Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Einteilung. Wolf. 19

unſere treueſten Freunde, leiſten dem Menſchen ſo viele unberechenbare und unerſeßbare Dienſte, daß der Schade, welchen die wildlebenden anrichten, dieſem Nuben gegenüber faum in Betracht zu ziehen iſt.

Man kann die Hunde in drei Gattungen einteilen und zwei von dieſen wieder in fleinere Gruppen zerfällen. Dieſe Gattungen begreifen die Wölfe oder Wildhunde mit rundem Augenſterne und mit kurzem Schwanze (Canis), die Füchſe mit ſpaltenförmigem Augenſterne und mit langem, buſchigem Schwanze (Vulpes) und die Dhrenhunde, großohrige Wüſtentiere mit abweichendem, ſehr zahnreichem Gebiſſe (Otocyon).

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Um den Haushund und ſeine zahlloſen Naſſen richtig zu beurteilen, iſt es unbedingt erforderlich, ſeine wildlebenden Verwandten, die Wölfe (Canis), unter denen man ſeine Ahnen oder Vorfahren zu ſuchen hat, kennen zu lernen. Ohne dieſen Zwe> würde ein guter Teil des Nachfolgenden zunächſt unverſtändlich ſein. Auch erſcheint es folgerichtig, von den freilebenden Hunden zu den gezähmten überzugehen. Fene lehren uns, was Der Hund war, bevor er ſih dem Menſchen zu eigen gab; in ihnen ſehen wir noh das urſprünglihe, in den gezähmten das veränderte und, wohl darf man dies ſagen, das vermenſ<lichte Tiex.

Huxleys Anſchauungen folgend, zerfällen wir die Gattung der Wölfe in vier Unterabteilungen, denen wir den Rang von Untergattungen beilegen. Unter ihnen ſtellen wir unſeren Wolf und ſeine Verwandten obenan.

Die Untergattung der eigentlihen Wölfe (Lupus), zu welcher wix alle 42zähnigen, wenn au< manchmal äußerlich ſehr abweichenden, wolfsartigen Hunde, mit Ausnahme des Hyänenhundes, ſtellen, zeichnen ſi< dur< mäßig großen, ziemlih ſpißſhnauzigen Kopf aus.

Der Wolf (Canis [Lupus] lupus, Lupus vulgaris und L. silvestris, Canis lycaon) hat etwa die Geſtalt eines großen, hochbeinigen, dürren Hundes, welcher den Schwanz hängen läßt, anſtatt ihn aufgerollt zu tragen. Bei ſchärferer Vergleichung zeigen ſi die Unterſchiede namentlich in folgendem: der Leib iſt hager, der Bauch eingezogen; die Beine entſprechen dieſem Leibesbaue; der langhaarige Shwanz hängt bis auf die Ferſen herab; die Schnauze erſcheint im Verhältnis zu dem di>en Kopfe geſtre>t und ſpizig; die breite Stirn fällt ſchief ab; die Augen ſtehen ſchief, die Ohren immer aufre<t. Der Pelz ändert ab nach dem Klima der Länder, welche der Wolf bewohnt, ebenſowohl hinſichtlich des Haarwucſes wie bezüglih der Färbung. Jn den nördlichen Ländern iſt die Behaarung lang, rauh und dicht, am längſten am Unterleibe und an den Schenkeln, buſchig am Schwanze, dicht und aufrecht ſtehend am Halſe und an den Seiten, in ſüdlichen Gegenden im allgemeinen kürzer und rauher. Die Färbung iſ gewöhnlich fahlgraugelb mit ſ{<wärzlicher Miſchung, welche an der Unterſeite lichter, oft weißlihgrau erſcheint. Jm Sommer ſpielt die Geſamtfärbung mehr in das Rötliche, im Winter mehr in das Gelbliche, in nördlichen Ländern mehr in das Weiße, in ſüdlichen mehr in das Schwärzliche. Die Stirn iſt weißlichgrau, die Schnauze gelblichgrau, immer aber mit Schwarz gemiſcht; die Lippen ſind weißlich, die Wangen gelblich und zuweilen undeutlich ſhwarz geſtreift, die dichten Wollhaare fahlgrau.

Hier und da kommt eine ſhwarze Spielart des Wolfes vor, welche man als beſondere Art (Canis Iycaon) aufzuſtellen verſucht, jedoch ebenſowohl wie andere als bloße Abänderung aufzufaſſen hat. Gebirgswölfe ſind im allgemeinen groß und ſtark Wölfe der Ebenen mert: lih fleiner und ſ<wächer, keineswegs aber auh minder raub- oder angriffsluſtig. Fn Ungarn und Galizien unterſcheidet man ganz allgemein den Rohr- und Waldwolf. Erſterer

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