Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Fünfte Ordnung. Die Rallenvögel (Phalaridornithes).

Zwiſchen Kranich- und Hühnervögeln ſteht nah Fürbringer die Ordnung der Rallenvögel, deren zwei Sippſchaften mit je zwei Familien nur eine einzige Unterordnung (Ralliformes) bilden. Außer der artenreichen Familie der Rallen gehören zu dieſer die artenarmen der BVinſenhühner, Stelzenrallen und Laufhühner. Die beiden erſteren vereinigt Fürbringer zur Sippſchaft der Rallenartigen (Fulicariae).

Unſere Waſſerralle gilt als Urbild der über die ganze Erde verbreiteten Familie der Rallen (Rallidae), gzierliher Sumpfvögel, die ſih kennzeihnen dur hohen, ſeitlich ſtark zuſammengedrüten Leib, mittellangen Hals, fleinen Kopf, verſchieden geſtalteten, ſeitlich zuſammengedrüten, ſelten mehr als fopflangen Schnabel, hohe, langzehige Füße mit ſtets entwidelter Hinterzehe, ziemlich kurze, abgerundete Flügel, welche die zuſ ammengelegte Schwanzſpibe nicht erreichen, langen, zugerundeten, aus zwölf Federn beſtehenden Schwanz und reiches, jedoch glatt anliegendes Gefieder. Der Schädel iſt rundlih und ſchön gewölbt, das Hinterhauptlo< anſehnlich, die Augenſcheidewand dur<hbrochen, das Thränenbein mittelmäßig, der Kopf überhaupt dem der Kraniche ſehr ähnlich. Die Wirbelſäule beſteht aus 13 ſchlanken Hal3-, 10 unvexrſhmolzenen Bruſt- und 8 ſ{hwachen Schwanzwirbeln; der lette von dieſen pflegt, dem ſ{<wachen Schwanze entſprechend, verkürzt zu ſein; das Bruſtbein iſt ziemlih lang, aber ſehr ſ{hmal, ſein Kamm beträchtlih groß; nah hinten findet ſich jederſeits ein längerer, ſ<maler Fortſaß, der jederſeits ſpizwinkelige, tiefgehende Hautbuchten einſhließt. Faſt alle Knochen ſind mit Mark angefüllt. Die Zunge iſt ziemlich lang und zugeſpizt, der Schlund weit und faltig, der Vormagen länglich, der Muskelmagen ſehr ſtark und kräftig 2c.

Die Rallen ſind Weltbürger und leben in ſumpfigen oder doh feuchten Gegenden, einige in wirklichen Brüchen oder ſchilfreichen Teichen und Seen, andere auf Wieſen und den Getreidefeldern, einzelne auh im Walde. Sie führen ein verborgenes Leben, laſſen ſich ſowenig wie mögli ſehen, entſchließen ſi<h nur hart bedrängt zum Auſffliegen, verſtehen aber meiſterhaft, ſich zwiſchen ihren Wohnpflanzen zu verbergen. Alle ſind vortrefflich zu Fuße, einzelne ſ<hwimmen recht leidlich, andere tauchen ſogar; ſämtliche Arten aber gehören zu den ſ<le<teſten Fliegern. Bemerkenswert iſt ihre laute, in den meiſten Fällen höchſt eigentümliche Stimme, die man in den Abend- und Morgenſtunden, dann aber zuweilen lange Zeit ohne Unterbrehung vernimmt. Jhre Sinne ſind wohl entwi>elt, ihre