Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

646 Vierte Ordnung: Hühnervögel; ſechſte Familie: Shnepfenſtrauße.

wurden, zu beſtätigen. Seit dem Jahre 1852 hat man hier wiederholt einen oder mehrere dieſer abſonderlichen Vögel gepflegt. Fn einer E>e ſeines dunkeln Käfigs hat man einige Garben zuſammengeſtellt. Zwiſchen ihnen verbirgt ſich der Schnepfenſtrauß während des Tages. Nimmt ihn der Wärter aus ſeinem Verſte>e heraus, ſo rennt er ſobald wie möglih dem leßteren wieder zu und verkrieht ſih raſh zwiſchen dem Strohe. Nah Sonnenuntergang wird er munter, rennt lebhaft hin und her, dur<ſu<t jeden Winkel jede Ee und ſticht mit ſeinem langen Schnabel nah Art der Schnepfen in den weihen Boden. Man ernährt ihn mit fein geſchnittenem Hammelfleiſhe und mit Würmern. Von erſterem verzehrt er täglih 250 g; leßtere ſind Leckerbiſſen für ihn. Das zuerſt angekommene Weibhen legte wiederholt Eier, eins ungefähr drei Monate nah dem anderen, verſuhte mehrmals ſie auszubrüten und ließ ſi< nur {wer von ihnen vertreiben. Fm Jahre 1865 erhielt das Weibhen männliche Geſellſhaft, und im Jahre 1867 bekundeten beide die Abſicht, ſih zu paaren. Hierauf wurde man durch den lauten Ruf des Männchens, auf welhen das Weibchen mit einem kürzeren und leiſeren Tone antwortete, zuerſt aufmerkſam. Beide waren den Tag über ruhig, in der Nacht aber teilweiſe ſehr laut. Am 2. Fanuar legte das Weibchen das erſte Ei und blieb einen Tag oder etwas länger auf ihm ſigen. Als es das Neſt verlaſſen hatte, nahm das Männchen ſeine Stelle ein und brütete fortan ununterbrochen. Am 7. Februar legte jenes ein zweites, Ei und verließ das Neſt ſobald dies geſchehen war. Beide Vögel nahmen nun zwei gegenüberliegende E>en ihres Wohnraumes ein: das Männchen ſaß auf den beiden Eiern unter ſeinen Strohgarben, das Weibchen na<h wie vor in dex von ihm zum Schlafplaße erwählten Ee. Beide verſtummten mit Beginn der Bebrütung vollſtändig. Bartlett, dem wir vorſtehende Angaben verdanken, fand die Eier in einer auf dem Boden und im Strohe ausgehöhlten Vertiefung, dicht nebeneinander liegend, und beobachtete, daß das Männchen niht der Länge, ſondern der Quere nach auf ihnen ſaß; ſein ſhmaler Leib würde ſonſt au< nicht hingereicht haben, die großen Eier, deren Spißen man hervorſtehen ſah, zu bede>en. Eifrig brütend verblieb es bis zum 25. April in derſelben Stellung; endlich verließ es ſehr entkräftet das Neſt. Die Eier waren faul. Sie ſind unverhältnismäßig groß; denn ihr Gewicht beträgt faſt den vierten Teil von dem des weiblichen Vogels.