Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Druſenkopf. Leguan. S1.

ſhnell ſie fönnen. Jh habe oft bei kleinen fliegenfreſſenden Eidechſen bemerkt, daß ſie mit ihrem Kopfe genau in derſelben Weiſe ni>en, wenn ſie auf etwas Achtung geben; aber ih weiß durhaus niht, weshalb es geſchieht. Wenn der Druſenkopf feſtgehalten und mit einem Sto>e gereizt wird, beißt er heftig; ih fing jedo<h manchen beim Schwanze, und feiner von dieſen machte einen Verſuch, mich zu beißen. Dagegen kämpfen zwei von ihnen, wenn man ſie auf die Erde ſet und zuſammenhält, ſofort miteinander und beißen ſi, bis Blut ſließt.

„Alle diejenigen Druſenköpfe, welche das niedere Land bewohnen, können während des ganzen Jahres kaum einen Tropfen Waſſer koſten; aber ſie verzehren viel von dem ſaftigen Kaktus, deſſen Äſte zufällig von dem Winde abgebrohen werden. Ich habe oft einem oder zweien ein Stück davon vorgeworfen, und es war ergößlich, zu ſehen, wie jeder den Biſſen zu ergreifen und wegzutragen ſuchte, gerade wie hungerige Hunde mit einem Knochen verfahren. Sie freſſen ſehr gemähli<h, kauen aber die Nahrung niht. Alle fleineren Vögel wiſſen, wie harmlos ſie ſind. J<h ſah einen von den di>ſhnäbeligen Finken an einem Ende eines Kaktusſtückes pi>en, während ein Druſenkopf an dem anderen fraß, und der kleine Vogel hüpfte naher mit vollkommener Gleichgültigkeit auf den Rücken des Kriechtieres. Jn dem Magen derer, die ih unterſuchte, fand ih ſtets nur Pflanzenfaſern und Blätter verſchiedener Bäume, beſonders ſolche einer Akazienart. Fn dem oberen Gürtel der Jnſel leben dieſe Ehſen hauptſählih von den ſauern und zuſammenziehenden Beeren der Guayavita, von welchen ich ſie und die Rieſenſchildkröten zuſammen habe freſſen ſehen. Um die Akazienblätter zu erhalten, ſuchen ſie die niederen, zwerghaften Bäume auf, und es iſt nihts Ungewöhnliches, daß man eine oder ein Paar meterho< über dem Boden auf Äſten figen und ruhig frêſſen ſieht. Die Einwohner ſagen, daß die Druſenköpfe, welche die feuchte Gegend bewohnen, Waſſer trinken, daß aber die anderen des Trinkens halber nicht von ihren unfruhtbaren Tiefen zur waſſerreichen Höhe emporwandern, wie die Schildfröten es thun.

„Während der Zeit unſeres Beſuches hatten die Weibchen in ihrem Körper zahlreiche, große, längliche Eier. Dieſe legen ſie in ihre Höhlen, und die Einwohner ſuchen ſie für die Küche auf. Das gekochte Fleiſch ſieht weiß aus und gilt bei denen, deren Magen über Vorurteile erhaben iſ, für ein ſehr gutes Eſſen.“

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„Zwei Arten blühender Fngas hatten eine ungewöhnlih große Anzahl Leguane herbeigelo>t. Bei jedem Ruderſchlage, welchen wir vorwärts thaten, ſtürzten ſih 3—4 der großen Tiere von den Bäumen ins Waſſer hinab oder verſ<hwanden, mit Gedankenſchnelligkeit von Zweig zu Zweig ſ<hlüpfend, in der dihten Belaubung der Wipfel, einem ZuUfluchtsorte, der jedo< niht vor dem Späherauge der Jndianer und ihren ſicher treffenden Pfeilen hüten konnte. Alles war Leben und Bewegung geworden; denn es galt, einen der föſtlihſten Leckerbiſſen für die heutige Mahlzeit ſo reihli<h wie möglich in die Töpfe zu bekommen. Mit den Gewehren war die Jagd nicht ſo erfolgreich wie mit den Pfeilen, da die mit Schrot geſchoſſenen Leguane, wenn ſie niht unmittelbar tödlich verleßt waren, ſi<h augenbli>li< ins Waſſer ſtürzten und nicht wieder zum Vorſchein kamen, während die langen Pfeile ſolches verhinderten. Unter der Beute befanden ſi<h mehrere Stücke, die faſt 2 m lang und 30 cm di> waren. Ungeachtet des erſchre>enden Äußeren des Tieres gehört das Fleiſh doh zu dem zarteſten, das es geben fann. Gleih wohlſhme>end ſind auch ſeine Eier. Dieſe geſuchten Eigenſchaften tragen natürlich, namentlih an der Küſte, wo ſi< zu den Eingeborenen auh no< die Curopäer, Farbigen und Schwarzen geſellen, viel dazu bei, daß dort das Tier immer ſeltener wird.“