Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

704 Vierzehnte Drdnung: Strauße; einzige Familie: Strauße.

man eine Herde in einem beſtimmten engen Naume zuſammenpfer<hte und damit allen Widerſtand der Vögel lähmte; das gewaltſame Ausziehen ſriſ<h entwickelter Federn wirkte jedoh oft ſehr ungünſtig und zog ſelbſt Todesfälle nah ſi<. Aus dieſen Gründen ſchneidet man gegenwärtig alle Federn hart über der Haut ab und entfernt etwa 6 Wochen ſpäter die Spulreſte, die in dieſer Zeit no< niht ausgeſtoßen wurden. Strauße, die zur Brut ſ<hreiten ſollen, dürfen ſelbſtverſtändlih niht gerupft werden; alle übrigen aber, auch die Weibchen, erleiden in den angegebenen Zeitabſtänden dieſes Schickſal, da man Mittel gefunden hat, alle Federn zu bleihen und beliebig zu färben. Jnfolge der maſſenhaften Erzielung brauchbarer Federn ſinkt ihr Preis allerdings von Jahr zu Jahr; dafür iſt man aber auh im ſtande, der mehr und mehr ſi ſteigernden Nachfrage gerecht zu werden, die ſelbſt durch die rücſihtsloſeſte Jagd auf wild lebende Vögel gar niht mehr befriedigt werden könnte. Die Federn gezüchteter Strauße ſind übrigens weder ſo ſ{hön no< ſo wertvoll wie die der wild lebenden, und können bei einiger Sachkenntnis auf den erſten Bli>k unterſchieden werden.

Die Straußenjagd wird in ganz Afrika mit Leidenſchaft betrieben. Den Beduinen gilt ſie als eins der edelſten Vergnügen; denn gerade in der Schwierigkeit, die ſie verurſacht, liegt für Menſchen dieſes Schlages ein beſonderer Reiz. Die Araber Nordoſtafrikas unterſcheiden den Strauß nach ſeinem verſchiedenen Geſchlechte und Alter genau. Der erwachſene männliche Vogel heißt „Edlim“ (der Tiefſhwarze), das Weibchen „Ribeda“ (die Graue), der junge Vogel „Ermud“ (der Bräunliche). Da Erbeutung der Federn das hauptſächlichſte Ziel der Jagd iſt, verfolgt man vorzugsweiſe, ja faſt ausſ<hließli<, den „Edlim“; aber gerade dadur< ſchadet man der Vermehrung beſonders empfindli<h. Aus Triſtrams Bericht erſehe ih, daß man in der nördlichen Sahara genau in derſelben Weiſe jagt wie in der Bajuda oder in der Steppe Kordofans. Auf flüchtigen Pferden oder ausgezeihneten Dromedaren reiten die Jäger in die Wüſte oder Steppe hinaus und ſuchen eine Straußenherde auf. Einige mit Waſſerſchläuchen belaſtete Kamele folgen in gewiſſer Entfernung; ihre Treiber halten ſi< au< während der Jagd ſtets in möglichſter Nähe der Verfolger. Wenn dieſe ihr Wild entde>t haben, reiten ſie ſo lange auf den Trupp der Vögel zu, bis ein vorſichtiger „Edlim“/ durch ſein Beiſpiel das Zeichen zur Flucht gibt. Je 2 oder 3 Jäger wählen ſi<h jezt ein Männchen aus und reiten in geſtre>tem Galopp hinter ihm her; während einer von ihnen dem Vogel auf allen Krümmungen ſeines Laufes folgt, ſucht der andere ſie abzuſchneiden, übernimmt, wenn es ihm. gelang, die Rolle des erſteren und läßt dieſen die kürzere Stre>ke durchreiten. So wechſeln ſie miteinander ab, bis ſie den mit aller ihm möglichen Schnelligkeit dahin eilenden Strauß ermüdet haben. Gewöhnlich ſind ſie ſhon nah Verlauf einer Stunde dicht hinter ihm her, zwingen ihre Pferde zu einer lebten Anſtrengung und verſeßen dem Vogel ſ{<ließli< einen heftigen Streich über den Hals oder auf den Kopf, der ihn ſofort zu Boden wirſt. Unmittelbar nah dem Falle des Wildes ſpringt der eine Jäger vom Pferde, ſhneidet ihm unter Herſagen des üblichen Spruches: „Jm Namen Gottes des Allbarmherzigen, Gott iſt größer“, die Halsſhlagader durh und ſte>t, um Beſhmußung der Federn durch das Blut zu verhüten, den Nagel der langen Zehe eines Fußes in die Wunde. Nachdem ſih der Strauß verblutet hat, zieht ihm der Jäger das Fell ab, dreht es um und benußt es gleih als Sa> um in ihm die S<hmu>federn aufzubewahren. Von dem Fleiſche ſchneidet er ſo viel ab, wie er braucht; das übrigbleibende hängt er an einen Baum zum Tro>nen und für etwa vorüberziehende Wanderer auf.

Mittlerweile ſind die Kamele na<hgekommen; der Jäger erqui>kt ſi< und ſein Pferd nach der anſtrengenden heißen Jagd, ruht einige Stunden aus und kehrt mit ſeiner Beute beladen nah Hauſe zurü>. Hier ſucht er die Federn je nah ihrer Güte aus, bindet die