Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Truthuhn. Geierperlhuhn. 613

wo die natürlihen Vorbedingungen für ſein Gedeihen gegeben ſind. Wie in der Jagdzeitung „Der Weidmann“ gemeldet wird, hatte ſih z. B. in den Revieren des Grafen von Breunner in Niederöſterreich im Fahre 1888 der Beſtand an Trutwild auf etwa 580 Stück gehoben.

Meleagers Schweſtern, untröſtlih über den Tod ihres Bruders, wurden in Vögel verwandelt, deren Gefieder wie mit Thränentropfen beſprengt erſcheint. So berichtet die Sage und belehrt uns dadurch, daß die Alten dieſe Vögel, welche wir Perlhühner nennen, bereits gekannt haben. Verſchiedene Schriftſteller des Altertums ſchildern ſie ſo genau, daß wir wenigſtens annähernd die beiden Arten, die ſie kannten, beſtimmen können. Nebenbei erfahren wir, daß Perlhühner in Griechenland ſehr häufig gehalten wurden, ſo daß arme Leute ſie als Opfer darbringen konnten. Nach der Römerzeit ſcheinen ſie wenig beachtet worden oder gar aus Europa verſhwunden zu ſein; denn erſt im 14. Fahrhundert verlautet wiederum etwas über ſie. Bald nah Entde>ung Amerikas nahmen die Schiffer die gewöhnlichſte Art mit nach der Neuen Welt hinüber, und hier fand ſie ein ihr in ſo hohem Grade zuſagendes Klima, daß ſie bald verwilderte.

Die Perlhühner (Numidinae), welche die legte Unterfamilie der Faſanvögel bilden, kennzeichnen ſih durc fräftigen Leib, kurze Flügel, mittellangen Shwanz, ſehr verlängerte Oberſchwanzde>federn, überhaupt reiches Gefieder, mittelhohe, gewöhnlich ſporenloſe, kurzzehige Füße, kräftigen Schnabel, mehr oder weniger na>ten, mit Federbuſch, Holle Krauſe, Helm und Hautlappen verzierten Kopf und Oberhals und ſehr übereinſtimmende Färbung und Zeichnung, die aus einer lichten Perlfle>ung auf dunkelm Grunde beſteht und, wie die Kopfzierde, beiden Geſchlechtern gemeinſam iſt.

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Als das edelſte Mitglied der Unterfamilie ſehe ih das oſtafrikaniſche Geierperlhuhn (Numida yulturina, Acryllium vyulturinum, Abbildung S. 614) an. Der Leib iſt geſtre>t, der Hals lang und dünn, der kleine Kopf na>t, nur durch eine Krauſe geſhmüd>t, die ſih von einem Ohre zum anderen über den Hinterkopf zieht und aus ſehr kurzen ſamtartigen Federn beſteht; die Halsfedern ſind lanzettförmig, die Dberarmſchwingen beträchtlich über die Handſchwingen, die mittleren Steuerfedern über die ſeitlichen verlängert; der Schnabel iſt kräftig, kurz, ſehr ſtark gebogen und der Oberſhnabel mit deutlihem Haken übergefrümmt, der Fuß ho<hläufig und mit einer Sporenwarze ausgerüſtet.

Das Gefieder zeigt in ſeiner Weiſe dieſelbe Pracht wie das Federkleid des ſchönſten Faſans. Die Krauſe iſt dunkel rotbraun, der Hals ultramarinblau, ſhwarz und ſilberweiß in die Länge geſtreift, da jede einzelne der ſhmalen und langen Federn auf ſhwarzem, fein grau getüpfeltem Felde einen 4 mm breiten weißen Mittelſtreifen und breite ultramarinblaue Säume zeigt; auf den kurzen Mittelbruſtfedern verliert ſich dieſe Zeichnung, und es tritt daſür ein reines Samtſhwarz, auf den Seitenbruſtfedern aber ein prachtvolles Ultramarinblau auf; die Oberrücenfedern zeigen noh die lihten Mittelſtreifen, nicht aber die blauen Säume; es kommt dafür eine höchſt zierliche, aus ſhwarz- und weißgrauen Wellenlinien und Pünktchen beſtehende Zeichnung zur Geltung; das übrige Gefieder iſt auf dunkeloder ſhwarzgrauem Grunde äußerſt fein liht marmoriert und geperlt; jeder einzelne PerlfleŒen wird von einem {warzen Hofe umſchloſſen; auf den Federn der Weichengegend und des Bauches nehmen die Perlfle>en an Größe zu, auf denen, die ſi über den rein blauen der Seitenbruſt finden, wird jeder dunkle Hof noh von lilafarbenen Streifen umgeben, die