Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Pfau. Glanzfaſanen: Allgemeines. 595

Lobt man jhn, ſo erzeigt er ſeine Hoffart, als ein ſhön Kind oder ein {ón Weib dann alſo richtet er nah einer ordnung ſeine Federn auff, daß ſie einem ſ{hönen Luſtgarten, oder einem vielfältigen Gemähl ähnlih werden. Er ſtellet ſi<h au< für die Mahler ſo ¡ihn abconterfeyten wöllen gans ſtill, damit ſie jhn gründtlih beſichtigen vnd abmahlen tönnen, als Aelianus aufweiſet. Der Pfaw iſt gar ein ſauberer Vogel, darumb gehet er ordentlih daher, damit er ſih niht verunreinige, vnd dieweil er noh jung, etwan naſſz vnd vnfletig wirdt, ſtirbt er offt darvon, als der nichts vnreines erleiden mag.“

Im weſentlichen ſind wir noh heute ſo ziemlich derſelben Anſicht wie der alte Gesner. Der hervorſtehendſte Zug des Pfaues iſt allerdings Stolz und Eitelkeit, und ex betundet dieſe niht bloß ſeinem Weibchen, ſondern au<h dem Menſchen gegenüber. Aber er iſt außerdem ſelbſtbewußt und herrſhſüchtig. Auf dem Hühnerhofe macht er ſich oft unleidlih, weil er, ohne erzürnt worden zu ſein, ſchwächere Tiere überfällt und mit hämiſcher Bosheit mißhandelt oder ſogar tötet. Zuweilen läßt er ſi freili<h auh verleiten, mit Truthühnern anzubinden; dann aber folgt dem frevelhaften Beginnen die Strafe regelmäßig auf dem Fuße nah. Pfauen und Truthühner, die frei umherſchweifen, liegen häufig im Streite miteinander. Zuerſt kämpfen gewöhnli<h zwei Pfauhähne mit großer Erbitterung unter ſi; dann pflegt der geſchlagene ſi< auf einen der umherſtolzierenden Truthähne zu ſtürzen. Dieſer aber ruft augenbli>lih die Gefährten zu Hilfe, der Streit iſt ſofort beendet, und alle Puterhähne, ja ſelbſt alle Hennen vereinigen ſi< in dem Beſtreben, den ſtolzen Aſiaten zu züchtigen. Dann muß dieſer unter allen Umſtänden Ferſengeld geben und wird man<mak arg zerzauſt und zerha>t.

Der Winter fiht den Pfau wenig an: er behält, auh wenn ex einen warmen Stall hat, ſelbſt bei der ſtrengſten Kälte die erhabenen Schlafplätze bei, die er fi< im Sommer wählte, und läßt ſi< bei Shneefall unter Umſtänden ruhig einſchneien, leidet davon auh keinen Schaden. Wenn er größere Freiheit genießt, zeigt er ſich anſpru<hslos nimmt mit gewöhnlichem Hühnerfutter vorlieb, ſucht ſi< aber freilih bei ſeinen Spaziergängen im Hofe und Garten viele Nahrungsmittel ſelbſt. Grünes der verſchiedenſten Art ſcheint ihm unentbehrlih zu ſein. Die Henne brütet nur dann eifrig, wenn ſie ſich vollſtändig ungeſtört weiß. Sie verſteht meiſterhaft, einen paſſenden Plaß zum Niſten zu wählen, benust hierzu die verſchiedenſten Örtlichkeiten, verſährt aber ſtets mit Umſicht. Nach einer 30 Tage währenden Bebrütung ſ{<lüpfen die Jungen aus, und wenn die Alte beim Brüten niht geſtört wurde, nimmt ſie ſih ihrer treulih an, leitet, hudert und verteidigt ſie nach beſten Kräften, zeigt ſi< überhaupt ſehr beſorgt um ſie. Wurde ſie aber während des Brütens öfters geſtört, ſo nimmt ſie in der Regel mehr auf ſih als auf die Küchlein Rückſicht und läßt dieſe namentlih in der Nacht oft in abſcheulicher Weiſe im Stiche, indem ſie, unbekümmert um die Hilfloſigkeit der Fungen, ihren gewohnten Schlafplatz aufſucht. Die Jungen wachſen günſtigen Falles ziemlih raſh heran, laſſen ſi< im dritten Monate ihres Lebens bereits nah dem Geſ<hlechte unterſcheiden, erhalten aber die volle Pracht ihres Gefieders und ihre Fortpflanzungsfähigkeit erſt im dritten Jahre ihres Lebens.

Als eine weitere Gattung der Pfauenvögel ſind die Glanzfaſanen (Lophophorus) anzuſehen. Sie unterſcheiden ſi< dur kurzen, ſanft gerundeten Schwanz und ſind auf das Hochgebirge Süd- und Hinteraſiens beſchränkt.

Hoch oben in den Waldungen des Himalaja von den Vorbergen an, die gegen Afghaniſtan abfallen, bis na< Sikkim und Bhutan, dem äußerſten Oſten des Gebirges hin, bewohnt die zwiſchen 2000 und 3000 m über dem Meere liegenden Höhen ein prachtvolles Huhn,

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