Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

140 Elfte Ordnung: Paarzeher; zweite Familie: Kamele.

eine vorzugsweiſe Afrika, die andere Aſien bewohnt. Dieſe ſind das Dromedar und das Trampeltier.

Das Dromedar iſt unzweifelhaft das nüglichſte aller Haustiere in Afriïa: aber es iſt, in den Gebieten wenigſtens, wo ih es kennen lernte, das unlieben8würdigſte, dümmſte, ſtörriſchſte und ungemütlichſte Geſchöpf, welches man ſi denken kann. Seinen Ruhm dankt es ſeiner leiblichen Befähigung; die geiſtigen Eigenſchaften hat no< niht einmal ein Araber gerühmt, obgleih Hunderte ſeines Volkes ohne dieſes Tier nicht leben könnten.

Das Dromedar oder einhö>erige Kamel (Camelus dromedarinus), der Djemmel der Araber, ein gewaltiger Wiederkäuer, erreicht im Durchſchnitte 2—2,3 m Höhe

Gerippe des Dromedars. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)

und von der Schnauzenſpiße bis zum Shwanzende 3—8,3 m Länge. Obgleich nicht ſo rei an Raſſen wie das Pferd, zeigt doh auch das Kamel ſehr erhebliche Abänderungen. Jm allgemeinen kann man ſagen, daß die Kamele der Wüſten und Steppen ſ{lanke, ho<hgewa<hſene, langbeinige Geſchöpfe, die der fruchtbaren Länder dagegen, namentlich die in Nordafrika einheimiſchen, plumpe, ſhwere Tiere ſind. Zwiſchen einem „Viſharin“ oder einer Raſſe, welche von den Biſcharin-Nomaden gezüchtet wird, und dem ägyptiſchen Laſtkamele macht ſih ein ebenſo großer Unterſchied bemerklich wie zwiſchen einem arabiſchen Roſſe und einem Karrengaule. Das erſtgenannte Kamel iſt das vorzüglichſte Reittier, das lebtere das kräftigſte Laſttier unter allen.

Der Araber unterſcheidet mehr als 20 verſchiedenartige Raſſen der Wüſtenſchiffe; denn es gibt ebenſogut eine Wiſſenſchaft der Kamele wie eine ſolche der Pferde, und man ſpricht auh beim Dromedare von edlen und unedlen Tieren. Der Kopf iſt ziemlich kurz, die Schnauze aber geſtre>t und aufgetrieben, der ſtark erhabene Scheitel gerundet und gewölbt; die Augen, deren länglihrunder Stern wagerecht liegt, ſind groß und von blödem Ausdru>e die Ohren ſehr klein, aber beweglich und ſtehen weit hinten am Schädel. Die Dbexrlippe überhängt die Unterlippe, welche ihrerſeits aber au<h nah unten fällt; gleihſam, als