Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Sc<hwertſhnabel. Helmkolibri. 6T5

Die Helmkolibris (Oxy pogon) kennzeihnen ſi< dur ſehr kurzen Schnabel, einen Helmbuſch, breitere Flügel, gerade abgeſchnittenen Schwanz und glanzloſes Gefieder.

Eine zu Ehren Lindens benannte Art, Chivito de la Pàramos der Eingeborenen, zu Deutſh „Paramosbökchen“ (Oxy pogon lindeni, Trochilus und Ornismya lindeni), iſt auf der Ober- und Unterſeite ziemlich gleihmäßig matt bräunlich-erzgrün, ſ<wac<h metalliſh glänzend, der Kopf bis auf die mittleren weißen Federn der Haube ſchwarz, unter der Haube grünlich. Die bartartig verlängerten Federn der Kehle ſind weiß, am Ende durch ſ<warze Tüpſelpunkte gezeihnet, die Shwingen braun, mit rötlich-veilhenfarbenem Schimmer; die Unterſeite der weiß geſchäfteten ſtahlglänzenden Steuerfedern iſt bräunlich-veilchenfarben. Dem etwas kleineren Weibchen fehlen Haube und Bart. Die Länge beträgt 14, die Fittihlänge 8, di Schwanzlänge 7 cm.

Linden fand dieſen auffallenden Vogel zuerſt in der Sierra Nevada de Merida in Venezuela; Göring, dem wir die bildliche Wiedergabe des Vogels und ſeines Wohngebietes verdanken, beobachtete ihn in demſelben Gebirge, in der großartigen Landſchaft, die ſein geſchi>ter Griffel dargeſtellt hat. Hier hauſt der zierliche Vogel in Höhen von 3000 bis 4000 m und trägt ungemein viel dazu bei, das einſame Gebirge zu beleben.

Die Kolibris gehören ausſchließli<h Amerika an und find mehr als die meiſten übrigen Vögel für dieſen Erdteil bezeihnend. Sie finden ſi< hier, ſoweit die Erde fähig iſt, Blu: men zu erzeugen, von Sitka bis zum Kap Horn. Der nordamerikaniſche Kolibri des Oſtens iſt auf Labrador beobachtet worden; eine Art des Weſtens (Selaephorus rufus) erſcheint regelmäßig no< am Columbiafluſſe und dringt bis zum Fraſerfluſſe und der Juan de Fucaſtraße vor. Derſelbe Vogel wird, nah H. Elliott, auch an einer um 8 Breitengrade nördlicher liegenden, abgeſonderten Örtlichkeit gefunden: auf der Baranowinſel, wo etwas ſüdlih von Sitka hervorſprudelnde heiße Quellen das Entſtehen einer üppigeren Vegetation begünſtigen. Ebenſo iſt man dieſen anſcheinend ſo ſ<hwächli<hen Vögeln im Feuerlande begegnet. Und nicht bloß na< der Breite verteilen ſie ſih, ſondern ſie erheben ſi<h auh zu den gewaltigen Bergen der Andeskette: ſie <hweben no< unmittelbar unter der Schneegrenze in einem Höhengürtel, der zwiſchen 4000 und 5000 m über dem Meere liegt; ſie beſuchen die Krater der no< thätigen wie der erloſchenen Vulkane, zu welchen ſih kaum ein anderes höheres Wirbeltier verirrt. Man hat ſie in ſolhen Höhen brütend gefunden, während Schnee und Hagel den vom Forſhungsdrange emporgetriebenen Menſchen umtobten der meinte, in jenen Höhen neben dem Kondor das einzige lebende Weſen zu ſein.

Jm allgemeinen darf behauptet werden, daß jede Gegend, ja jede Örtlichkeit ihre eignen Arten beſiße. Die Bergnymphen, die ſi in den angegebenen Höhen umhertreiben, verlaſſen dieſe niht, ſteigen höchſtens bis zur unteren Grenze des Gürtels hinab, wenn rauhes Wetter ſie dazu nötigt, und die, welche die heißen, glühenden Thäler bewohnen, in welchen kaum ein Luftſirom ſih regt, erheben ſih wiederum nicht zu jenen Höhen. Aber nicht bloß einzelne Berge und Thäler, ſondern au< Wälder und Steppen, ja noh viel beſchränktere Vrilichkeiten beherbergen beſondere Arten von Kolibris. Mehr als alle übrigen Vögel ſind dieſe Kleinodien der Klaſſe wenigſtens der Mehrzahl nah an beſtimmte Blumen oder Blüten gebunden: ſie ſtehen im innigſten Zuſammenhange mit der Pflanzenwelt. Blüten, die dieſen Beute gewähren, werden von jenen niemals beſu<ht, und Blumen, die einige ernähren, ſcheinen für andere niht vorhanden zu ſein. Der an das Ende unſerer Aufzählung hervorragender Arten geſtellte Helmkolibri erſcheint, brieflicher Mitteilung Görings zufolge,

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