Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3, page 274

9240 Elfte Ordnung: Paarzeher; dritte Familie: Horntiere.

die Großgrundbeſißer, Dörfer, Städte, Körperſchaften beſaßen ungeheuere Flächen, welche ſie nah dem beſtehenden Geſeße weder veräußern noch vertauſchen konnten. Solche Liegenſchaften gab es in allen Teilen Spaniens, und zwar in den Ebenen 2benſowohl wie in den Gebirgen, und eine natürliche Folge ihrer Größe und Unveräußerlichkeit war, daß ſie nur teilweiſe bebaut, im übrigen aus\<ließli< dur< die Herden ausgenutt werden konnten. Je nach der Jahreszeit nun zogen lebßtere auf das Gebirge und zurüd> in die Ebene, dorthin, um während des Sommers reiche Weide zu finden, hierher, um der winterlichen Strenge der Höhen zu entgehen. Mit Aufhebung der bisher beſtehenden Hinderniſſe wurden au< die beſagten Güter veräußerlih, und die neuen Beſiger legten ſelbſtverſtändlich alle geeigneten Flächen unter Pflug und Egge oder bepflanzten andere mit Reben und Ölbäumen, beſchränkt ten aber damit die natürlihen Weiden und verurſachten den Beſißern der Herden wiederum neue Verluſte, machten ſogar für den größten Teil derſelben jene Wanderungen fernerhin unmöglih. So entſchloß man ſi< denn auch aus dieſem Grunde, die Merinoherden zu verringern, und ſuchte ſie nah und nah durch ſtändige Herden anderer Schafraſſen zu erſezen, welche entweder mehr Milch oder beſſeres Fleiſch oder reichliche, wenn auh ſhle<tere Wolle lieferten. Die Vervollkommnung der Spinnereien beeinflußte dieſe Umwandlung ebenfalls: man lernte auh ſ{le<tere Wolle verarbeiten, und die Merinowolle ſank daher im Preiſe, der Nugen der Merinozucht verringerte ſi< mehr und mehr, und ſo geſchah es, daß der erheblichſte Teil der berühmten großen Herden ebenſo wie viele kleinere von geringerer Bedeutung zum Schlachthauſe wanderten, daß man heutzutage von ihnen nur noh Spuren ſieht, daß die Negrettiraſſe gänzlih verſhwunden iſt.“

Mein Gewährsmann führt troßdem noch eine ſtattlihe Reihe von Namen hervorragender Schafzüchter Spaniens auf, welche no< immer Merinos halten, gibt auh die Gegenden an, in denen die Herden weiden: ich glaube jedoch, daß dieſe Aufzählung mehr für ein landwirtſchaftliches als für ein tierkundliches Werk Wert hat, und beſchränke mich darauf, zu erwähnen, daß nac den Angaben von Martinez heutzutage niht alle Merinoſchafe mehr wanvern, viele Herden vielmehr zu ſtändigen umgewandelt worden ſind.

Ganz vorzüglich haben ſi die Merinos im Kaplande bewährt. Die erſten Stücke, und zwar von der ſächſiſchen Elektoralraſſe, führten Reiß und M. van Breda 1812 aus Sachſen ein; andere Anſiedler ahmten ihnen 1820 nach, indem ſie Merinos aus Spanien beſchafften. Die Nachkommen und Blendlinge wurden wiederum mit anderen edlen aus Pommern, Hannover, Auſtralien eingeführten Schafen gekreuzt, bis man mehrere für die verſchiedenen Gegenden am beſten geeignete Schläge erzielt hatte.

Neben dem Merinoſchafe gedenke ih noch der Fettſteißſchafe (Ovis aries steatopyga). Fn Fnneraſien wie im nordöſtlichen Mittelafrika findet ſich eine fettſteißige Schafraſſe in unſchäßbarer Anzahl; alle Nomaden der nördlihen und inneren Länder ſowie die freien Neger züchten ſie. Dieſes Fettſteißſchaf iſt ein ziemlich großes Tier mit kleinen Hôrnern, von den meiſten übrigen zahmen Arten durch ſein vollſtändig haariges Vließ unter: ſchieden. Sein Kleid ähnelt, der gleihmäßigen Kürze und Di>ke der Haare wegen, dem der eigentlichen Wildſchafe und hat mit einem eten Wollvließe keine Ähnlichkeit mehr, liefert auh keine Wolle, welche geſponnen und gewebt werden könnte. Nur die Lämmer tragen ein überaus feines Wollfell. Unſere Abbildung ſtellt das wegen ſeines regelmäßigen Baues und der auffallenden Färbung beſonders ausgezeichnete Shwarzkopf\<af (Ovis aries steatopy ga persica) dar. Das Tier iſt mittelgroß, Éleinhörnig und trägt ein Haarkleid, welches am Leibe weißlih, am Kopfe und Oberhalſe aber ſcharf abgeſebt dunkelſhwarz gefärbt iſt.

Über das in Turkmenien vorkommende Fettſteißſchaf ſchreibt A. Walter: „Es bildet die Hauptmaſſe der dortigen Herden und den Hauptbeſiß der Nomaden. Dev Fettſhwanz