Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Agamen: Allgemeines. Flugdrache. 5L

umgebracht würden; deshalb eben ſtünden dieſe Vögel bei den Ägyptern in ſo hoher Ehre. Die Geſtalt dieſer S<hlangen iſt die der Waſſerſchlangen; ihre Flügel aber haben feine Federn, ſondern ſind wie die der Fledermäuſe gebildet. Arabien bringt Weihrauch, Myrrhen, Kaſſia und Zimt hervor. Dieſe Weihrauchbäume werden von den geflügelten Schlangen gehütet (von denſelben, die herdenweiſe nah Ägypten kommen); do< kann man ſie durh den Rauch von Storax vertreiben.“

Von welchen Tieren der Vater der Geſchichte erzählt, läßt ſih niht mehr beſtimmen; mögli aber iſt es immerhin, daß man ſ{<hon damals von den kleinen, wenn auh niht geflügelten, ſo do< mit einem Fallſchirme verſehenen Baumechſen Oſtindiens einige Kenntnis hatte. Mit den fabelhaften Drachen oder Lindwürmern, die man bald als geflügelte Rieſenſchlangen, bald als befittichte Krokodile darſtellte, haben dieſe harmloſen kleinen Tierchen nichts weiter gemein als den Namen, den ſie eben jenen eingebildeten Geſtalten verdankten.

Die 5 oder 6 falſchen Rippen jederſeits ſind bei ihnen, den Drachen (Draco), zu Trägern eines halbkreisförmigen Fallſchirmes umgeſtaltet, der in der Nuhe zuſammengefaltet werden kann und an die demſelben Zwe>e dienende Flatterhaut der fliegenden Eichhörn<hen und Flugbeuteltiere erinnert, aber niht, wie bei dieſen, mit den Beinen in Verbindung ſteht. Eine anderweitige Hautwucherung hängt von der Mitte der Kehle herab, und eine kleinere Falte befindet ſih auf jeder Seite der Kehlwange. Der Kopf iſt di> und ho, die Schnauze kurz und ſtumpf, der Hals ziemlich lang, der Leib niedergedrü>t, eigentlih flapperdürr, der Shwanz lang, dünn und nah dem Ende zu gleichmäßig verſ{<mächtigt; die Beine zeihnen ſih aus dur ihre verhältnismäßige Länge und Schlankheit; die Füße beſißen vorn wie hinten fünf lange, dünne Zehen, die mit furzen, gekrümmten Nägeln bewehrt ſind. Die kleinen, runden Naſenlöcher münden in einem einzigen, kleinen, ſehr hervortretenden Schilde, aber in ſehr verſchiedener Weiſe: bald nach oben, bald nah der Seite. Das Auge iſt mäßig groß, mit wohl entwi>elten Lidern gede>t, der Augenſtern rund, wie es dem Tagleben der Tiere entſpriht. Das Trommelfell fehlt keiner Art, iſt jedoh bei einzelnen na>t, bei anderen mit kleinen Schuppen bekleidet. Sehr kleine Shuppen deen den Kopf und vergrößern ſih nur am Lippenrande zu mäßigen Schilden; kleine, feine Schuppen bekleiden au< den übrigen Leib. Drei bis vier Vorderzähne, zwei wohl entwi>elte Fang: und zahlreiche dreiſpißzige Backenzähne in jedem Kiefer bilden das Gebiß Schenkelporen fehlen.

Das auffallendſte Merkmal der Drachen iſt unzweifelhaft der durch die falſchen Rippen geſtüßte Fallſhirm, weil eine derartige Bildung bei keinem anderen Tiere weiter vorkommt. Die Schlangen ſind bekanntlich die einzigen Geſchöpfe, die ihre Rippen als Bewegungswerkzeuge verwenden; aber während bei ihnen alle Rippen einem Zwe>e dienen, für welcen anderweitige Werkzeuge fehlen, kommt bei den Drachen nur einem Teile der Nippen die Aufgabe zu, wohl entwi>elte Glieder no< anderweitig zu unterſtüßen. Es erſcheint, wie E. von Martens hervorhebt, beſonders auffallend, daß gerade in der Heimat der Drachen ſih auch die meiſten fliegenden oder richtiger luftſpringenden Säugetiere finden, und daß hier ſogar fliegende Fröſche entde>t worden ſind, während es im heißen Afrika nur ſogenannte fliegende Eichhörnchen und in den gleich gelegenen Ländern Südamerikas überhaupt feine ſogenannten vierfüßigen fliegenden Tiere gibt.

Unter den 21 Arten der Gattung, die man bis jeßt unterſchieden hat, gilt der Flugdrache (Draco’ volans, praepos, viridis, fuscus und daudini) als die bekannteſte. Das reizende Geſchöpf erreicht niht mehr als 21 cm Geſamtlänge, wovon 12,5 em auf den langen, ſchlanken Schwanz zu rechnen ſind. Die Naſenlöcher liegen auf der Seite und