Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

616 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.

gezähmten herſtammende Perlhühner unterſcheiden ſi< hauptſähli< dur< bedeutendere Größe. Entartungen ſind häufig.

Alle Perlhühner gehören urſprüngli<h Afrika an; die bekannteſte Art, das Gemeine Perlhuhn, das in Weſtafrika heimiſch iſt, wurde zum Haustiere und verwilderte, wie bemerkt, in Weſtindien und, Hartlaubs Meinung nah, auh auf den Sunda-Jnſeln. Der Verbreitungskreis der verſchiedenen Arten ſcheint ſih auf gewiſſe Gegenden zu beſchränken. Das Geierperlhuhn bewohnt nur die Küſtenländer Oſtafrikas und zwar, ſoviel bis jeßt bekannt, die um den Dſchub gelegenen Strecen, deren Küſtenſaum ungefähr dur die Städte Barawa und Lamu begrenzt werden mag; von der De>en ſah, mündlichen Berihten zufolge, die größte Anzahl der prachtvollen Vögel zwiſchen dem 2. und 4. Grade ſüdlicher Breite und zwar vorzugsweiſe in Niederungen. Das Haubenperlhuhn (Numida cristata, Abbildung S. 615) iſt dur< ganz Mittelafrika verbreitet. Auf der Inſel Sanſibar kommt es nict vor, auf dem gegenüberliegenden Feſtlande iſt es hier und da gemein. Sir John Kirk beobachtete es in zahlreichen Geſellſchaften im Delta des Sambeſi bei Dſhubanga und im Juneren des Landes, etwa 40 engliſche Meilen öſtlih von den Viktoriafällen, und zwar mehr im Walde als andere dort heimiſche Arten der Gattung.

Es ſcheint, daß ſih die Lebensweiſe der verſchiedenen Arten, von unweſentlichen Lebensäußerungen abgeſehen, in hohem Grade ähnelt. Das Perlhuhn bedarf nah meinen Erfahrungen, die ſi< auf das in Nordoſtafrika lebende und dort ſehr häufige Pinſelperlhuhn (Numida ptilorhyncha) beziehen, Gegenden, die von einem dihten Niederwalde bede>t ſind, dazwiſchen aber freie Blößen haben. Reichbebuſchte Thäler der Ebenen, Wal: dungen, in welchen dihter Unterwu<hs den Boden de>t, Steppen, in welchen grasartige Pflanzen nicht allein zur Herrſchaft gekommen ſind, Hochebenen im Gebirge bis zu 3000 m Höhe und ſanft abfallende, mit Felsblö>en überſäete, aber denno< mit einer üppigen Pflanzende>e überzogene Gehänge genügen allen Anforderungen, welche es an eine Ortlichkeit ſtellt. Jn den za>igen und zerriſſenen Bergen der Fnſeln des Grünen Vorgebirges findet es, laut Bolle, ein ſeiner Natur ſo vollkommen zuſagendes Gebiet, daß es hier maſſenhaft auftritt; je größer und je wilder die Fnſel, je tiefer die Einöde ihrer Berggelände, um ſo häufiger begegnet ihm der Reiſende. Es belebt hier alle Höhenzüge in zahlreichen Trupps, vorzugsweiſe die Buſhwälder der baumartigen Euphorbien, die ihm ſichere und ſelten betretene Zufluchtsſtätte gewähren. Da die JFnſeln Weſtindiens ähnliche Örtlichkeiten beſißen, hat es ſi< bald der Herrſchaft der Menſchen zu entziehen gewußt und ſih im Freien heimiſh gemacht. Schon vor ſe<s Menſchenaltern war es, wie Falconer berichtet, auf Jamaika häufig; gegenwärtig iſt es dort ſo gemein, daß es unter Umſtänden zur Landplage wird. Auch auf Cuba findet man es an verſchiedenen Orten, beſonders im öſtlichen Teile der Fnſel, weil hier viele Kaffeepflanzungen von den Eigentümern in der Abſicht verlaſſen wurden, neue Pflanzungen an beſſeren Orten anzulegen. Es blieben dort, wie Gundlach meint, zahme Perlhühner zurü>, vermehrten ſih und verwilderten vollſtändig.

Die Perlhühner ſind Standvögel, wenn auch nicht im ſtrengſten Sinne des Wortes. Jh erinnere mich, ſie zu gewiſſen Zeiten in Waldungen und Steppengegenden gefunden zu haben, in welhen man ſie ſonſt nict antriſſt, und Kirk ſagt mit Beſtimmtheit, daß ſie ſich in Oſtafrika, wenn die Regenzeit beginnt, nah dem Fnneren des Landes zurü>ziehen, hier zerſprengen und nun zur Fortpflanzung ſchreiten. Da, wo ſie häufig ſind, wird man ihrer bald gewahr. Sie verſtehen es, ſih bemerklih zu machen, und wäre es auh nur, daß ſie in den Morgen- und Abendſtunden ihre trompetenartige, ſhwer zu beſchreibende, den meiſten meiner Leſer aber dur< unſer zahmes Perlhuhn wohl bekannt gewordene Stimme