Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Spiegelpfau. Argusfaſan. 605

aber wird der Vogel, deſſen köſtliches Wildbret die Malayen nah Gebühr zu ſhäßen wiſſen, teineswegs ſelten. „Zu Padang, an der Weſtküſte von Sumatra“, ſo ſchreibt mir von Noſenberg, „wurde mix der Kuau von den Eingeborenen öfters lebend gebracht und gegen Bezahlung von 1/2—2 Gulden für das Stü überlaſſen; er muß alſo in den Gebirgswaldungen der Fnſeln häufig ſein. Fm tiefſten Walde, auf tro>enen, den Sonnenſtrahlen zugänglichen Blößen trifft der Reiſende oder Jäger nicht ſelten auf ſorgfältig von Zweigen und Vlättern gereinigte Stellen, von welchen aus nach allen Richtungen ſ{<hmale Wildpfade waldeinwärts laufen. Hier, zumal um die Mittagszeit, findet ſih der Arguspfau ein, um zu ruhen, zu ſpielen, zu kämpfen; hier ſieht man ihn na<h Hühnerart auf dem von der Sonne dur<hwärmten Boden liegen und ſi<h im Sande baden, günſtigen Falles vielleicht au ſpielen und kämpfen, und in die von hier ausgehenden Pfädchen legt der Jäger ſeine Schlingen. Nach Verſicherung der Eingeborenen lebt er in Vielehigkeit. Solange ihn die Liebe niht erregt, beträgt er ſih in Gang und Haltung ganz wie der Pfau: die ſ{hönen Flügel werden dem Leibe eng angeſchloſſen und der Schwanz wagerecht ausgeſtre>t. Wüährend der Paarungszeit aber ſieht man das Männchen mit ausgebreiteten, bis zum Boden niedergedrü>ten Flügeln auf den Waldblößen balzend umherſtolzieren und vernimmt einen eigentümlih ſ<hnurrenden Laut, der die Hennen herbeiloden ſoll und mit dem Rufe „Kuau‘/ von welchem ſein Name ein Klangbild iſt, keine Ähnlichkeit hat. Die Henne foll 7—10 weiße, denen einer Gans an Größe etwas nachſtehende Eier in ein kunſtloſes, im dichteſten Gebüſche verborgenes Neſt legen; ih ſelbſt habe ſie nie geſehen. Jn der Freiheit nährt ſich der Kuau von Kerbtieren, Shne>en, Würmern, Blattknoſpen und Sämereien. Meine gefangenen Vögel zogen gebrühten Reis jeder anderen Nahrung vor. Das Wildbret iſt äußerſt ſ<mad>haſt.““

Bis in die neuere und neueſte Zeit wurde Marsdens Anſicht, daß der Pfauenargus die Gefangenſchaft niht vertrage, von uns geteilt; ſeit Ende der ſehziger Jahre aber gelangte auch dieſer ſtolze Vogel niht allzu ſelten lebend nah Europa. Jh habe ihn in mehreren Tiergärten geſehen, auch einigermaßen beobachten können. Seinen Namen „Faſan“ trägt er mit Unrecht: er iſt, wie von Roſenberg richtig hervorhebt, in Gang und Haltung, Weſen und Betragen ein Pfau, beſißt auch deſſen laute Stimme, ja ſogar deſſen Geſichtsausdru>. Er hält ſih im Sigen faſt wagerecht, trägt ſi< aber läſſig, ſo daß die Armund die Schulterfedern getrennt und lebtere tiefer als der Schwanz zu liegen kommen, die Handſchwingen ſ{hleppen und die Federn der Flügelſpiße ebenfalls geſondert auf den Handſchwingen liegen, geht mit weiten Schritten und ni>t bei jedem mit dem Kopfe, der eingezogen zwiſchen den Schultern ſißt und nur beim Schreiten vorgeworfen wird, läuft geſchi>t längs eines Zweiges dahin, ſpringt mit oder ohne Zuhilfenahme der Flügel über ſehr weite Entfernungen, fliegt mit ſ<hweren Flügelſhlägen, bäumt am liebſten auf den oberſten Sibſtangen ſeines Käfiges, im Freileben alſo offenbar auf hohen Bäumen, ſchreit ſehr laut „huuu auua“ oder „hua auu“/, wirft dabei den Kopf in den Nacen, ſperrt den Schnabel weit auf und zu>t beim Ausſtoßen von jedem der beiden Laute mit dem Kopfe, ſ<lägt dann und wann auh den Schwanz in das Rad: alles, wie der Pfau thut. Leider iſt er in der That ſehr hinfällig und beſchränkt daher die Beobachtung in jeder Beziehung.

Der Argusfaſan, rihtiger Pfauenargus oder Arguspfau (Argus giganteus und Pavoninus, Argusanus argus und giganteus), unterſcheidet ſih von allen befannten Vögeln dadurch, daß die Federn des Ober- und Vorderarmes außerordentlich verlängert, nach der Spiße zu verbreitert, dabei weihſchaftig, aber hartfahnig, die Handſchwingen hingegen ſehr furz ſind. Er darf deshalb als Vertreter einer eignen Unterfamilie, die der Arguspfauen (Arginae), gelten. Der Schnabel iſt geſtre>t, ſhwac<, an der Spitze janft gewölbt, ſeine ganze Wurzelhälfte bekleidet mit einer Wachshaut, in welcher die