Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

54 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

Bu>el und macht plößlih Seitenſprünge. Wie der Fuchs geht er na<hts gern auf dem Eiſe, nimmt womöglich die alte Spur auf, macht kleinere Säße als Reineke ſtellt ſelten alle vier Füße in eine gerade Linie und ſpringt öfter, als er trabt. Seine Stimme iſt ein leiſes Miauen, im Zorne ein eigentümlihes Knurren, auf welches ein ſehr langgezogenes fläg“liches Winſeln zu folgen pflegt. Bei Tage ſcheu und furhtſam, hält er des Nachts ſelbſt den ihm überlegenen Hunden mutig ſtand; wenig vorſichtig und äußerſt gefräßig, fällt er leiht Fallen und Gift zum Opfer.

Seine Jagd gilt vor allem Mäuſen und Fiſchen. Erſtere verfolgt er im Sommer gemeinſchaftli<h mit anderen ſeiner Art oder ſeinen Familiengliedern und begibt ſich zu dieſem Zwe>e in die Ebenen und Verflahungen des Gebirges; die Geſellſchaft zerſtreut ſih, von einem Punkte in Bogenlinien auslaufend, an einem zweiten ſi<h wieder begegnend und in gleicher Weiſe die Jagd weiter betreibend. Den Fiſchen ſtellt er wie der Fus eifrig nac, lungert und lauert daher an allen Bächen und Flüſſen, frißt die geſhuppten Waſſerbewohner überhaupt ſo gern, daß er, ſolange er genug von ihnen hat, Fleiſh von höheren Wirbeltieren liegen läßt. Acht bis zehn ſpannenlange Fiſche verzehrt er auf einmal, ohne befriedigt zu werden, ſcheint im Gegenteile, wenn er ſeine Lieblingskoſt vor ſi<h hat, geradezu unerſättlih zu ſein. Friſch gefangene oder ihm neu zugeworfene Fiſche beißt er raſh einige Male in den Kopf, um ſih ihrer zu verſichern. Außerdem ſind ihm Pflanzenſtoffe der verſchiedenſten Art, beiſpielsweiſe Beeren, Holzäpfel, nah Verſicherung der Birar-Tunguſen au Eicheln, ſehr willkommen: er iſt mehr Allesfreſſer als irgend ein anderer Hund. Den Winter verbringt er übrigens nur dann im Freien, wenn er niht Gelegenheit fand, ſi zu mäſten; anderenfalls legt er ſih, nahdem er ſ{ließli<h no< wie Bär und Dachs die abgefallenen Holzäpfel aufgeleſen hat, im November in verlaſſenen Fuchsbauten oder tiefer gehenden Erdlöchern zu einem nicht allzulangen Winterſchlafe nieder, erinnert alſo in dieſer Hinſicht mehr an gewiſſe Marder als an Hunde. Radde traf ihn während der Wintermonate im Gebirge nur äußerſt ſelten an und erfuhr jene ihn mit Recht überraſchende Thatſache von den, wie alle von der Jagd lebenden Völkerſchaften, ſehr genau beobachtenden Tunguſen, wel<he no<h mitteilten, daß unſer Hund nur in froſtfreien Höhlen überwintert.

tit Stryhninpillen fängt man den Marderhund leiht, findet ihn jedo< niht immer ohne längeres Suchen auf, weil er die ganze Pille verſchlingt und weit mit ihr geht, bevor er fällt: Nadde erlangte die mit Gift getöteten Tiere gewöhnlich an den offenen Blänken der Flüßchen, wo ſie zuleßt no< getrunken hatten. Raſche und geübte Hunde ſtellen das Tier bald und bewältigen es nah kurzem Kampfe. Die Eingeborenen Sibiriens, Fapaner und Chineſen eſſen das Fleiſh und verarbeiten das Fell hauptſähli<h zu Wintermügen.

Gefangene Marderhunde gewöhnen ſih ziemli<h raſh an den Menſchen, verlieren auh bald ihre Wildheit, niht aber ebenſo ihre Furchtſamkeit. Anfänglich freſſen ſie nur dann, wenn ſie ſih unbeachtet glauben, ſpäter machen ſie, zumal angeſichts von Fiſchen, keine Umſtände mehr. Nach jeder tüchtigen Mahlzeit ſchlafen ſie tief und lange. Sie ſind fehr reinlith, wählen ſi ſtets einen tro>enen Winkel zum Lager und ſeßen flüſſige wie feſte Ausleerungen auf beſonderen und verſchiedenen Stellen ab.

Nach Anſicht neuerer Tierkundiger ſind einige dem Marderhunde verwandte ſüdamerikaniſhe Wildhunde wegen ihres man<hmal no< aus 46 Zähnen beſtehenden Gebiſſes die tiefſtſtehenden Vertreter der Wölfe.

Zu ihnen gehört der Maikong oder Karaſiſſi, der Savannenhund der Anſiedler (Canis [Lupus] cancrivorus, C. brasiïliensis, Thous und TLycalopex cancriyorus). Er iſt nah dem, was ih an einem lebenden Stücke geſehen habe, ein äußerlich ſchakalähnlicher, ſ<lank gebauter, hohläufiger Wildhund, mit kurzem, breitem, ſtumpfſhnauzigem Kopfe,