Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, page 580
538 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.
in Spanien ſoll es die Felſen von Gibraltar bewohnen; in Tunis, Algerien, Marokko und auf den Kanariſchen Fnſeln iſt es die ausſ<hließli<h vorkommende Art ſeiner Gattung.
Jm Widerſpruche zu den Behauptungen des Grafen von der Mühle und von Lindermayers, die übereinſtimmend Gebirge und die höchſten Kuppen des Taygetus als Wohnorte des Klippenhuhnes angeben, ſagt Salvadori, daß man leßterem ſehr unpaſſenderweiſe ſeinen Namen beigelegt habe, da es niedrige Hügel und die Ebene weit mehr liebe als die Berge, ja in zerriſſenen Gebirgen gar niht gefunden werde; „dagegen iſt man ſicher, es auf den Hügeln anzutreffen, die Kornfelder umgeben, und wo mit Ciſtenroſen, Schlehen und niederem Gebüſche bewachſene Stellen vorhanden ſind“. Auch Triſtram bemerkt, daß das Klippenhuhn in Nordweſtafrika ſi<h in Ebenen aufhalte, unter anderen in ſolchen, in welchen es bloß während dreier Monate im Jahre Waſſer gibt. Dagegen verſichert nun wieder Bolle, daß es auf den Kanariſchen Fnſeln auf den hoch gelegenen, dürren Bergſtre>en wie in der Tiefe lebe, ja ſogar in einigen Thälern no<h am Fuße des Teydekegels brüte. „Mit dieſem wohlſhme>enden Wildbrete“, ſagt der ſorgfältig beobachtende Forſcher, „ſind vier der Jnſeln vom Meeresſtrande und den heißeſten Thälern an bis ins tiefſte Hochgebirge rei<h geſegnet: keine aber mehr als Gomera, wo die Hühner, nah dem Ausdruce der Landleute, zu einer Plage, freilih einer niht allzu ſhwer zu ertragenden, geworden ſind und das Stück gewöhnlih mit ſe<s ſpaniſchen Kupferdreiern verkauft wird. Jn Canaria gibt es ihrer hinlänglich; ſo ſind ſie unter anderen auf der Fnſel Jsleta nicht ſelten; die meiſten aber erzeugt im Fnneren der Fnſel die weite Cal: dera von Tirajana, wo man, hinter einer Steinmauer verborgen, in den Tennen ſo viele dieſer herrlichen Hühner ſchießen kann, wie einem nur immer gelüſtet. Es ſind ſehr ſhöne Geſchöpfe, recht eigentlich Felſenvögel, die, je wilder und bergiger die Gegend iſt, in deſto größerer Menge ſich zeigen.“ Später bemerkt Bolle, daß das Klippenhuhn auf den Kanariſhen Jnſeln wahrſcheinlih erſt eingeführt worden ſei. „Die Fagdluſt der alten Grafen von Gomera ſcheint die früheſte Veranlaſſung hierzu geweſen zu ſein; denn dem Pater Galindo zufolge war es Sancho de Herrera, der ſie in der zweiten Hälfte des 15. Fahrhunderts zuerſt aus der Berberei nah Gomera brachte, wo ſie ſih bald ſo ungeheuer vermehrten, daß ſie wirkli zu einer Landplage geworden waren und die Geiſtlichkeit mehr als einmal zu dem ſeltſamen Mittel ihre Zuflucht nahm, ſie dur< Beſchwörungen in die Steinwüſte des Gebirges zurü>zubannen.“
Jn ſeinem Weſen hat das Klippenhuhn mit ſeinen Verwandten große Ähnlichkeit. Es iſt ebenſo behende wie dieſe, fliegt ungern auf, meiſt niht weit, aber geräuſchvoll und faſt in wagerehter Richtung dahin, zeigt ſich nicht ſcheu und läßt einen ſehr ſonderbaren Lo: ruf vernehmen, den man, wenn auch nicht gerade genau bezeihnend, dur< das mehrmals wiederholte, langſam ausgeſprochene Wort „Kai“ (mit ſehr gedehntem i) ausdrüden fann. Graf Salvadori fand ſchon in der erſten Hälfte des Februar Männchen und Weibchen gepaart; Bolle gibt an, daß die 15—20 Eier in 22 (?) Tagen ausgebrütet werden. Nach der Brutzeit halten ſi die Klippenhühner in Geſellſchaften beiſammen. Wenn gejagt, fliegen die einzelnen nah ihrem eignen Belieben davon, ohne ſih ſogleih wieder zuſammenzufinden.
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Unſer Reb- oder Feldhuhn (Perdix cinerea, damascena, montana, vulgaris, cineracea, sylyvestris und minor, Tetrao perdix, damascenus und montanus, Starna perdix und cinerea), Vertreter der gleihnamigen Gattung (Perdix), unterſcheidet ſic von den Rothühnern, abgeſehen von der Färbung, durch die Beſchildung der Füße, die an der Vorder- und Hinterſeite zwei Reihen bildet, das Fehlen einer Sporenwarze und den Bau des Flügels, in welchem die dritte, vierte und fünfte Shwinge die längſten ſind; auch