Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

40 Erſte Unterordnung: Eidechſen; erſte Familie: H aftzeher.

Stellung zeigen und die Tiere befähigen, an ſchr glatten Flächen, gleichviel in wel<her Stellung, umherzulaufen. Bei einzelnen erweitert ſi die ganze Unterfläche der Zehen; bei anderen nimmt die Blattſcheibe nur einen Teil davon ein; bei dieſen iſt ſie in der Mitte geteilt, bei jenen ungeteilt; bei manchen tragen bloß die Endglieder der Zehen erweiterte Scheiben, bei manchen wiederum werden die Blattſcheiben dur<h runde Warzen erſeßt; bei anderen endli< find die Zehen ebenſo geſtaltet, aber noh eingefni>t 2c.: kurz, die Geſtalt der Zehen iſt höchſt mannigfaltig und gibt dem ordnenden Tierkundigen ein

tittel an die Hand, zahlreiche Gattungen zu beſtimmen und abzugrenzen. Bei den meiſten Arten ſind ſcharfe, ſpißige, bewegliche, manhmal auh zurü>ziehbare Krallen vorhanden; dieſe können aber au< an einzelnen, zuweilen an allen Zehen fehlen. Die äußere Bekleidung beſteht aus ſehr kleinen, nebeneinander ſtehenden Körnchen oder Schüppchen, zwiſchen welchen oft größere ſich einfügen. Nur wenige Gattungen ſind mit ähnlichen Rundſchuppen bede>t, wie wir ſie bei den Wühlechſen finden. Das Gebiß zeichnet ſich aus durch die große Anzahl, niht aber durh Mannigfaltigkeit der Zähne, da dieſe faſt ſämtlich die gleiche Geſtalt und Größe haben und nur die hinteren ſih allmählich gegen die vorderen verfürzen. Jhre Krone iſt einſpizig und etwas zuſammengedrückt, ihr Stamm mwalzenförmig. Dur beſondere Größe ausgezeihnete E>zähne fehlen, Gaumenzähne ebenfalls. Beim Öffnen des Maules und Beißen bewegt ſi, nah den Unterſuchungen von E. B. Poulton, auh der Oberkiefer nah aufwärts, wie es infolge der loſen Verbindung des Schnauzenteiles mit dem übrigen Schädel zu erwarten war.

Die Abteilung der Haftzeher zerfällt in ungefähr 50 Gattungen. Fhre Unterſcheidung hat jedo<h nur für den Fahmann Wiqtigkeit, da die Unterſchiede der einzelnen Gruppen gering und die Bedeutung der verſchiedenen Arten für den Menſchen mehr oder weniger dieſelbe iſt. Für unſeren Zwe> wird es genügen, wenn ih mih auf eine kurze Beſchreibung dreier Arten beſhränke, von welchen jede eine Gattung vertritt.

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Halbzeher (Hemidactylus) heißen diejenigen Arten, deren Zehen nur an der Wurzelhälfte ein Blattkiſſen tragen, während das vorleßte und lezte Zehenglied frei iſt. Die Blattſcheibe wird durch eine Längsfurche in zwei Teile geſchieden. Die Unterſeite des Schwanzes bekleiden Schilde. Die Männchen beſißen After- oder Schenkelporen.

Dieſe Gattung vertritt im Süden Europas der Scheibenfinger (Hemidactylus rurcicus, Lacerta turcica, Gecko cyanodactylus und meridionalis, Hemidactylus triedrus, granosus, verruculatus und cyanodactylus), ein kleiner, nur 9—10 em langer Ge>o, der ſi durch ſeine undeutlich dreie>igen, in 14—16 Längsreihen geordneten Wärzhen, von welchen ein Teil weiß, ein anderer ſhwärzlih gefärbt iſt, und das gräulihbraun gefle>te Fleiſchrot der Oberſeite von ſeinen übrigen europäiſchen Verwandten unterſcheidet. Nach F. Werner zeichnet ſich der Scheibenfinger vor anderen Ge>onen durch ſeinen Farbenwechſel aus: im Finſtern faſt milhweiß und durchſcheinend, ändert er ſeine Rückenfärbung im Lichte dur Hellbraun bis zu dunklem Braun. Ex lebt in denſelben Ländern wie der Mauerge>o, geht aber ſüdöſtlih bis zu den Geſtaden des Roten Meeres und bis Sind.

Die Fältler (Ptychozoon) kennzeihnen ſih dur< eine Hautfalte an jeder Körperſeite, die auh den Schwanz lappig ſäumt, und die ihrer ganzen Länge nah dur eine Haut verbundenen Zehen, von welchen nur vier mit Nägeln bewehrt ſind.