigſtens in einem Beſchnüffeln der Hände.

Sie verzehrten Zu>er leidenſchaſtlih gern, fraßen aber auch Brot, zumal ſolches, welhes wir mit Thee getränkt hatten, mit vielem Behagen. Jhre gewöhnliche Nahrung bildeten Hunde, welche wir für ſie erlegten. Die große Menge der im Morgenlande herrenlos umherſ{<hweifenden Hunde machte es uns ziemlich leiht, das nötige Futter für ſie aufzutreiben; doh durften wir niemals lange an einem Orte verweilen, weil wir ſehr bald von den Kötern bemerkt und von ihnen gemieden wurden. Auch während der langen Reiſe von Chartum nach Kairo, welche wir allen Stromſchnellen des Nils zum Troße in einem Boote zurü>legten, wurden unſere Hyänen mit herrenloſen Hunden gefüttert. Gewöhnlih bekamen ſie bloß den dritten oder vierten Tag zu freſſen; einmal aber mußten ſie freilih auh 8 Tage lang faſten, weil es uns ganz unmöglih war, ihnen Nahrung zu ſchaffen. Da hätte man nun ſehen ſollen, mit welcher Gier ſie über einen toten Hund herfielen. Es ging wahrhaft luſtig zu: ſie jauhzten und lachten laut auf und ſtürzten ſi< dann wie raſend auf ihre