Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

84 Erſte Unterordnung: Eidechſen; vierte Familie: Leguane.

ein großes, während der Ebbe zurücgebliebenes Waſſerlo<h und warf ſie mehrmals hinein, ſo weit ih konnte; ſie kehrte immer wieder in einer geraden Linie nah dem Plate zurü> auf welchem ich ſtand. Dabei beobachtete ih, daß ſie nahe am Boden mit zierliheren und ſhnelleren Bewegungen ſ{hwamm , hierbei die Füße niht gebrauchte, ſi<h aber bisweilen über unebenen Grund wegzuhelfen ſuhte. Wenn ſie am Rande anlangte, aber no< unter Waſſer wax, verſuchte ſie entweder ſi< in den Seepflanzen zu verbergen oder ſ{lüpfte in ein Loch; glaubte ſie, daß die Gefahr vorübergegangen, ſo kroch ſie auf die tro>enen Felſen herauf und watſchelte weg, ſo ſchnell ſie konnte. Jh fing dieſelbe C<hſe mehrere Male nacheinander, indem ih ſie na< einem paſſenden Punkte hintrieb, und bemerkte jedesmal, daß ſie nihts bewegen fonnte, in das Waſſer zu gehen, beobachtete aber, daß ſie, ſo oft ih ſie hineinwarf, in der eben beſchriebenen Weiſe zurü>kehrte. Vielleicht läßt ſi< dieſe anſcheinende Dummheit dur< den Umſtand erklären, daß ſie am Ufer keinem Feinde, im Meere hingegen oft den zahlreichen Haifiſhen zur Beute wird, das Uſer alſo als einen ſicheren Aufenthalt kennen gelernt hat.

„Während unſeres Beſuches im Oktober ſah ih ſehr wenige kleine Stücke dieſer Art und unter ihnen wohl keins unter einem Jahre alt. Es ſcheint mix de3halb wahrſcheinlih, daß die Fortpflanzungszeit no< niht angefangen hatte. Jh ſragte mehrere Einwohner der Jnſel, ob ſie wüßten, wohin ſie ihre Eier legte; ſie ſagten, daß ſie zwar mit den Eiern der anderen Art wohl bekannt wären, aber nicht die geringſte Kenntnis davon hätten, wie ſih die Meerehſe fortpflanze: eine höchſt merkwürdige Thatſache, wenn man bedenkt, wie gemein ſie iſt.“

Steindachner beſuchte die Galapagosinſeln im Fahre 1872 und fand, daß die Meere<ſen wie zu Zeiten Dampiers und Darwins zu Tauſenden vorhanden waren. „Als mein Reiſegefährte Pitkins“/ ſagt er, „eine große Anzahl dieſer häßlih ausſehenden Tiere ſih auf Lavablö>en ſonnen ſah, \{hoß er in die diht gedrängte Schar, und als i< ſelbſt unmittelbar darauf und ſpäter vielleicht nah einer Stunde denſelben Plaß beſuchte, wax er vollſtändig von dieſen Tieren geleert. Sie waren ſämtlih ins Meer geflohen und hatten ſih wahrſcheinlih ſpäter einen anderen entfernteren Schlupfwinkel geſucht. Dieſe meine Erfahrung, die ſi< au< auf der James- und Fervisinſel wiederholte, zeigt, daß die Meere<ſen, obwohl ſehr träge und unbeholfen in ihren Bewegungen und daher leiht und ohne beſondere Gegenwehr zu fangen, nunmehr doh der drohenden Gefahr zu entrinnen und nicht wie früher mit blinder Hartnäigkeit auf den Standplaß zurückzukehren ſuchen, wenn ſie dieſen oder deſſen Nähe von Feinden beſeßt ſehen. Bei ruhiger See trifft man nicht ſelten dieſe Echſen in weiter Entfernung von der Küſte im Meere ziemlih ſhnell ſ{<wimmend und tauchend an. Jhre Bewegungen im Waſſer gleichen denen einer Schlange. Nur der Kopf ragt beim Schwimmen über die Meeresflähe empor; die Beine ſind angezogen. Auf der Jervisinſel fand ih ſie bloß in der nähſten Nähe des Meeres auf rauhen, zerriſſenen Lavamaſſen meiſt herdenweiſe, gegen 100—150 auf einem leinen Raume. Auf der Jamesinſel ſtieß ih nur auf einzelne kleine Stü>e in beträchtlicher Höhe über dem Meere, an dem Rande kleiner mit Gras und Gebüſch bewachſener Felſenhöhlen, die viel: leiht als ihre Brutpläße dienen mögen. Magen und Gedärme ſind, wie Darwin bereits erwähnt, ausnahmslos mit breitblätterigen, kleinen und rötlichen Algen vollgeſtopft.“

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Die zweite Eidechſe der Galapagosinſeln, die wir Druſenkopf nennen wollen, iſt im

allgemeinen Gepräge ſowie auh dur<h den Mangel von Flügelbeinzähnen beim erwahſenen

Tiere weſentlich von der Meerehſe verſchieden und im ganzen no< plumper und ſ{hwerfälliger als dieſe. Nur auf das feſte Land angewieſen, entbehrt ſie der Schwimmhäute