Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Meerec<ſe: Allgemeines. Verbreitung. Leben83weiſe. 83

Färbung und Zeihnung ändern je nah dem Alter. Bei jüngeren Meerechſen ſtehen auf beiden Seiten des Kopfes an deſſen Unterſeite wie an den Numpfſeiten zahlreiche hellgraue Fle>en auf ſ{hwarzem Grunde und verdrängen zuweilen die dunkle Grundfärbung bis auf ein mehr oder weniger ſchmales Maſchennez. Am Rüen ſelbſt zeigen ſi< abwehſelnd {mutig graue und ſchwarze, mehr oder minder regelmäßig in Querbinden oder Querreihen ſtehende Fle>en. Die ganze Ober- und Außenſeite der Beine iſt entweder grau punktiert oder mit großen, grauen Fle>en geziert. Die Unterſeite des Kopfes iſt dunkel ſ{muzgig-grau, die Kehlgegend ſhwarz, die Unterſeite hmußig gelbbraun, die Oberſeite der Finger und Zehen, des Unterarmes und der Unterſchenkel ſowie die größere hintere Hälfte des Schwanzes tief ſhwarz, der Rü>kenkamm abwechſelnd gelb oder grau und ſhwarz gebändert. Ausnahmsweiſe kommen vollkommen ſ{<warz gefärbte Stücke vor.

Die Meerechſen leben in anſehnlicher Menge auf den Galapagosinſeln. Darwin fand ſie auf ſämtlichen von ihm beſuchten Eilanden der Gruppe, Steindachner auf der Albemarle-, Charles-, James- und Jervisinſel, auf leßterer in ungeheurer Anzahl und in ſehr großen Stücken, W. E. Cookſon auh auf der Abingdoninſel. Entſprechend ihrer Lebensweiſe halten ſie ſi ſtets auf dem felſigen Seeufer auf und werden, ſoweit die Beobahtungen Darwins reichen, niemals entfernter als 10 Schritt vom Ufer gefunden.

„Man ſah ſie“, ſagt Darwin, „zuweilen einige hundert Schritt vom Ufer umherſ<wimmen, und Kapitän Colnet verſichert, daß ſie in Herden ins Meer gehen, um hier zu fiſchen oder ſih áuf den Felſen zu ſonnen, Fh glaube, daß er ſi< in Bezug auf den Zwe> irrt; die Thatſache ſelbſt aber kann nicht bezweifelt werden. Fm Waſſer <hwimmt das Tier mit vollkommener Leichtigkeit und Schnelligkeit, unter ſhlangenförmiger Bewegung des Leibes und des abgeplatteten- Schwanzes, nicht aber mit Hilfe ſeiner Füße, die hart an die Leibesſeiten angelegt und niemals bewegt werden. Ein Matroſe belaſtete eine mit einem ſ<weren Gewichte, verſenkte ſie ins Meer und glaubte ſie auf dieſe Weiſe augenbli>lih zu töten, mußte aber zu ſeiner Verwunderung ſehen, daß die Eſe, als er ſie nah. einer Stunde wieder heraufzog, noc vollkommen lebenskräftig war. Jhre Glieder und die ſtarken Krallen ſind trefflich geeignet, ſie über die holperigen und zerſpaltenen Lavamaſſen kriechen zu laſſen, die überall die Küſte bilden. An ſolchen Pläßen ſieht man eine Gruppe von 6 oder 7 dieſer unſchönen Kriechtiere auf dem {warzen Felſen einige Meter hoh über der Brandung, woſelbſt ſie ſih mit ausgeſtre>ten Beinen ſonnen.

„JG öffnete den Magen von mehreren und fand ihn jedesmal mit zermalmten Seetangen angefüllt und zwar mit Überreſten von der Art, die in dünnen, blätterartigen Ausbreitungen wächſt und eine hellgrüne oder dunkel rotgrüne Färbung hat. Da ih mi< niht erinnere, dieſe Seepflanze in beträhtliher Menge auf den von der Flut beſpülten Felſen geſehen zu haben, muß i< annehmen, daß ſie auf dem Grunde des Meeres in einer furzen Entfernung vom Ufer wächſt, und wenn dies richtig, iſt der Zwe>, weshalb dieſe Tiere gelegentlich ins Meer gehen, vollkommen erklärt. Bynoe fand einmal ein Stück von einer Krabbe in dem Magen der Meerechſe; dieſe Überreſte dürften aber wohl zufällig mit verſ<lu>t worden und die Angabe kaum von Gewicht ſein. Die Geſtalt des Schwanzes, die ſichere Thatſache, daß man die Meerechſe freiwillig im Meere hat ſ{wimmen ſehen, und die Nahrung endlih beweiſen zur Genüge, daß ſie dem Waſſer angehört. Nun aber macht ſi< noh ein ſonderbarer Widerſpruch geltend, der nämlich, daß ſie niht in das Waſſer flüchtet, wenn ſie in Furcht geſeßt wird. Man kann ſie leiht auf eine ins Meer hinaustretende Stelle treiben; hier aber läßt ſie ſih eher am Schwanze greifen, als daß ſie ins Waſſer ſpringt. Von einer Verteidigung dur Beißen ſcheint ſie keine Vorſtellung zu haben. Wenn ſie ſehr in Furcht gejagt wird, ſprißt ſie einige Tropfen des eingedrungenen Waſſers aus jedem Naſenloche von ſich. Eines Tages brachte ih eine gefangene an

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