Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Dromedar: Allgemeines. Raſſen. Färbung. T41L ob die Maſſe den Muskeln zu ſ{<hwer wäre und von ihnen nicht bewältigt werden könnte. Wenn man ein Kamel von vorn anſieht, zeigen ſich die Lippen faſt immer geöffnet und die Naſenlöcher ſeitlih zuſammengezogen; bei ſ{<hneller Bewegung des Tieres ſchwingen die häßlichen Lefzen beſtändig auf und nieder, als ob ſie ſih nict in ihrer Lage erhalten könnten. Am Hinterhaupte befinden ſih eigentümliche Abſonderungsdrüſen, welche mittels zweier Ausführungsgänge unmittelbar auf der Hautoberfläche münden und beſtändig, vornehmlich aber während der Paarungszeit, eine widerwärtig riechende, ſhwarze Flüſſigkeit abſondern. Der Hals iſt lang, ſeitlih zuſammengedrü>t, in der Mitte am dicſſten, der Leib bauchig und eigentlih nah allen Seiten hin zugerundet. Die Rütenlinie ſteigt von dem Halſe an in Bogen nach oben, bis gegen den Widerriſt hin, und erhebt ſi< dort ſehr ſteil zu der Spige des Höders, von wo aus ſie nah hinten wieder jäh abfällt. Der Höter ſteht aufrecht, wetſelt aber im Laufe des Jahres bedeutend in ſeiner Größe. Fe reihlihere Nahrung das Kamel hat, um ſo mehr erhebt ſi ſein Höcker; je dürftiger ihm die Koſt zugemeſſen wird, um ſo mehr fällt er zuſammen. Bei vollen, gut genährten Tieren hat er die Geſtalt einer Pyramide und nimmt mindeſtens den vierten Teil des NRü>ens ein, bei re<ht mageren verſ<hwindet er faſt gänzlih. Zur Regenzeit, welche ſaftige Weide bringt, wächſt der während der dürren Hungermonate kaum ſihtbare Höer erſtaunlich raſh an, und ſein Gewicht kann dann bis auf 15 kg ſieigen, während es im Gegenteile auh auf 2 oder 3 kg herabſinfen fann Die Beine ſind ſ<le<t geſtellt, und namentlih die Hinterſchenkel treten faſt ganz aus dem Leibe heraus, vermehren dadurh alſo das wüſte Ausſehen des Tieres. Die ziemli<h langen und breiten Zehen werden von der Körperhaut bis gegen die Spiße hin umhüllt und ſcheinen glei<hſam an ihr angeheſtet zu ſein; ihre Trennung iſt auf der obern Seite des breiten, ſ<hwieligen Fußes dur eine tiefe Furche angedeutet; unten buchtet ſich der Fuß wie ein Kiſſen ein und rundet ſih nur vorn und hinten. Die Fährte, welche das Tier hinterläßt, iſt ein länglihrunder Abdru> mit zwei Einſhnürungen und zwei von den Zehen herrührenden, ſpißzigen Ausbuchtungen nah vorn. Der dünn bequaſtete Schwanz reiht bis zum Ferſengelenke hinab. Das Haar iſt weih, wollig und auf dem Scheitel, im Nacen, unter der Kehle, an den Schultern und auf dem Höcker gegen das übrige auffallend verlängert, am Schwanzende aber verdi>t. Eigentümlich ſind noh die Schwielen, welche ſih auf der Bruſt, dem Ellbogen und dem Handgelenke, an Knieen und Ferſengelenken finden und mit dem Alter an Größe und Härte zunehmen. Die Bruſtſchwiele tritt als eigentümlicher Hô>er weit über die andere Haut hervor und bildet eine förmliche Unterlage, auf welcher der Körper ruht, wenn das Tier ſich niederlegt. |

Das Gebiß beſteht urſprünglich aus je 6 Vorderzähnen im Ober- und Unterkiefer. Die 4 mittleren Oberkieferzähne fallen aber ſhon ſehr frühzeitig aus und werden niht wieder erſet; deshalb findet man bei älteren Tieren nur 2 Vorderzähne im Oberkiefer welche verhältnismäßig groß, e>zahnartig, kegelförmig zugeſpizt und gekrümmt wachſen, während im Unterkiefer Schneidezähne ſtehen, welche denen des Pferdes auffallend ähneln. Nun ſind noh in jedem Kiefer E>zähne vorhanden und zwar im Oberkiefer ſolche, welche wegen ihrer Größe und Geſtalt eher an die Reißzähne eines ſtarken Naubtieres denken laſſen als an Gebißteile eines Wiederkäuers. Auch die Backenzähne haben viel Eigentümliches.

Die Färbung des Tieres iſt eine ſehr unbeſtändige. Am häufigſten findet man allerdings lit ſandfarbene; doh gibt es auch graue, braune und ganz ſ{<warze Kamele oder ſolche mit blaſſen oder lihteren Füßen, niemals aber geſche>te. Die Araber halten alle ſ<warzen Kamele für ſchlechtere, wertloſere Tiere als die lichteren und pflegen ſie deshalb [hon in früher Jugend zu ſchlachten. Jüngere Tiere unterſcheiden ſich von den älteren durch das weiche Wollhaar, welches ſie am ganzen Körper de>t, ſowie auch die anmutigere, runde Geſtalt, denn das fantig Eige tritt erſt mit dem zunehmenden Alter deutli hervor.