Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

604 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.

wovon 25 em auf den Shwanz kommen. Das Weibchen unterſcheidet ſi<h dur< kürzeren Schwanz, ſhwielige Hö>ker an Stelle der Sporen und minder glänzende Färbung des Gefieders.

Affſam und Barma ſind die Länder, in welchen der Tſchinquis gefunden wird. Über ſein Freileben ſind wir niht unterrichtet. Alle Spiegelpfauen ſollen möglichſt verſte>t in den tiefen Waldungen leben, viel auf dem Boden und hauptſähli<h im dichten Gebüſche ſi< aufhalten, demgemäß auch ſelten geſehen werden. Fnwieweit dieſe Angaben richtig find, vermag i< niht zu beſtimmen; wohl aber glaube ih erwähnen zu müſſen, daß es niht beſonders ſ{<wer halten fann, ſie zu fangen und an den Käfig oder an ein paſſendes Erſaßtſutter zu gewöhnen, da man ſie niht eben ſelten in der Gefangenſchaft ſieht. Auch in unſere Käfige gelangen ſie dann und wann, halten re<t gut aus, ſchreiten jedo< nicht leiht zur Fortpflanzung. Jhr Betragen hat größere Ähnlichkeit mit unſeren Haushühnern, namentlih mit Hennen, als mit Pfauen; doh berihtet Haa>e, daß das Männchen im Frühlinge, alſo während der Paarungszeit, Shwanz und Flügel ausbreite und in dieſer Stellung ſih immer gegen ſein Weibchen wende. Die Haltung iſt überhaupt eine ebenſo zierliche wie anmutige, der Eindru> auf den Beobachter daher ein äußerſt günſtiger. Jn einem ſehr geräumigen, ſonnigen, diht mit niedrigem Gebüſche bepflanzten und ungeſtörten Fluggebauer ſchreitet der Tſchinquis zur Fortpflanzung.

Fm Jahre 1780 kamen die erſten Bälge eines prachtvollen Vogels, von deſſen Daſein man bereits einige Kunde erlangt hatte, na<h Europa und erregten hier allgemeine Bewunderung. Wenig ſpäter (1785) gab Marsden folgenden Bericht über die Leben8weiſe „Der Kuau oder berühmte Argusfaſan iſt ein Vogel von ungewöhnlicher Schönheit und vielleicht der ſ{<hönſte unter allen. Es hält außerordentlih ſ{hwer, ihn, wenn man ihn in den Wäldern gefangen hat, einige Zeit lebendig zu erhalten. Jh habe nie geſehen, daß man ihn länger als einen Monat hat erhalten können. Er haßt das Licht von Natur. Wenn er ſih an einem dunkeln Orte befindet, ſo iſt er munter und läßt zuweilen ſeine Stimme hören, von welcher ſein Name eine Nachahmung iſt, und welche mehr kläglich als ſo ſcharf lautet wie die des Pfaues. Bei hellem Tage ſißt er ganz unbeweglich. Sein Fleiſch ſ<me>t völlig wie das Fleiſch des gewöhnlichen Faſanes.“ Sir Stamford Raffles ſagt, daß der Argus, der in der malayiſhen Dichtung eine bedeutſame Rolle ſpielt, in den tiefſten Wäldern Sumatras lebe und gewöhnlih paarweiſe gefunden werde. Die Eingeborenen behaupten, daß er „Galangan“ ſpiele, d. h. aufgeblaſen umhertanze, nah Art der Pfauen. Salomon Müller erwähnt, daß er die ſtarke Stimme des Vogels zum erſten Male hörte, als er im ſüdlihen Borneo am Sakumbony, 60 m über dem Meere, übernachtete, und daß der Argus bei den Banjerezen, die Südborneo bewohnen, Haruwe, bei den Malayen auf Sumatra aber Kuwau genannt werde. Jardine und Selby berichten, daß er in der Zeit der Liebe ſeine ganze Schönheit zeige. Er trägt dann den Schweif aufrecht, die Flügel geſpreizt. Die Jungen erhalten, wie unſer Pfau, ihr Prachtkleid erſt nah mehrmaliger Mauſer. Die Eingeborenen fangen den Argus in Schlingen, weil er niht allein außerordentlich ſcheu und liſtig iſt, ſondern ſih auh in dem dichten Unterholze der Wälder vortrefflih zu verbergen weiß und infolge der Übereinſtimmung ſeines Gefieders mit der Umgebung ſelbſt dem ſcharfen Auge der Eingeborenen entrü>t wird. Ein alter Malaye, den Wallace aufforderte, einen der Argusfaſanen zu ſchießen, deren Stimme man in den Wäldern Malakas beſtändig hörte, verſicherte, binnen 20 Fahren ſeines Jägerlebens noch niemals einen erlegt, im freien Walde niht einmal einen geſehen zu haben. Gefangen