Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

596 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.

vielleicht der ſhönſte ſeiner Familie, das Glanzhuhn, von den Bewohnern des Himalaja Monaul oder Monal, von den Forſchern gewöhnli<h Glanzfaſan genannt (Lophophorus impeyanus und refulgens, Phasianus impeyanus, Payo und Monaulus refulgens, Impeyanus recurvirostris.)

Von der Farbenpracht des Monaul iſ ſ{hwer eine Beſchreibung zu geben. Der Kopf, einſhließlih des wie aus goldenen Ähren zuſammengeſeßten Buſches und die Kehle ſind metalliſ<h grün, der Oberhals und Na>en ſchimmernd purpur- oder karminrot, mit Rubinglanz, der Unterhals und Rücken bronzegrün, goldglänzend, der Mantel und die Flügelde>ſedern, der Oberrücken und die Oberſchwanzde>federn violett- oder bläulichgrün, ebenſo glänzend wie das übrige Gefieder, einige Federn des Unterrü>ens weiß, die Unterteile <hwarz, auf der Bruſtmitte grün und purpurn \{himmernd, auf dem Bauche dunkel und glanzlos, die Schwingen ſ{hwarz, die Steuerfedern zimtrot. Das Auge iſt braun, die na>te Stelle darum bläulih, der Schnabel dunkel hornfarben, der Fuß düſter graugrün. Beim Weibchen ſind Kehle und Gurgelgegend weiß, alle übrigen Federn auf blaß gelbbraunem Grunde dunkelbraun gefle>, gewellt und gebändert, die Handſchwingen ſ{hwärzlih, die Armſhwingen und die Steuerfedern ſ<hwarz und braungelb gebändert. Die Länge des Hahnes beträgt 65, die Breite 85, die Fittichlänge 30, die Schwanzlänge 21 ecm. Die Henne iſt merklich kleiner.

Über das Freileben des Monaul, deſſen Verbreitungsgebiet ſi< über den ganzen ſüdlihen Himalaja und Kaſchmir erſtre>t, haben wir einen ausführlichen Bericht dur< „Mountaineer“ erhalten, müſſen jedo<h bedauern, daß dieſer trefflihe Beobachter mehr den Standpunkt des Jägers als den des Forſchers vertritt. „Von dem erſten höheren Kamme über den Ebenen bis zur Waldgrenze hinauf bemerkt man den Monaul in jeder Höhe, und inmitten des Gebirges iſ er einer der häufigſten Jagdvögel. Als die Berge in der Nähe von Muſſuri zuerſt von Europäern beſuht wurden, war er auch hier häufig, und no< jezt kommt er in dieſer Gegend wenigſtens einzeln vor. Während des Sommers begegnet man ihm ſelten, weil die üppig grünenden Schlingpflanzen dann das Fnnere des Waldes dem Auge verſchließen; dagegen gewahrt man ihn um dieſe Zeit in ziemlicher Anzahl in der Nähe der Schneefelder, namentlih morgens und abends, wenn ex hier erſcheint, um Futter zu ſuchen. Doch würde niemand im ſtande ſein, von denjenigen, welche er ſieht, auf die Anzahl der wirkli vorhandenen zu ſchließen. Wenn die falte Fahreszeit heranrüdt, die Rankengewächſe und die den Boden de>enden Pflanzen verdorren, ſcheint der Wald von ihnen erfüllt zu ſein. Sie ſhlagen ſih jeßt in Ketten zuſammen, und in mancher Gegend fann man mehr als hundert im Laufe eines Tages aufjagen. Jm Sommer ſteigen faft alle Männchen und einige von den Weibchen im Gebirge empor; im Herbſte wählt alt und jung diejenigen Stellen des Waldes, wo der Boden did mit abgefallenem Laube bede>t iſt, weil jeßt hier die meiſten Larven und Maden gefunden werden. Je mehr der Winter herannaht und das Gebirge mit Schnee bede>t, um ſo mehr ziehen ſie ſih nah unten. Fn ſtrengen Wintern und bei tiefem Schnee vereinigen ſie ſih in Waldungen auf ſüdlichen Gehängen des Gebirges, wo der Schnee noh am erſten ſchmilzt, fommen ſelbſt bis ins Hügelland herab, wo der Schnee nicht ſo tief liegt oder bald wegtaut, und wo ſie im ſtande ſind, unter Büſchen oder beſchirmten Stellen ſich bis zum Boden durchzuarbeiten. Weibchen und Junge verweilen dann gern in der Nachbarſchaft von Walddörfern und werden oft haufenweiſe in den Feldern geſehen; doh bleiben auch viele, aber wohl nur alte Männchen, ſelbſt während des kälteſten Wetters, wenn ein Schneefall nah dem anderen den Boden di> belegt hat, in den höheren Waldungen zurü>. Fm Frühlinge ziehen alle, welche ins Thal herabgedrü>t wurden, allmählich, ſowie der Schnee ſchmilzt, wieder nah oben.

„Die Geſellſchaften oder Völker, die in den Herbſt: und Wintermonaten ſih in einem gewiſſen Teile des Waldes vereinigen, verteilen ſih über einen ſo weiten Raum, daß jeder