Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

652 Fünfte Ordnung: NRallenvögel; erſte Familie: Rallen.

weiß. Das Auge hat um den Stern einen gelben, ſodann einen ſ{<warzgrauen und außerhalb einen roten Ring; der Schnabel iſt an der Wurzel la>rot, an der Spitze gelb, der Fuß gelbgrün. Die Länge beträgt 31, die Breite 60, die Fittichlänge 20, die Shwanzlänge 6 cm.

Das Teichhühnchen, ein in allen Erdteilen heimiſcher, obwohl in ſtändigen Unterarten auftretender Vogel, iſt in Europa, mit Ausnahme des hohen Nordens, überall gemein, in Deutſchland Zugvogel, der zu Ende März erſcheint und erſt im Dktober wegzieht, wahrſcheinli<h in Paaren und wohl größtenteils zu Fuß wandert, zuweilen au< bei uns zu Lande überwintert. Jm Frühjahre kommen gewöhnlich beide Gatten in einer Nacht auf ihrem Brutteiche an, ausnahmsweiſe beide bald nacheinander. Naumann, der ein Pärhen jahrelang von ſeinem Garten aus beobachten konnte, bemerkte man<hmal das Männ<en, man<mal das Weibchen zuerſt. Einmal aber erſchien das Weibchen allein, ſuchte vergeblih ein vorüberziehendes Männchen herbeizulo>en und verſ<hwand nah zweiwöcigem Harren und ſehnſüchtigem Rufen wieder. Ein andermal kam das Männchen allein, lo>te Tag und Nacht ohne Unterlaß, miſchte óft ſo kläglihe Töne unter ſein Gelo>, daß man es ohne Mitleid niht anhören konnte, bis endlih in der fünften Nacht die erſehnte Gattin eintraf. Wenn das Paar von einem Teiche Beſiß genommen hat, beachtet es den Ruf der in der Luft dahinziehenden Artgenoſſen niht mehr; iſt aber nur erſt der eine Gatte da, ſo antwortet er dem oben fliegenden und ladet ihn dur< ähnliche Töne ein, zu ihm herabzukommen.

Kleine Teiche, die am Rande mit Schilf oder Ried bewachſen, wenigſtens dur< Rohr und Gebüſch bede>t und teilweiſe mit <hwimmenden Waſſerpflanzen überwuchert ſind, bilden die bevorzugten Aufenthaltsorte des Teichhuhnes. Jedes Pärchen liebt es, einen Teich für ſi allein zu beſißen, und nur auf größeren Waſſerflähen ſiedeln ſih mehrere Pärcen an, von welchen dann jedes ſein Gebiet ſtreng feſthält. Liegen mehrere Teiche nebeneinander, ſo beſuchen ſi die raufluſtigen Männchen gegenſeitig, um einen Strauß auszufehten, werden aber ſtets wieder zurü>geſchlagen, da ſih jedesmal beide Gatten vereinigen, um den frechen Eindringling zu züchtigen.

„Erſcheint“, ſagt Liebe, „der Schwan als Sinnbild ſtolzer Majeſtät, fo iſt das Teichhühnchen das anmutiger Beweglichkeit. Begabt wie kaum ein anderer Vogel, taucht das rotſtirnige Hühnchen mit derſelben Geſchiklichkeit, mit welcher es im Rohre und Schilfe umherflattert. Am Tage ſ{hwimmt es leiht und zierlich, faſt wie eine Möwe, mit dem kurzen Schwanze aufwärts wippend, zwiſchen den Blättern der Teichhroſen und Froſhkräuter dahin, bald rechts, bald links ein kleines unbekanntes Etwas erhaſhend, taucht dazwiſchen einmal hinab und holt einen Bündel Horn- oder Tauſendblatt vom Grunde herauf, um dann die Oberfläche nah Erbſenmuſcheln und Waſſerkerfen abzuſuchen;, abends und nachts ſteigt es gern im Rohre empor und weiß dies, indem es mit den langen Zehen drei oder vier Stengel zugleich erfaßt, ſo geſchi>t zu bewerkſtelligen, daß man das verurſachte Geräuſch faum zu vernehmen im ſtande iſt. Zur Paarungszeit verſteigt es ſih gern in die Köpfe der Weiden, die den Weiher umgeben, und treibt ſih hier ſtundenlang umher. Erſchre>t, läuft es flatternd über die hwimmenden Blätter der Waſſerpflanzen hinweg oder taucht unter und iſt ſ{heinbar vom Teiche verſhwunden.“ Bei Gefahr rudert es mit Hilfe ſeiner Flügel eilig zwiſchen dem Grunde und der Oberfläche fort, kommt zum Atemholen einen Augenbli> empor, ſtre>t aber bloß den Schnabel hervor und rudert weiter. Der Flug iſt matt, ſchwerfällig flatternd, niht ſ<hnell, geht faſt geradeaus, gewöhnlih tief auf dem Waſſer hin; denn erſt, wenn es eine gewiſſe Höhe erreicht hat, fliegt es leiter; Hals und Beine werden dabei gerade ausgeſtre>t.

„Eine beſondere Geſchicklichkeit“, ſagt mein Vater, „beſibt es, ſih zu verbergen. Da, wo nur wenig Schilf iſt, verkrieht es ſih ſo gut, daß es unmöglich iſt, es aufzufinden.