Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

S@hnabeltier: Beobachtungen an Gefangenen. 1245)

hatte, froh es auf das Ufer heraus, legte ſi<h auf das Gras und gönnte ſi die Wonne, ſich zu kragen und zu kämmen. Zu dieſem Reinigungsverfahren benußkte es die Hinterpfoten wechſelweiſe, ließ aber bald die angebundene Pfote der Unbequemlichkeit halber in Nuhe. Der biegſame Körper kam den Füßen auf halbem Wege entgegen. Dieſe Säuberung dauerte über eine Stunde; dann war das Tier aber auch glänzender und glatter als zuvor. Jh legte einmal die Hand auf einen Teil, den es gerade kraßte, und fand, als nun ſeine Zehen über meine Hand glitten, daß es ſehr ſanft verfuhr. Als ih meinerſeits verſuchte, es zu fraßen, lief es eine furze Stre>e fort, nahm aber bald ſein Reinigungs8verfahren wieder auf. Endlich ließ es ſi von mir ſanft über den Rüen ſtreicheln, wollte ſich aber nicht gern angreifen laſſen.

„Einige Tage ſpäter ließ ih es wiederum ein Bad nehmen, diesmal in einem klaren Fluſſe, wo ih ſeine Bewegungen deutli<h wahrnehmen konnte. Raſch tauchte es bis auf den Boden, blieb dort eine kurze Weile und ſtieg empor. Es ſhweifte am Ufer entlang, indem es ſih von den GefühlSeindrücen ſeines Schnabels leiten ließ, welcher als ein ſehr zartes Taſtwerlzeug vielfah benußt zu werden ſcheint. Es mußte ſich ganz gut ernähren, denn fo oft es den Schnabel aus dem Schlamme zurü>zog, hatte es ſicherlich etwas Freßbares darin, weil die Freßwerkzeuge dann in der ihm beim Kauen eigenen Bewegung nah ſeitwärts gerichtet waren. Verſchiedene Kerbtiere, welche dicht um das Tier herumflatterten, ließ es unbeläſtigt, entweder weil es ſie nicht ſah, oder weil es die Speiſe vorzog, welche der Shlamm gewährte. Nach ſeiner Mahlzeit pflegte es manchmal auf dem raſigen Ufer halb außer dem Waſſer ſih niederzulegen oder ſih rü>wärts zu biegen, indem es ſeinen Pelz kämmte und reinigte. Jn ſein Gefängnis kehrte es ſehr ungern zurü>, und diesmal wollte es ſih durchaus niht beruhigen. Jn der Nacht hörte ich ein Kragen in ſeiner Kiſte, welche in meinem Schlafzimmer ſtand, und ſiehe: am nächſten Morgen fand ich ſie leer. Das Shnabeltier hatte glü>li< eine Latte losgelöſt und ſeine Flucht ausgeführt. So waren alle meine Hoffnungen fernerer Beobachtungen vereitelt.“

Auf einer neuen Reiſe gelang es Bennett, einen Bau mit drei ſchon behaarten Fungen zu entde>en, welche er eine Zeitlang beobachten konnte. „Als wir das Neſt mit Jungen fanden“, ſagt Bennett, „und ſie auf den Boden ſezten, liefen ſie zwar umher, machten aber niht ſo wilde Fluchtverſuche wie die Alten. Die Eingeborenen, denen der Mund na< dieſen fetten, jungen Tieren wäſſerte, ſagten, daß ſie bereits 8 Monate alt wären, Und fügten hinzu, daß die jungen Schnabeltiere von der Alten bloß im Anfange mit Milch, ſpäter mit Kerbtieren, kleinen Muſcheln und Schlamm gefüttert würden. Fn ihrem Gefängniſſe nahmen die kleinen Tiere höchſt verſchiedene Stellungen beim Schlafen an. Das eine rollte ſih zuſammen wie ein Hund und dete ſeinen Schnabel warm mit dem Schwanze ¿1 das andere lag auf dem Rücken mit ausgeſtre>ten Pfoten, ein drittes auf der Seite oder au< im Knäuel wie ein Jgel. Waren ſie einer Lage überdrüſſig, ſo legten ſie ſich anders zurecht; am liebſten aber rollten ſie ſih wie eine Kugel zuſammen, indem ſie die Vorderpfoten unter den Schnabel legten den Kopf gegen den Schwanz hinabbeugten, die Hinterpfoten über die Freßwerkzeuge kreuzten und den Schwanz aufrichteten. Obſchon mit einem dien Pelze verſehen, wollten ſie doh warm gehalten ſein. Jhr Fell ließen ſie mih berühren, niht aber den Schnabel ein neuer Beweis, wie empfindlich ex iſt.

„Die Fungen konnte ih ruhig in der Stube umherlaufen laſſen, ein Altes aber grub jo unverdroſſen an der Mauer, daß ich es einſperren mußte. Dann lag es den ganzen Tag über ruhig, erneuerte aber des Nachts ſtets ſeine Verſuche, herauszukommen. Störte ich die Tiere im Schlafe, ſo erfolgte ſtets ein allgemeines Murren.

„Meine kleine Schnabeltierfamilie lebte no< einige Zeit, und ih konnte ſo ihre Gewohnheiten beobahten, Oft ſchienen die Tierchen vom Schwimmen zu träumen ; denn ihre