Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Schnabeltier: Beobachtungen an Gefangenen. 2A

aus. Obſchon dies durchaus natürlich war, ſah es do< äußerſt lächerlich aus, weil man nicht gewöhnt iſt, eine Ente gähnen zu ſehen. Oft wunderte ih mich, wie ſie es nur anfangen möchten, auf einen Bücherſchrank oder dergleichen hinaufzukommen. Endlich ſah ih, wie ſie ſih mit dem Rü>ken an die Mauer lehnten und die Füße gegen den Schrank ſtemmten, und ſo, dank ihren ſtarken Rü>kenmuskeln und ſcharfen Nägeln, äußerſt ſ{hnell emporkletterten. Das Futter, welches ih ihnen gab, war Brot in Waſſer geweiht, hart gekochtes Ei und ſehr fein zerſtüceltes Fleiſ<h. Milch ſchienen ſie dem Waſſer niht vorzuziehen.

„Bald nah meiner Ankunft in Sydney wurden zu meinem großen Bedauern die Tierchen magerer, und ihr Fell verlor das ſchöne glänzende Ausſehen. Sie fraßen wenig, liefen jedo<h no< munter in der Stube umher; allein wenn ſie naß wurden, verfilzte ſih der Pelz und ſie wurden niht mehr ſo {nell tro>œen wie früher. Man ſah ihnen das Unwohlſein überall an, und ihr Anbli> konnte nur no< Mitleid erregen. Am 29. Januar ſtarb das Weibchen, am 2. Februar das Männchen. Jh hatte ſie nux ungefähr 5 Wochen am Leben erhalten.“

Aus den ferneren Beobachtungen, welche Bennett machte, erfahren wir, daß das Schnabeltier im Waſſer nicht lange leben kann. Wenn man eins auh nur auf 15 Minuten in tiefes Waſſer brachte, ohne daß es eine ſeichte Stelle finden konnte, war es beim Herausnehmen völlig erſhöpſt oder dem Tode nahe.

Der mißlungene Verſu<h Bennetts, das Shnabeltier lebendig nah Europa zu bringen, ſhre>te ihn niht ab. Er ließ ſi< einen beſonderen Käfig bauen und reiſte der Schnabeltiere wegen zum zweiten Male nah Auſtralien. Aber auch diesmal ſollten ſeine Bemühungen niht mit dem erwünſchten Erfolge gekrönt werden. Dagegen vervollſtändigte er ſeine Beobachtungen. So exfuhr er, daß die Hoden der Männchen vor der Paarungszeit wie bei den Vögeln anſchwollen und ſo groß wie Taubeneier wurden, während ſie ſonſt nur die Größe kleiner Erbſen haben. Bennett erhielt wieder mehrere lebendige Schnabeltiere. „Zwei Gefangene, welche mir am 28. Dezember 1858 gebraht wurden“, ſagt er, „waren ſo furhtſam, daß ſie, um ein wenig Luft zu ſhnappen, nur die Schnabelſpiße aus dem Waſſer herausſte>ten; dann tauchten beide \ſ<leunigſt wieder unter und ſchienen ſehr wohl zu wiſſen, daß ſie beobachtet würden. Die längſte Zeit, welche ſie unter dem Waſſer zubringen konnten, ohne aufzutauchen, waren 7 Minuten 15 Sekunden. Als wir ſie von weitem beobachteten, kroch das eine aus dem Waſſerfaſſe und verſuchte zu entkommen. Dies beweiſt, daß die Schnabeltiere entweder dur<hs Geſicht oder dur<s Gehör bemerkt haben mußten, wo man ſie beobachtete; denn ſolange wir dabei ſtanden, verſuchten ſie nie zu entfommen und erſchienen überhaupt ſelten an der Oberfläche. Nach und nah wurden ſie, wie die meiſten auſtraliſchen Tiere, zahmer, zeigten ſi<h auf dem Waſſer und ließen ſich ſogar berühren. Das Weibchen pflegte ſeine Nahrung zu verzehren, indem es auf dem Waſſer ſ<hwamm. Es war viel zahmer als das Männchen, welches lieber auf dem Grunde blieb.

„Bom 29. bis 31. Dezember waren meine Schnabeltiere ſehr wohl und munter. Morgens und abends ſette ih ſie 1 oder 2 Stunden ins Waſſer, in welches ih etwas fein zerſtüteltes Fleiſh warf, um ſie womöglich an ein Futter zu gewöhnen, mit deſſen Hilfe man ſie lebendig nah Europa hätte ſchi>en fönnen. Jhr Benehmen ſtimmte mit allen früheren Beobachtungen überein. Kam ihren empfindlichen Naſenlöchern etwa Staub zu nahe, ſo wax ein Sprudeln zu bemerken, als ob ſie ihn wegtreiben wollten. Gelang ihnen dies niht, ſo wuſchen ſie den Schnabel ab. Wenn ih das Männchen bei Nacht ſtörte, pflegte es wie gewöhnlih zu fnurren und nachher ein eigentümliches ſ<hrilles Pfeifen auszuſtoßen, wohl einen Nuf für ſeinen Gefährten. Bereits am 2. Januar ſtarb das Weibchen, während das Männchen noh bis zum 4. lebte. J<h hatte einen Käfig mit einem geeigneten Waſſergefſäße hergeſtellt, in dem es den Tieren re<t wohl zu behagen ſchien. Aber am