Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

10 Ein Bli> auf das Leben der Geſamtheit.

Fruchthofe, erhebt ſi< nun der Rückenwulſt, der den vertieften Raum einſchließt, welcher na<h und nah dur< Zuwölbung des Wulſtes ſi< in das Rohr für Gehirn und Rückenmark umwandelt. Unter der Rücenfurche erſcheint die Wirbelſäule in ſtabförmiger Geſtalt. An dem Vorderteile, wo die Nückenfurche ſih ausbreitet, laſſen ſi< na<h und nach bei der Überwölbung des Wulſtes die einzelnen Hirnabteilungen unterſcheiden, von welchen die des Vorderhirnes von Anbeginn an die bedeutendſte iſt; ſobald indeſſen das Kopfende ſich deutlicher zu geſtalten beginnt, tritt auc jener durchgreifende Unterſchied zwiſchen niederen und höheren Wirbeltieren hervor, den man mit dem Namen der Kopfbeuge bezeihnet. Der flahe Keimling liegt nämlih mit der mäßig gekrümmten Bauchfläche der Oberfläche des Dotters auf und zwar in der Querachſe des Eies; indem er nun ſi< erhebt und ſeitli< abgrenzt, ſ<hließt ſi< ſein Kopfende beſonders raſh ab, kni>t ſih aber zugleih na< vornhin gegen das Dotter ein, in ähnlicher Weiſe, wie wenn man den Kopf ſo ſtark wie möglih ſenkt und gegen die Bruſt drückt. Das Ende der Wirbelſaite und der unmittelbar davor in der Lücke der beiden Schädelbalken ſi< ablagernde Hirnanhang, der indes erſt ſpäter erſcheinen wird, bilden den Winkelpunkt dieſer Einkni>ung, der ein rundliher Eindru> auf dem Dotter entſpricht. Dieſe Kopfbeuge wirkt ſo ſtark, daß es unmöglich iſt, die Bauchfläche des Kopfes und Halſes zu unterſuchen, ohne den Kopf gewaltſam in die Höhe zu drü>en. Unmittelbar nah der Schließung des Rü>enwulſtes und dem Erſcheinen der Wirbelſaite ſowie der Kopfbeuge beginnt die Bildung einer anderen Eigentümlichkeit der Keime höherer Wirbeltiere, die der ſogenannten Schafhaut nämlich. Die äußere Zellenſchicht des Keimlings, aus welcher ſi<h na< und nach die äußere Haut bildet, ſeßt ſih zwar über das ganze Dotter fort, es umfaſſend, bildet aber zugleich vorn und hinten eine Falte, die ſi über das Kopf- und Shwanzende ſ{hlägt, von allen Seiten her über den Keim gegen den Mittelpunkt des Rückens hin zuſammenwächſt, den Keimling von allen Seiten her ein{ließt und eine unmittelbare Fortſeßung ſeiner Hautlage iſt. Schon vor Entſtehung und vollſtändiger Ausbildung der Schafhaut ſind auch die übrigen organiſchen Syſteme angelegt worden. Jn dem undurthſihtigen Teile der Keimhaut, dem ſogenannten Gefäßhofe, haben ſih die Lückenräume der erſten Gefäße ſowie die erſten Blutzellen gebildet, und zugleich iſt in der Halsgegend, verſte>t durch die Kopfbeuge, eine Zellenanhäufung entſtanden, die ſih allmählich zum ſc<hlau<hförmigen Herzen aushöhlt. Hinter dem Herzen liegt anfangs der ganze Körper des Keimlings platt dem Dotter auf, ſo daß die Stelle des Darmes durch eine lange, flache Rinne erſetzt iſt, die von dem Dotter beſpült wird; die Bauhwandungen {ließen ſih aber allmählih zuſammen, die Rinne wölbt ſih zu und wandelt ſi bald zu einem Rohre um, das nur noch an einer gewiſſen Stelle durch einen offenen Gang mit dem Dotterſa>ke im Zuſammenhange ſteht. Fndem ſi< nun Darm- wie Bauchwände gegen das Dotter hin mehr und mehr zuſammenſchließen, bleibt endlih nur noh als lezter Zuſammenhang zwiſchen Keimling und Dotter der Nabel übrig, der ſich erſt bei der Geburt vollſtändig ſchließt. Mit dem Beginne des Darmſcluſſes tritt die Bildung der Harnhaut ein. Von der Stelle aus, wo die Hinterfüße hervorſproſſen, erhebt ſih ein eines, birnenförmiges Bläschen, das eine Ausſtülpung der vorderen Darmwände darſtellt und raſh nah vorn wächſt, indem es dur< den vorderen Nabelring hindurchdringt und ſi<h nun über der Schafhaut ausbreitet. Während dieſe gänzlich geſchloſſen iſt, hat die Harnhaut im Gegenteile eine große Anzahl von Gefäßverzweigungen, die das Atmen des Keimlings vermitteln. „Gegen das Ende der Entwi>elung hin“, ſchildert K. Vogt, „findet man in dem Eie den Keim in ſeiner Schafhaut eingehüllt und an der Bauchfläche die Nabelöffnung zeigend, aus welcher der Reſt des Dotters als birnförmige, mit mehr oder minder langem Stiele verſehene Blaſe und der weite Umhüllungsſa> der Harnhaut hervorragt. Der Dottergang {ließt ſich bald vollſtändig ab, ebenſo der Stiel des Harnſa>es, deſſen Gefäße