Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

658 Fünfte Ordnung: Rallenvögel; erſte Familie: Rallen.

Neſt ſteht ziemli<h verborgen, in der Regel auf dem Waſſerſpiegel ſelbſt, iſt von dürren Gras- und Reisſtengeln, Schilf und Rohrblättern errichtet, etwas liederli<h zuſammengebaut, dem unſeres Waſſerhuhnes entfernt ähnlih, und enthält im Mai 3—5 Eier. Lebtere ſind dur<ſchnittlih 55 mm lang, 38 mm di>, haben eine ſ{<öne, längliche Eigeſtalt, glatte, aber wenig glänzende Schale und tragen auf dunkel ſilbergrauem, fleiſhfarbigem oder rotgrauem Grunde violettgräulihe Unter- und rotbraune, ſehr einzeln ſtehende Oberfle>en. Die Jungen entſhlüpfen in einem ſ{<warzblauen Daunenkleide, lernen bald {<hwimmen und untertauchen, werden von beiden Eltern geführt, mit warmer Zärtlichkeit überwacht und bei Gefahr gewarnt. An Sultanshühnern, die ih pflegte, beobachtete ih, daß beide Geſchlechter bauen, abwechſelnd brüten und gemeinſchaftlich die Jungen führen. Doch hütet das Männchen nur ſo lange das Reſt, wie das Weibchen bedarf, um ſi zu ſättigen, hält dafür aber, während dieſes brütet treue Wacht und greift jeden gefiederten Ankömmling, am heftigſten ſeinesgleihen an. Nach einer 28 Tage währenden Bebrütung entſchlüpfen die Fungen, bedürfen jedo<h no<h mehrtägiger Pflege im Neſte, bevor ſie es verlaſſen können, und werden bis dahin von der Mutter gehudert und ſorgfältig mit den Stoffen geaßt, die das Männchen für ſie und die Gattin herbeibringt. Später nimmt auh der Vater an der Agzung teil, faßt, wie er es der Mutter abgeſehen, ein Brö>lein Nahrung ſo behutſam mit der Schnabelſpiße, daß es an dieſer nur zu kleben ſcheint, beugt ſi< na< unten und hält den Jungen ſo lange den Biſſen vor, bis dieſe ſi< entſchließen, ihn vom Schnabel abzupi>en. Erſt am achten Tage ihres Lebens verlaſſen die Küchlein das Neſt, beginnen, holperig trippelnd, umherzulaufén, lernen nah und nath gehen, endlich laufen, laſſen ſi< nun entweder von der Mutter allein, oder teils von dieſer, teils vom Vater führen, entſchließen ſi< aber erſt ſehr ſpät, ſelbſt Futterſtoffe aufzunehmen. Fhr bis auf den lebhaft roſtroten Flügelrand und einige zimtrote Stellen auf dem Kopfe kohlſ<hwarzes Daunenkleid lihtet ſich zuerſt auf dem Bauche und wird dann allmählih dur das Jugendkleid erſeßt, das auf der Oberſeite dem Alterskleide ähnelt, auf der Unterſeite aber bräunlih fahlgrau ausſieht und ohne Federwechſel ſi< zum Alterskleide ausfärbt. Gleichzeitig werden auh der hellblaue Schnabel ſamt Kopfplatte und die ſhwarzblauen Füße allgemach rot. Jm Dezember tritt die erſte Mauſer ein, und nah ihr ſind die Jungen von den Alten niht mehr zu unterſcheiden.

Alle Sultanshühner laſſen ſi leiht zähmen, gewöhnen ſih bald an allerlei Futter, an die Hausgenoſſen, leben ſriedlih mit den Hühnern, vorausgeſebt, daß dieſe erwachſen find, treiben ſi, wenn man ihnen größere Freiheit gibt, in Hof und Garten oder auf der Straße umher, kommen in die Zimmer, betteln bei Tiſche und werden dann wirkli zu einer wahren Zierde des Gehöftes, dauern auh lange Jahre aus und ſchreiten bei geeigneter Pflege leiht zur Fortpflanzung.

Von den Waſſerhühnern unterſcheiden ſih die Sumpfrallen (Rallinae) dur längeren Lauf und höhere Einlenkung der Hinterzehe.

Die zierlihen Sumpfhühnchen (Ortygometra) kennzeihnet hauptſächlich der kurze, ſeitlih zuſammengedrüd>te Schnabel und die lange Hinterzehe.

Unter den drei europäiſchen Arten iſt das Tüpfelſumpfhühnchen, auh Grashuhn, Muthühnchen, He>enſchnarre, Eggaſcher, Winkernel, Matkern, Maknegel,