Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, page 584
540 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.
ſind es gerade jene Sumpfhühner, welche wandern, und die geringere Anzahl der Steuerfedern, die bei dieſen beobachtet wurde, wäre dann vielleicht niht als zufällig anzuſehen, ſondern als beſtimmtes Merkmal zu betrachten. Die Feldhühner, die Nordrußland und das öſtliche Sibirien bewohnen, verlaſſen die nördlichen Striche allwinterlih und ſuchen in den ſüdlichen Steppen der Tatarei auf Sandhügeln und in Sümpfen, wo Sthnee nicht liegen bleibt, Herberge. Jn Schweden hat man die Rebhühner erſt eingeführt, und zwar, wie es heißt, vor mehr als 350 Jahren. Nach Nilsſons Verſicherung verbreiten ſie ſich gleichzeitig mit dem fortſchreitenden Anbaue des Landes immer weiter, ſo daß ſie nunmehr nah Gegenden vorgedrungen ſind, in welchen ſie vor einem Menſchenalter no< niht geſehen wurden. Von den weiten, an Saatfeldern reihen Ebenen Schoonens, wo ſie vordem am zahlreichſten vorhanden waren, haben ſie ſi< aufwärts gezogen und kommen jeßt niht bloß auf den größeren Aerfeldern und Flächen in den übrigen Landſchaften bis na<h Upland und Geſtriéland, ſondern au< in Helſingland vor. Jm ſüdlichen Norwegen haben ſie ſih, wohl aus Schweden zuwandernd, eingefunden, au< das Gebirge bis zu 1000 m Höhe erobert, ſogar das Dovrefjeld überſtiegen und ſich bi# zum 64. Grade angeſiedelt, ſind hier aber durch ſtrenge Winter mehrmals gänzlich vertilgt worden.
Ruhigen Ganges ſchreitet das Rebhuhn mit eingezogenem Halſe und gekrümmtem Nücken gebückt dahin; wenn es Eile hat, trägt es ſich hoh und den Hals vorgeſtre>t. Das Verſte>enſpielen verſteht es ebenſogut wie ſeine Verwandten, benust jeden Shlupfwinkel und drückt ſi< im Notfalle auf den flachen Boden nieder, in der Hoffnung, wegen der Gleichfarbigkeit ſeines Gefieders mit jenem überſehen zu werden. Der Flug iſt zwar nicht gerade ſchwerfällig, erfordert aber doh bedeutende Anſtrengungen und ermüdet bald. Beim Auſfſtehen arbeitet es ſich mit raſchem Flügelſchlage empor; hat es jedo< einmal eine gewiſſe Höhe erreicht, ſo ſtreicht es ſtre>enweit mit unbewegten Fittichen durch die Luft und gibt ſih nur zeitweiſe dur raſche Schläge wieder einen neuen Anſtoß. Ungern erhebt es ſih hoh, fliegt auch ſelten weit in einem Zuge, am allerwenigſten bei heftigem Winde, der es förmlich mit ſich fortſchleudert. Wie ſeine Verwandten bäumt es niht, wenigſtens niht, ſ0lange es geſund iſt, obwohl Ausnahmen vorkommen; es gehört ſchon zu den Seltenheiten, wenn ein Rebhuhn ſi< einmal auf dem Dache eines Gebäudes niederläßt. Dagegen übt es unter Umſtänden eine Fertigkeit, die man ihm nicht zutrauen möchte: es verſteht nämlith zu ſ<wimmen. Graf Wodzicki beobachtete zwei Ketten, die bei Gefahr jedesmal einem waſſerreichen Bruche oder Fluſſe zuflogen und ſ{hwimmend ihre Sicherheit ſuchten. „Als wir dieſe Erfahrung gemacht hatten“, erzählt er, „ließen wir eines Tages die Hühner auftreiben und legten uns am entgegengeſeßten Ufer platt nieder. Bald fahen wir denn auch die Vögel in das ſeichte Waſſer waten, ohne Zögern dem alten Hahne folgend, dann dicht nebeneinander ſ<wimmend, ſcheinbar ohne Anſtrengung. Sie trugen dabei die Shwänze in die Höhe gehoben, die Flügel etwas vom Leibe entfernt. Als ſie herauskamen, ſchüttelten ſie das Gefieder wie Haushühner nah einem Sandbade und ſchienen gar niht ermüdet zu ſein.“ Dex Ruf, den man gewöhnlih vernimmt, iſt ein lautes, weit tönendes „Girrhit“ und wird ebenſowohl im Fluge wie im Sißen ausgeſtoßen. Der alte Hahn ändert dieſen Lockton in ein „Girrhäk“ um und gebraucht ihn ſowohl, um ſeine Gattin und Kinder herbeizurufen, als auh, um einen Gegner zum Kampfe aufzufordern. Geängſtigte Hühner laſſen ein gellendes „Nipripriprip“ oder ein ſhnarrendes „Tärt“ vernehmen; junge piepen wie zahme Küchlein und rufen ſpäter ein von der Stimme der Alten wohl zu unterſcheidendes „Tüpegirr tüp“. Der Ausdru> der Behaglichkeit iſt ein dumpfes „Kurru>“, der Warnungsruf ein ſanftes „Kurr“.
Das Rebhuhn iſt klug und verſtändig, vorſichtig und ceu, unterſcheidet ſeine Feinde und Freunde wohl, wird dur Erfahrung gewißigt und zeigt viel Geſchi>, in verſchiedene