Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

88 Erſte Unterordnung: Eidechſen; vierte Familie: Leguane.

Mit ſolchen Worten ſchildert Shomburgk eine Begegnung mit dem Leguan (Iguana tuberculata, caerulea, viridis, squamosa, emarginata und lophyroides, Tacerta und Hypsilophus iguana), der befannteſten der beiden Arten und gewiſſermaßen dem Urbilde ſeiner geſamten Familie. Die Merkmale der Gattung der Leguane (Tguana) ſind zu finden in dem geſtre>ten, ſeitlih zuſammengedrü>ten Leibe, dem großen, vierſeitigen Kopfe, kurzen Halſe, den kräftigen Beinen, ſehr langzehigen Füßen und dem ſehr langen, zuſammengedrü>ten, mit gleihförmigen Kielſchuppen beſeßten Schwanze, einem großen, hängenden Kehlſa>e mit Stachelklamm an deſſen Vorderteile und dem vom Na>en bis zur Schwanzſpitze verlaufenden Rüenkamme, den vielſeitigen, platten, hinſihtli<h der Größe ſehr verſchieden gewölbten, hö>erigen oder gekielten Kopfſchilden, den glatten oder {<wa< getielten Schuppen des Bauches, den dreikieligen Schilden an der Unterſeite der Zehen, den Schenkeldrüſen, dem ſehr großen, runden, frei liegenden Trommelfelle, den weiten Naſenlöchern und dem Gebiſſe, in welchem die Vorderzähne kegelförmig, ſpißzig und etwas na< hinten gekrümmt, die übrigen dreie>igen zuſammengedrüdt und, abweichend von den meiſten verwandten Gattungen, an der Schneide gezähnelt ſind. Außer den Kinnladen tragen au< die Flügelbeine jederſeits no< eine doppelte Reihe von kleinen Zähnen, deren Anzahl wie die der în den Kinnladen ſizenden je na<h dem Alter ſ{<hwankt.

Der Leguan erreiht 1, 4—1,6 m Länge, wovon 1 m oder mehr auf den Shwanz fommt. Die Grundfärbung der Haut iſt ein ſhönes Blattgrün, das hier und da in Blau, Dunkelgrün, Braun und Grau übergeht; Unterſeite und Beine ſind geſtreift; häufig ſieht man ein weißlihes Band vor der Achſel; den Shwanz umgeben mehrere deutliche, breite, dunftle Binden. Die Geſamtfärbung iſt übrigens vielfahem Wechſel unterworfen, um ſo mehr, als au< der Leguan die Fähigkeit beſit, ſeine Farben zu verändern.

Die Lebensweiſe der verſchiedenen Leguane, von welchen man ungefähr ein halbes Dugzend Arten aufgeſtellt hat, die ſi< aber auf nur zwei gut unterſchiedene Arten zurü> ſühren laſſen, ſcheint in allem weſentlichen ſo übereinſtimmend zu ſein, daß es geſtattet ſein darf, das von verſchiedenen Arten Bekannte zuſammenzuſtellen.

Alle Leguane bewohnen den tropiſchen Teil Südamerikas und die Länder um und in dem Meerbuſen von Mexiko, alſo auch die Antillen, und alle leben auf Bäumen, am liebſten auf ſolchen, welhe an den Ufern von Gewäſſern ſtehen. Hier bewegen ſie ſih mit großer Gewandtheit, von Zweig zu Zweig kletternd und ſpringend, wiſſen ſih auh geſchi>t im Gelaube zu verſte>en und dem ungeübten Auge unſichtbar zu machen. Gegen Abend ſteigen ſie nicht ſelten zum Boden nieder, um auch hier Nahrung zu gewinnen, bei Gefahr aber flüchten ſie, falls es ihnen irgend möglih iſt, wieder zu den hohen Wipfeln der Bäume empor oder, wie wir bereits wiſſen, in die Tiefe des Waſſers hinab. Jn leßterem ſind ſie ebenſo zu Hauſe wie die Warane, und ihr kräftiger Shwanz, der als Ruder gebraucht wird, fördert ſie mit überraſchender Shnelligkeit und Sicherheit. Sie ſhwimmen, wie Tyler hervorhebt, wie alle übrigen Eidechſen, inſofern ſie ihre vier Beine dicht an die Seiten des Leibes legen und aus\<hließli<h den Schwanz benugen. So beherrſchen ſie das Waſſer vollkommen, tauchen ebenſo geſchi>t, wie ſie ſchwimmen, verweilen ſehr lange Zeit in der Tiefe, ermüden niht und mögen durch ihre Gewandtheit allen ſie in dem ihnen eigentli fremden Elemente bedrohenden Feinden entgehen, kümmern ſih mindeſtens niht im geringſten um Krokodile oder Kaimans, die in den von ihnen beſuchten Flüſſen hauſen.

Duméril bemerkt, daß ex in dem Magen aller von ihm unterſuhten Leguane nur Pflanzenſtoffe gefunden habe, und au< Tyler und Sumichraſt ſtimmen hierin mit ihm überein. Leßterer fand in den Eingeweiden der von ihm zergliederten Stücke nux weiche Beeren, die zuweilen auh den Darm außerordentlich ausdehnten; Tyler bemerkt, daß man unter den halbverdauten Blättern zuweilen unzählbare Mengen kleiner Würmer finde, die,