Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

728 Fünfzehnte Drdnung: Gabeltiere; zweite Familie: S<hnabeltiere.

Morgen des 5. Januars fand ih das Männchen tot auf dem Grunde des Waſſers von wo aus es, wahrſcheinli<h Schwäche halber, ſein Neſt nicht wieder hatte erreichen können. Der Mann, welcher mix die Tiere gebracht hatte, verſicherte, er hätte zwei von ihnen 114 Tage lang mit Flußſchaltieren gefüttert, die er zerbrochen in das Waſſer geworfen hatte, und der Tod der beiden Tiere ſei dur< einen Zufall herbeigeführt worden. Jh ſelbſt habe ein ſehr junges Tier geſehen, welches, mit Würmern gefüttert, 3 Wochen lang erhalten worden war.“

Das Schnabeltier legt mehrere weihſchalige Eier, in welhen Caldwells Entde>ungen zufolge die Keimlinge ſo weit entwielt ſind wie in einem 36 Stunden lang bebrüteten Hühnereie. Die Bebrütung der Eier erfolgt im Neſte. Die den Eiern entſhlüpfenden Jungen ſind klein, na>t, blind und unbehilflih wie die des Ameiſenigels und der Beuteltiere. Jhre Schnäbel ſind kurz. Jn dem oben beſchriebenen Baue fand der jüngere Bennett zwei junge, vermutlih etwa 1 Monat alte Tiere. Sie lagen zu einer Kugel zuſammengerollt und bede>ten mit dem Schwanze den auf dem Bauche oder Rücken ruhenden Schnabel und mit einem Vorderfuße den Schwanz. Die Jungen waren 5 em lang, rund und wohlgenährt, von grauer Farbe, na>t und ſamtglänzend; ihre Augen waren noh nicht völlig geöffnet. Am liebſten ruhten die Kleinen auf dem Rücken und legten den Schnabel auf einen Vorderfuß, den anderen ausſtre>end. Wenn man ſie ſtörte, ziſchten oder pfiffen ſie, ähnlich wie eine junge Ente, Obwohl ſie keine Nahrung erhielten, ſtarben ſie doh erſt na< mehreren Tagen und blieben bis zu ihrem Tode auh ſehr lebhaft. Zwei nux 11—12 cm meſſende Junge aus einem anderen Neſte warf derſelbe Beobachter ins Waſſer; ſie ſhwammen träftig, konnten aber troß aller Bemühungen ihren Kopf niht über Waſſer halten. Bei Tage ſchliefen ſie; in der Nacht waren ſie ſehr unruhig. Obwohl es gelang, ihnen etwas geſüßte Milch einzuflößen, die ſie le>end zu ſih zu nehmen ſchienen, vermochte man doh niht, ſie am Leben zu erhalten. Sie ſtarben nah 4 Tagen, ohne während dieſer Zeit wahrnehmbar abgemagert zu ſein.

Im Tiergarten zu Melbourne wurden neuerdings gelegentlih Schnabeltiere gehalten; nach Europa iſt bisher no< keines lebend gekommen.

An die geſchilderten Gabeltiere {ließt ſih vielleicht ein erſt kürzlih entde>tes, noh unbenanntes, metallglänzend behaartes, unterirdiſh lebendes Tier Fnnerauſtraliens, das zur Zeit erſt in einem einzigen, leider verſtümmelten Stücke bekannt iſt und noh eingehender Beſchreibung harrt.

Einen noh wichtigeren Beitrag zur Naturgeſchichte der niederſten Säugetiere dürfte jedoh das einzige urangeſeſſene Landſäugetier Neuſeelands liefern. Dieſes Tier ähnelt äußerlih einem Fiſchotter, lebt am und im Waſſer wie dieſer und iſt heute wahxrſcheinlih auf die Gebirgsſeen der neuſeeländiſhen Südalpen beſchränkt. Man hat es wiederholt geſehen, einmal ſo nahe, daß man ihm einen Peitſchenhieb verſeßen konnte, auf welchen es mit einem ſchrillen Schrei im Waſſer verſhwand. Julius von Haaſt ſah ſeine Spuren im Schnee. Gleichwohl iſt es no<h niht gelungen, ſeiner habhaft zu werden. Neuſeeland beſißt von allen Ländern der Erde die tiefſtſtehende Vogelwelt; wohl möglich, daß ſein einziges lebendes, eingeborenes Säugetier ſo tief unter den Gabeltieren ſteht wie dieſe unter den Beutlern und ſomit no< wichtige und vielleiht ungeahnte Aufſc{lüſſe liefert über die Uranfänge der auh den Menſchen einſchließenden oberſten Wirbeltierklaſſe.