Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Leguan: Verbreitung. Leben8weiſe. Weſen. Fortpflanzung. 89

wie er annimmt, an den vom Leguan verzehrten Blättern geſeſſen haben und mit leßteren verſhlu>t worden ſind. Daß ſie gelegentlih auh Kerbtiere verzehren, wird von verſchie: denen Forſchern behauptet und konnte auh an gefangenen Leguanen beſtätigt werden; die Hauptnahrung bilden aber ganz unzweifelhaft Pflanzenſtoffe.

Gewöhnlich entfliehen ſie beim Anbli>e des Menſchen, weil ſie gelernt haben, in dieſem ihren gefährlichſten Feind zu ſehen; in die Enge getrieben aber ſtellen ſie ſich mutig zur Wehr, blaſen ſih zunächſt auf und dehnen den Kehlſa> aus, um ſich ein Furcht einflößendes Anſehen zu geben, ziſchen, fauchen, ſpringen auf ihren Gegner zu, verſuchen ſi<h an ihm feſizubeißen und laſſen das einmal mit dem kräftigen Gebiſſe Erfaßte ſo leicht niht wieder los, teilen auh mit dem ſtarken Schwanze heftige und ſ{<merzhafte, ja ſelbſt gefährliche Séläge aus. Während der Paarungszeit ſollen ſie ſehr erregt und noh viel boshafter ſein als ſonſt, das erwählte Weibchen niht verlaſſen und auf jedes dieſem ſi<h nähernde Tier wütend losſtürzen, auh unter ſih grimmig um den Beſiß der Weibchen kämpfen. Dieſe erſcheinen geraume Zeit nah der Paarung in der Nähe von Sandbänken, um hier ihre Eier abzulegen, und dies iſt die Zeit, in welcher man die ſonſt ſehr verſte>t lebenden Tiere am häufigſten beobachtet. Auf Santa Lucia findet das Eierlegen in den Monaten Februar, März und April ſtatt. Die Eier haben ungefähr die Größe der Taubeneier, ſind weihſcalig und von weißer oder licht ſtrohgelber Färbung, hinſichtlih der Beſchaffenheit ihrer Schale feinem Handſchuhleder ähnlich, und fallen dem Neulinge, wie die meiſten Kriechtiereier, dadur< auf, daß ihr Jnhalt faſt nur aus Dotter beſteht. Die Weibchen legen ſie in ein Loch im Sande und de>en es ſorgfältig wieder zu, bekümmern ſi< dann aber niht mehr um die Brut. Schomburgk bemerkt, daß er in den Eierſtö>ken der von ihm erlegten Weibhen 18—24 befruchtete Keime fand. Nah Tylers Unterſuchungen legen alte Weibchen beträchtlih mehr Eier als junge. Ein von ihm gefangen gehaltenes z. B. brachte an einem Tage deren 5 und fünf Tage ſpäter 32 zur Welt. Fn dem Leibe der zergliederten Weibchen fanden ſi, je nah der Größe des Tieres, 8, 14 und 17 Eier, die in zwei Reihen zu jeder Seite des Leibes gelagert und alle von gleicher Größe waren. Nah Sumichraſts Erfahrungen kommt es jedo< ſehr häufig vor, daß mehrere Leguanweibchen gemeinſchaftlih in eine Grube legen, ſo daß man zuweilen bis zehn Dugend Eier in einer Bruthöhle finden fann. Viele Eier werden nicht allein von den Ameiſen, ſondern auch von kleinen Säugetieren, insbeſondere der auf Santa Lucia vorkommenden ſogenannten Moſchusratte zerſtört. Es erſcheint daher glaublih, daß die Leguanweibchen abſihtlih die Seeküſte auf: ſuchen, deren Sand den erwähnten Feinden minder zugänglich iſt als die Bänke an Flüſſen. Die ausgeſhlüpften Jungen ſcheinen längere Zeit zuſammen zu bleiben, da A. von Humboldt erwähnt, daß ihm von ſeinem Führer ein Neſt junger, 10 cm langer Leguane gezeigt wurde. „Dieſe Tiere waren kaum von einer gemeinen Eidechſe zu unterſcheiden; die RKückenſtacheln, die großen, aufgerihteten Schuppen, alle die Anhängſel, welche dem Leguan, wenn er 1—1,» m lang iſt, ein ſo ungeheuerliches Anſehen geben, waren kaum in ihren erſten Anfängen vorhanden.“

Jn Weſtindien iſt die Anſicht, daß das Fleiſh der Leguane ungeſund ſei, in gewiſſen Krankheiten insbeſondere die Zufälle vermehre, ziemli< allgemein verbreitet; gleihwohl fehrt ſich niemand an dieſe Meinung, ſucht vielmehr, faſt mit demſelben Eifer wie die Begleiter Shomburgfks, ſih ein ſo le>eres Gericht für die Küche zu verſchaffen. Catesby ſagt, daß die Leguane als gewöhnlicher und einträglicher Handelsgegenſtand gefangen von Hand zu Hand gingen und auf dem Feſtlande endlich zu hohem Preiſe für die Tafel reicher Leute gekauft würden. Das Fleiſch gilt für leihtverdaulih, nährend und ſ<hma>haft und wird gebraten, häufiger aber no gekocht gegeſſen. Die Eier, in welchen ſich faſt kein Eiweiß findet, und die beim Kochen nicht erhärten, werden gewöhnlich zur Herſtellung von Brühen