Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

706 Vierzehnte Drdnung: Strauße; einzige Familie: Strauße.

Jm Kaplande wurde die Straußenjagd ſeit dem Fahre 1870 durch ein Geſet geregelt, das Zuwiderhandelnde mit hohen Strafen belegte und nicht allein die Vögel ſelbſt, ſondern auch deren Neſter und Eier zu ſchüßzen ſuchte, eine je nah der Gegend verſchiedene Schonzeit feſtſtellte, die Jagd ſelbſt an beſondere Bedingungen knüpfte und Eier und junge Strauße als unverletßlih hinſtellte. Man hoffte, durch ſtrenge Aufrechterhaltung dieſes Geſeßes das ganze Kapland allmählih wieder ebenſo mit Straußen zu bevölkern, wie es dies in früherer Zeit wax.

Der Preis der Federn iſt je na< dem Wechſel der Mode erheblihen Schwankungen unterworfen; auch liefern niht alle Gegenden gleihgeſhäßte Ware, weil die Beſchaffenheit des Bodens und der Witterung ihre Reinheit erhöht oder mindert. Als die beſten gelten die ſogenannten Aleppofedern, die von den in der Syriſchen Wüſte lebenden Straußen ſtammen; auf ſie folgen der Reihe nah die Federn, die in der Sahara, den Steppen am Senegal, den Nilländern, Marokko, Südafrika und Südarabien gewonnen werden. Zahmen Straußen entnommene ſind immer weniger wert als von wilden Vögeln herrührende. Fm Norden Afrikas werden für ein Fell mit den Federn bis zu 100 ſpaniſche Thaler bezahlt; im Jnnexren des Erdteiles kann man es gelegentlich ziemlich billig kaufen; 1 kg der erleſenſten weißen Flügelfedern gilt ſhon im Sudan 1000—1200 Mark, wogegen die kleineren weißen Schwingen- und Bürzelfedern kaum den vierten Teil jener Summe eintragen und 1 kg ſ{<warzer Nückenfedern ſelten über 50 Mark koſtet. Die vom Kaplande kommenden Federn bezahlt man minder hoh.

Die Eier werden von allen Süd- und Mittelafrikanern ebenfalls vielfah, hauptſächlih als Gefäße, gebraucht. Man umgibt ſie mit leichtem Flehtwerk, hängt ſie gefüllt in den Hütten auf oder nimmt ſie auh auf Neiſen mit. Jn Kordofan benußt man ſie, um die Spitze der runden, kegelförmigen Strohhütten zu {hmüd>en; in den koptiſhen Kirchen dienen ſie zur Verzierung der Schnüre, welche die Lampen tragen. Eier und Fleiſh werden von allen Eingeborenen gegeſſen. Nah Burchell iſt die unter den Hottentotten übliche Art, erſtere zu kochen, höchſt einfah. Man bohrt an dem einen Ende ein kleines rundes Loch durch die Schale und quirlt das Jnnere vermittelſt einer biegſamen Aſtgabel wohl durcheinander, ſet das Ei auf das Feuer, quirlt von Zeit zu Zeit den Fnhalt durch und fährt in dieſer Arbeit fort, bis das Eiweiß geronnen iſt. Lichtenſtein erzählt, daß unter den von ihm aufgefundenen Straußeneiern nur wenige waren, die no< zum Eſſen taugten, weil die meiſten bereits ausgewachſene Küchlein enthielten. „Unſere Hottentotten verſ<mähten indeſſen auh dieſe niht und brieten ſie ſich in den Schalen mit Hammelfett. Jh habe in der Folge die nah unſeren Begriffen wohl ekelhafte Koſt ſelbſt verſuht und in der That ſehr ſhmac>haft gefunden.“ Junge Strauße haben ein höchſt zartes, wohlſ{<me>endes Fleiſch; das älterer iſt härter, dem Jündſleiſhe ähnlich.