Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, page 568

526 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.

größten Gefahr ſhwebte, niht zum Auffliegen zu bringen, ſondern lief raſh weiter, mit den ausgebreiteten Flügeln die Jungen de>end. Von dieſen huſchte während der Flucht eins na< dem anderen unbemerkt ins Geſtein, und erſt, als die Henne alle geborgen ſah, flog ſie, auf die eigne Rettung bedaht, auf und davon. Von den verſte>ten Tierchen war troß aller Aufmerkſamkeit niht eins aufzufinden. Kaum aber hatte ſich Welden in ein Verſte> gelegt und ein Weilchen gewartet, ſo kam die Schnechenne eifrig wieder herbei gelaufen, glu>ſte leiſe, und in wenigen Augenbli>en ſ{hlüpften alle neun Küchlein wieder unter ihre Flügel. „Wenn man im Herbſte nur darauf act hat“, fagt Faber, „daß man die Alte ſchont, ſo fann man leiht den ganzen Trupp, ein Stück nach dem anderen, wegſchießen; denn die Mutter fliegt, von dem Schuſſe erſchre>t, zwar auf, wirft ſih aber aus Beſorgnis für die Jungen gleich wieder zur Erde, und dieſe, welche auch öfters bei dem Schuſſe aufſtehen, fallen einen Augenbli> ſpäter, der Mutter folgend, wieder zum Boden herab.“ Das Flaumkleid der Küchlein iſt zwar ſehr bunt, aber doch in demſelben Grade wie das anderer junger Hühner mit dem Boden gleichfarbig. Über den bräunlihen Rücken verlaufen unregelmäßige ſ<hwarze Streifen, und ein hellbräunlicher Fle>en auf dem Hinterfopfe wird von einem ſolchen eingeſchloſſen. Stirn, Kehle, Hals und Bauch ſind weißlich, die Bruſt und die Seiten rötlih überflogen, die Läufe mit gräulichen Daunen bekleidet. Auf Zsland und Grönland, woſelbſt die Schneehühner oft auch in den Thälern brüten, ſieht man, laut Faber und Holböll, die Familien Ende Auguſt noh in der Tiefe; Anfang Oktober aber geht die Alte mit ihren nunmehr vollſtändig ausgewahſenen Jungen auf die hohen Berge, und fortan vereinigen ſich die einzelnen Völker, oft zu ſehr zahl: reichen Scharen. Dieſe verweilen hier gewöhnlich während des ganzen Winters und führen ein ziemlich regelmäßiges Leben. Man ſieht ſie bereits bei Tagesanbruch mit Futterſuchen beſchäftigt, aber bis nah Mittag ſelten fliegen. Dann erheben ſie ſich, ſtreichen, zu leinen Trupps vereinigt, zu Thale, an die Seeküſte 2c. und kehren wieder zu den Bergen zurü>. Sind jedoch die Thäler ſchneefrei, ſo verweilen ſie hier längere Zeit, und ebenſo flüchten ſie ſi zur Tiefe hinab, wenn oben in der Höhe ſogenannter Eisſclag fällt und ſie im Aufſuchen ihrer Nahrung gehindert werden. Unter ſolhen Umſtänden müſſen ſie oft weit umherſtreifen und ihr Leben kümmerlih friſten. Faber verſichert, daß ſie, ausgehungert, ſogar in die Wohnungen der Menſ hen fommen oder über meilenbreite Meeresarme hinweg nach fleinen, ſ<hneearmen Fnſeln fliegen, die ihnen ein ergiebiges Weidefeld verſprechen. Jn Norwegen findet genau dasſelbe, in der Schweiz etwas Ähnliches ſtatt. „Wenn der Spätherbſt“, ſagt Tſhudi/, „die Kuppen der Berge mit Schnee bede>t, ziehen ſie ſich gegen die milderen Flühen und Weiden, ja mit Vorliebe auch bis zu den Paßſtraßen herab und überwintern da bis in den Frühling hinein.“ Doch muß es ſchon hart kommen, wenn ſie ſi zu derartigen Streifereien entſchließen, denn bei regelmäßigem Verlaufe der Dinge wiſſen ſie ſi auf ihren Höhen vortrefflich zu bergen. Die di>e Schneede>e, die ihnen ihre Aſung überſchüttet, ficht ſie wenig an; ſie graben ſi<h mit Leichtigkeit tiefe Gänge im Schnee, bis ſie zu der geſuchten Äſung gelangen, fümmern ſi<h überhaupt wenig um die Unbill des Wetters. Dieſelbe Schneede>e dient ihnen auch als Schuß gegen rauhe Winde und dergleichen: ſie laſſen ſih, wenn es arg ſtürmt und weht, mit Behagen einſchneien, fo daß bloß die Köpfe hervorſhauen und der geübte Jäger ihr Vorhandenſein dann nur an den ſ<warzen Zügelſtreifen bemerken kann. Wahrſcheinlich errichten ſie ſi<h Winterwohnungen, tiefe Löcher im Schnee, in der Nähe ihrer Vorratshaufen. Ein ſolches mit Grasblättern förmlih ausgelegtes Loch fand Krüper auf einem großen Schneefelde Fslands. Abgeſehen von jenen unregelmäßigen Streifzügen treten die Shneehühner im Winter, namentlich im Norden Amerikas, auh weitere Wanderungen an. Obgleich viele der grönländiſchen Schneehühner au< dann noh auf ihren Standorten verweilen, wenn die lange