Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Strauß: Gebaren der Jungen. Züchtung in Südafrika, 708

für die Möglichkeit der ſo viel beſtrittenen Ausbrütung durch die Sonne. Während der 12 Tage war die Hite ſehr bedeutend, mit der Nordafrikas übereinſtimmend.“

Die von den Genannten erzielten Erfolge eiferten zur Nachahmung an. Fn Grenoble zühtete Bouteille, in Madrid Graells; in einzelnen Tiergärten, beiſpielsweiſe in Berlin, hatte man wenigſtens die Freude, Strauße zum Legen und zum Brüten ſchreiten zu ſehen. Von außerordentlihem Einfluſſe waren die gewonnenen Ergebniſſe für das Kapland. Hier hatte man auf Hühnerhöfen und Landgütern von jeher Strauße gehalten, einzelne von ihnen au< wohl vor leihte Wagen geſpannt oder ſelbſt zu Reittieren verurteilt; hier faßte man jeßt den Entſchluß, die Zucht im großen zu verſuchen. Jm Fahre 1865 wurden im Kaplande die erſten Strauße in Gefangenſchaft gezüchtet, 4 Fahre ſpäter eine zweite Brut glü>li< groß gezogen. Ein Beſißer von 29 Stü, unter welhen 15 Männchen waren, begann ſeine gefangenen Strauße zu rupfen und erlöſte aus den gewonnenen Federn jedes männlihen Vogels niht weniger als 160 Mark jährlih. Dies gab den Anſtoß zu der gegenwärtig im ganzen Kaplande beſtehenden und blühenden Straußenzucht. Nach einer Zählung, die im Jahre 1865 vorgenommen wurde, gab es in den Anſiedelungen niht mehr als 80 gezähmte Strauße; 10 Jahre ſpäter, im Jahre 1875 alſo, hatte ſih der Beſtand, nah A. Douglaß, auf 21,751 Stü> gehoben, und heutzutage bildet die Straußenzucht einen der wichtigſten Erwerbszweige ganz Südafrikas, ſoweit es von Europäern bevölkert iſt. Jm Fahre 1880 wurden für faſt 17,7 Millionen, 1882 für faſt 21,9 Millionen Mark Straußfedern ausgeführt. Den Beſtand an Straußen in der Kapkolonie ſ{häßgte Douglaß im Fahre 1886 auf rund 150,000 Stü>k. Bis zum Anfange der achtziger Jahre hatten die Südafrikaner keinerlei Wettbewerb in dem einträglihen Betriebe zu fürchten. Als aber im Fahre 1883 Unternehmer begannen, Strauße na< Auſtralien, Argentinien und Kalifornien zu verſchiffen, um dort ebenfalls die Straußenzucht einzurihten, fürchtete man im Kaplande, das bis dahin beſtehende thatſählihe Monopol zu verlieren und erließ ein Geſeß, demzufolge für jeden ausgeführten Strauß eine Abgabe von 2000 Mark und für jedes Ei eine fſolhe von 100 Mark exlegt werden muß.

Um Sirauße zu züchten, umgibt man zunächſt ausgedehntere Flächen leihten, womöglich kalkhaltigen Bodens mit einer aus Steinen zuſammengetragenen oder aus Eiſendraht hergeſtellten Umzäunung, ſäet innerhalb dieſes Naumes Luzerne an und überläßt da, wo der Boden ſelbſt alles Erforderliche enthält, die Strauße möglichſt ſi ſelbſt, wogegen man an anderen Orten zur künſtlichen Fütterung ſchreiten, auh wohl unter das Futter zertrümmerte Knochen und Kalkſteine mengen muß. Hat man über hinreichenden Raum zu verfügen, ſo läßt man die Vögel ſelbſt brüten; iſt dies niht der Fall, ſo ſondert man wenigſtens die alten, brutluſtigen Paare oder doh Männchen und Weibchen ab und ſammelt die von letzteren gelegten Eier, um ſie in beſonderen, eigens für dieſe Zucht eingerihteten Brutmaſchinen zu zeitigen. Die auf dieſe Weiſe erbrüteten Strauße bedürfen zwar in den erſten Tagen einer ebenſo ſorgſamen Pflege wie mutterloſe Küchlein, gewöhnen ſi aber beſſer als die von den eignen Eltern erbrüteten und geführten an den Menſchen und laſſen ſi ſpäter von eingeborenen dunkelhäutigen Knaben oder, wenn erwachſen, von berittenen Hirten wie Truthühner auf die Weide treiben, alſo au< außerhalb der eingehegten Grundſtü>e verwenden. Einzelne Anſiedler, die eine glü>liche Hand beſißen und ſih die nötige Erfahrung erworben haben, ziehen die künſtlihe Ausbrütung der natürlichen vor und züchten gegenwärtig niht allein für den eignen, ſondern ebenſo für fremden Bedarf, verſichern auch, daß ihre Pfleglinge den unter der Bruſt der eignen Eltern groß gewordenen Jungen vollſländig gleichen.

Die erwachſenen Strauße beraubt man binnen je 8 Monaten einmal ihrer Federn. Bevor man hinreichende Erfahrungen geſammelt hatte, rupfte man dieſe einfach aus, indem