Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3, page 262
928 Elfte Ordnung: Paarzeher; dritte Familie: Horntiere.
Hirten als Gefäße zur Aufbewahrung ihrer Nahrungsmittel benußt. Viele von beſagten Wildſchafen fielen den Wölfen zur Beute, und man finde daher große Mengen von Gehörnen und Knochen, aus denen die Hirten Haufen aufzutürmen pflegten, um den Reiſenden die Richtung des Weges anzugeben, wenn Schnee die Ebene de>e. Fm erſten Drittel unſeres Jahrhunderts erwähnt Burnes in ſeiner Reiſe nah Buchara desſelben Tieres, welches nah den ihm gewordenen Mitteilungen bei den Kirgiſen den Namen Raſſe, bei den Bewohnern der tieferen Gelände den Namen Kuſchgar führt, größer als eine Kuh, aber kleiner als ein Pferd, von weißer Färbung iſt, unter dem Kinne lang herabhängende Haare zeigt, in den kälteſten Höhen lebt, ſeines hochgeſhäßten Fleiſches halber von den Kirgiſen gern gejagt, mit Pfeilen erlegt wird und nach glü>liher Jagd zwei Pferde erfordert, um die gewaltige Laſt ſeines Leibes fortzuſchaffen. Wood, Begleiter von Burnes, beſtätigt die Angaben Maxco Polos und fügt hinzu, daß er eines der Schafe im Fleiſche geſehen habe. „Es war ein ſtolzes Tier, ſo hoh wie ein zweijähriges Füllen, mit ehrwürdigem Barte und zwei prachtvollen Hörnern, welche mit dem Kopfe ſo ſ{<hwer wogen, daß es eine große Anſtrengung erforderte, ſie vom Boden aufzuheben. Der ausgeweidete Leib gab eine volle Ladung für einen Pony. Das Wildbret war zäh und \<le<t, ſoll aber im Herbſte viel beſſer ſein und dann einen feinen Wildgeſhma> haben.“ Nach Vergleichung eines Paares von Wood mitgebrachter Hörner des Tieres erkannte Blyth, daß beſagtes Schaf weder mit dem Argali noh mit ſeinen amerikaniſ<hen Verwandten übereinſtimme, und beſchrieb es unter dem Namen des Pamirſchafes, es zu Ehren ſeines erſten Beſchreibers Marco Polo benennend. Bis in die neueſte Zeit erfuhren wir nichts Näheres über das ausgezeihnete Tier, und es blieb erſt Severzow und Prſhewalski vorbehalten, uns niht allein mit Geſtalt und Färbung, ſondern auch mit der Lebensweiſe dieſes größten aller bisher beſhriebenen Wildſchafe bekannt zu machen. Severzow, welcher im Tien-ſhan niht weniger als vier von ihm als verſchieden angeſehene Wildſchafarten gefunden und beſchrieben hat, traf zuerſt im Hochlande des oberen Naryn auf die Spuren des bis dahin nux na< dem Gehörne bekannten Wiederkäuers und ſammelte niht bloß eine größere Anzahl von Schädeln mit den Gehörnen, ſondern war auch ſo glü>li<h, mehrere Katſchgare, wie er ſie nennt, zu erbeuten. Faſt gleichzeitig mit ihm, im Fahre 1874, beſchrieb auh Stoliczka und 3 Fahre ſpäter Prſhewalsfi dasſelbe Schaf, und ſomit ſind wir gegenwärtig in erwünſchter Weiſe unterrichtet.
Der Katſchkar (Ovis polii, Caprovis poli) erreicht thatſächlih faſt die Größe, wel<he von Burnes angegeben wurde; denn die Geſamtlänge des erwahſenen Boes beträgt nah Stoliczka 1,96, nah Severzow ohne Schwanz ſogar 2,04 m, die Kopflänge 35, die Schwanzlänge 11 em, die Schulterhöhe 1,2 m, das Gewicht etwa 230 ks. Der ſtämmige Leib ruht auf ſtarken, aber hageren und deshalb wohlgeſtalteten Beinen; der Kopf, welcher von dem Tiere beſtändig erhoben getragen werden ſoll, iſt troß der leiht gebogenen Naſe und der geneigten Muffel ausdru>svoll, das Auge mäßig groß, aber lebhaft, ſein Stern braun, das Ohr verhältnismäßig klein, ſhmal und ſcharf zugeſpißt; mäßig große und tiefe Thränengruben ſind vorhanden. Die faſt dreiſeitigen, auf der ganzen Oberfläche mehr oder weniger deutlih gewulſteten Hörner des alten Boes berühren einander an der Wurzel, wenden ſi< ſodann allgemach in einem weiten Bogen nach rü> und auswärts, beſchreiben einen vollen Kreis, kehren ſi mit ihren zuſammengedrü>ten Spißen wieder rü: und auswärts und erreichen, der Krümmung nach gemeſſen, eine Länge von 1,5 m bei einem Wurzelumfange von 50 em; die Hörner des Schafes werden bloß 40 em lang. Das Fell verlängert ſih auf dem Hinterkopfe und im Nacen, bildet auch rings um den Hals eine Mähne aus groben, wolligen, 183—14 em langen Haaren, wird auf dem Rücken etwa halb ſo lang und beſteht aus ſtarken, harten, ſehr dihtſtehenden Grannen, zwiſchen deren Wurzeln eine ſpärliche, aber außerordentlich feine Wolle hervorſproßt. Die allgemeine Färbung des alten