Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

724 Fünfzehnte Ordnung: Gabeltiere; zweite Familie: Shnabeltiere.

„Am Abend desſelben Tages erlegtén wir auch ein Weibchen. Es war in den Schnabel getroffen worden und ſtarb faſt augenbli>li<; es ſhnappte nur ein wenig und bewegte die Hinterfüße krampfhaft. Man hatte uns verſichert, daß alle Tiere, wenn der Schuß ſie niht augenbli>li< tötet, untertauchen und niht wieder erſcheinen; meine Beobachtungen beſtätigen dies aber niht. Freilich verſchwinden ſie, falls man ſie fehlt, und tauchen auch unter, ſelb wenn ſie verwundet worden ſind, erſcheinen dann aber bald in geringer Entfernung an der Oberfläche, um Luft zu holen. Auch verwundet entgingen ſie no< häufig dem Hunde, bald dur< ſchnelles Tauchen, bald dur Verkriechen in die Binſen und das Schilf am Uſer. Oft bedurfte es zweier oder dreier Schüſſe, um eins zu töten oder auh nux um es ſo ſ{hwer zu verwunden, daß es herausgeholt werden tonnte.“

Bennett ließ viele Baue auſgraben und hatte ſo den Vorteil, mehrere Schnabeltiere in der Gefangenſchaft zu beobachten. „Jh ließ“, ſagt ex, „einen Bau aufgraben, tros allen Abredens eines trägen Eingeborenen, welcher gar nicht begreifen konnte, wie ih bei allem Überfluſſe an Rindern und Schafen doh Schnabeltiere zu haben wünſche. Der Eingang oder die Vorhalle des Baues war groß im Verhältnis zur Breite des ferneren Ganges; denn dieſer wurde um ſo enger, je weiter wir vorrükten, bis er zuleßt der Stärke des Tieres entſpra<h. Wir verfolgten ihn bis auf 3 m Tiefe. Plößlich tauchte der Kopf eines Schnabeltieres aus dem-Grunde hervor, juſt, als wenn es eben im Schlafe geſtört worden und heruntergekommen wäre, um zu ſehen, was wir wünſchten. Doch ſchien es der Überzeugung zu leben, daß unſere lärmende Arbeit niht zu ſeinem Beſten gemeint ſei; denn es zog ſich eiligſt wieder zurü>. Beim Umdrehen wurde es am Hinterſuße ergriffen und herau8sgezogen. Es ſcien ſi< darüber ſehr zu beunruhigen und zu verwundern; wenigſtens war ‘es entſchieden als eine Wirkung ſeiner Furht anzuſehen, daß es ſchleunigſt, nicht eben zu unſerem Vergnügen - ſeine ſehr unangenehm riechende Ausleerung von ſih gab. Das Tier ließ keinen Laut hören, verſuchte auh keinen Angriff auf mic, kraßte aber mit den Hinterfüßen meine Hand ein wenig, indem es entrinnen wollte. Seine kleinen, hellen Augen glänzten; die Öffnungen der Ohren erweiterten ſih bald und zogen ſi< bald zuſammen, als ob es jeden Laut hätte auffangen wollen, während ſein Herz vor Furcht heftig klopfte. Nach einiger Zeit ſchien es ſich in ſeine Lage zu ergeben, obwohl es mitunter doh no< zu entkommen ſuchte. Am Felle durfte ih es nicht faſſen; denn dieſes iſt ſo lofe, daß das Tier ſi anfühlt, als ob es in einem di>en Pelzſa>e ſte>e. Wir thaten unſeren Gefangenen, ein erwahſenes Weibchen, in ein Faß voll Gras, Flußſ<hlamm, Waſſer 2c. Es kfraßte überall, um ſeinem Gefängniſſe zu entkommen; da es aber alle Mühe vergebens fand, wurde es ruhig, kro<h zuſammen und ſchien bald zu ſchlafen. Jn der Nacht war es jehr unruhig und kraßte wiederum mit den Vorderpfoten, als ob es ſich einen Gang graben 1volle. Am Morgen fand ih es feſt eingeſchlafen, den Schwanz nah innen gekehrt, Kopf und Schnabel unter der Bruſt, den Körper zuſammengerollt. Als ih ſeinen Schlummer ſtörte, knurrte es ungefähr wie ein junger Hund, nur etwas ſanfter und vielleicht wohllautender. Den Tag über blieb es meiſt ruhig, während der Nacht aber ſuchte es aufs neue zu entfommen und knurrte anhaltend. Alle Europäer in der Nachbarſchaft, welche das Tier ſo oft tot geſehen hatten, waren erfreut, endlich einmal ein lebendiges beobachten zu können, und ih glaube, es war dies überhaupt das erſte Mal, daß ein Europäer ein Schnabeltier lebendig fing und den Bau durchforſchte.

„Als ich abreiſte, ſte>te ih meinen „Mallangong in eine kleine Kiſte mit Gras und nahm ihn mit mir. Um ihm eine Erholung zu gewähren, wed>te ih ihn nach einiger Zeit, band einen langen Stri> an ſein Hinterbein und ſeßte ihn an das Ufer. Er fand bald ſeinen Weg ins Waſſer und ſhwamm ſtromaufwärts, offenbar entzü>kt von den Stellen, welche am dichteſten von Waſſerpflanzen bede>t waren. Nachdem ſih das Tier ſatt getaucht