Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

182 Elfte Drdnung: Paarzeher; erſte Familie: Giraffen.

Male vorgeführt wurden, ſi verwunderten, ſo ſtaunen wix gebildeten Europäer heute no, wenn wix das uns dur< Abbildungen hinlänglich bekannte, märchengeſtaltige Weſen zum

erſtenmal lebend vor uns ſehen.

Die Giraffe iſt der Vertreter einer eigenen, dur weiteſt vorgeſchrittenen Fußbau ausgezeihneten Familie (Camelopardalidae). Jn dem Sivatherium und Bramatherinm.

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Geripve der Giraffe. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)

deren Überreſte man in Jndien ausgrub, undin dem Helladotherium von Pifermi in Griechenland glaubt man zu derſelben Familie zu rehnende Geſchöpfe entde>t zu haben; in der gegenwärtigen Schöpfung aber iſt die Giraſfe, ri<tiger Serafe(Camelopardalis giraffa) das einzige Mitglied der Familie, welche durch den alles gewohnte Maß überſchreiz tenden langen Hals die hohen Beine, den diden Rumpf mit abſchüſſigem Rücken, den zierli<h gebauten, feinen Kopf mit großen, ſchönen, flaren Augen und dur< zwei ſonderbare, mit Haut überkleidete hornartige Knochenzapfen ſih kennzeichnet. Die hohen Läufe und der lange Hals machen die Giraffe zu den höchſten und verhältni8mäßig fürzeſten aller Säugetiere. Jhre Leibeslänge beträgt nämlich bloß 2,25 m, die Schulterhöhe dagegen bereits 3 m und die Höhe des Kopfes 56 m. Der Schwanz wird mit dem Haarquaſte 1,1 m, ohne dieſen nur 80 cm lang. Die Entfernung von der Shnauzenſpize bis zur Shwanzwurzel beträgt 4 m, das Gewicht 500 kg. Aus dieſen

laßen allein ſhon geht hervor, daß die Giraffe hinſichtlih ihrer Geſtaltung von allen übrigen Säugetieren abweicht; der Leibesbau iſt aber ſo merkwürdig, daß er eine eingehende Beſchreibung erfordert. Die Giraffe exſcheint, wie ſhon geſagt, niht bloß als ein ſonderbares Zwitterge\höpf von Panther und Kamel, ſondern glei<hſam als aus den Beſtandteilen verſchiedener Tierleiber zuſammengeſeßt. Dex Kopf und der Leib ſcheinen vom

Pferde, der Hals und die Schultern vom Kamele, die Ohren vom Rinde, der Shwanz vom Eſel, die Beine von einer Antilope entlehnt zu ſein, während Färbung und Zeichnung des glatten Felles an den Panther erinnern. Eine ſolche Zuſammenſeßung kann nur Mißgeſtalz tung des ganzen Tieres zur Folge haben, und wirkli wird niemand die Giraffe ſ{hön oder ebenmäßig nennen mögen. Der kurze Leib ſteht mit den hohen Beinen und dem langen Halſe in keinem Verhältniſſe; der auffallend abſhüſſige Rü>ken muß nach allen kunſtgerehten